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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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W as soll man sagen, wenn der Mann, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte, einem endlich die entscheidende Frage stellt? Ich meine natürlich die H-Frage! Wenn man sich diesen Moment davor schon monatelang ausgemalt hat. Und, wenn man ehrlich ist, eigentlich schon als Mädchen davon geträumt hat. Gut, damals hatte man vielleicht noch ein genaueres Bild von dem Kleid, das man tragen, als von dem Mann, der neben einem stehen würde. Schließlich kannte ich Hrithik da noch gar nicht. Seinetwegen ist der Sahne-Baiser-Traum in meiner Vorstellung einem knallbunten Sari gewichen. Das sage ich ihm lieber nicht, denn er ist längst so eingedeutscht, dass er den ganzen Ethno-Kram kein bisschen mag.
    Hrithik ist mein umwerfender Freund mit indischen Wurzeln. Er ist witzig, schlau, nett, attraktiv und – nein, er ist kein IT-Spezialist, sondern Anwalt. Er ist also ganz offensichtlich perfekt. Und ich liebe ihn trotzdem.
    Was also sagt man so einem Mann, wenn er einen fragt, ob man ihn heiraten möchte? Klingt wie eine rein rhetorische Frage. Mir ist es aber tatsächlich gelungen, den perfekten Moment absolut und unwiderruflich zu vermasseln.
    Vielleicht hätte er sich ja auch einfach nur verkneifen können, mir den Antrag ausgerechnet unter einem Weihnachtsbaum zu machen. Das wäre für manch eine sicher der Gipfel der Romantik – mit all den Kerzen und dem Bling-Bling zwischen den grünen Zweigen. Für mich verkörpert der schmucke Christbaum aber den Horror schlechthin. Was soll ich sagen?! Manche Menschen haben eine Phobie, was Fahrstühle angeht, andere fürchten sich vor Schlangen, und ich bekomme Atemnot, wenn ich einen Weihnachtsbaum sehe. So ist das eben. Das konnte Hrithik nicht wissen, weil ich es ihm nie gesagt hatte. Wozu auch? Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass ein Mann, der – zumindest auf dem Papier – Hindu ist, auf die Idee kommt, mir ganz stolz ein so überflüssiges Stück meines Kulturguts zu präsentieren. Und das am Vormittag des Heiligabends, noch bevor ich meinen ersten Kaffee intus hatte. Nicht, dass ich ihm da jetzt einen echten Vorwurf machen will …
    Bevor ich es vergesse: »Oh, äh … ich weiß nicht«, war übrigens die klägliche Antwort auf die Frage aller Fragen.
    Â»Wie meinst du das?«, hat er mich verwirrt gefragt und überrascht geblinzelt.
    Ich weiß nicht, was ich meinte. Ich weiß ja noch nicht einmal, was ich denken oder fühlen soll.
    Â»Du siehst aus, als hätte ich dir gerade eine Ohrfeige verpasst. Eigentlich habe ich dich aber gefragt, ob du mich heiraten willst. Was hast du denn?«
    Um mich herum hat sich alles gedreht. Als er mir an die Schulter greifen wollte, habe ich ihn angefaucht. »Setz mich doch nicht so unter Druck!« Und bin aus der Wohnung gestürzt. Wenn ich also sage, ich habe es vermasselt, dann meine ich: Ich habe es so richtig vermasselt.
    Wenigstens irre ich jetzt nicht ziellos umher, auch wenn es sich genauso anfühlt. Wie eine Schwachsinnige schlittere ich über Glatteis zu dem Altersheim, in dem ich auch an diesem Tag arbeite. Wie so oft bin ich zu spät dran und nun auch noch völlig aufgelöst. Mit allem hätte ich an diesem Tag gerechnet, nur nicht mit einem Antrag unter Weihnachtsgrün.
    Ich dachte ja, Hrithik wären die Feiertage vollkommen egal. Schließlich kann für ihn das Christkind kaum mehr Bedeutung haben als für uns Ganesha, der Elefantengott mit dem Riesenrüssel. Dabei weiß ich wirklich nicht, warum ich so bescheuert reagiert habe. Ich meine, ich liebe diesen Mann und ich WILL meine Zukunft mit ihm verbringen … Zu blöd, dass ich ihm das so nicht gesagt habe.
    Jetzt wäre es sicher sehr hilfreich, so eine abgeklärte, freundliche Mutter zu haben, die gleichzeitig auch die beste Freundin ist. Die könnte ich fragen, warum ich so ein Problem aus etwas Wunderbarem mache. Sie würde mir eine dampfende Tasse heiße Schokolade reichen. Und während die süße Flüssigkeit meinen Körper von innen wärmt, würde ihre behagliche Mütterlichkeit meine Welt wieder in Ordnung bringen. Mit einem weisen Lächeln würde sie mein Haar tätscheln und so etwas sagen, wie: »Ach, Schatz, wie schwer du dir das Leben machst! Was spricht denn dagegen, einen Mann zu heiraten, den du über alles liebst? Einen Mann, mit dem du ohnehin den Rest deines Lebens verbringen

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