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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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ganzer Schwarm Enten aufgeregt schnatternd hinschwamm.
    Wir hatten das Bootshaus erreicht, er manövrierte uns lässig in eine Bootslücke am Steg und reichte mir die Hand zum Aussteigen. Ich wollte nicht aussteigen, ich wollte dieses Gespräch zu Ende bringen, wollte nicht klein beigeben und ihm den Triumph überlassen. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander.
    »Aber wer bist du, dass du entscheiden kannst, was dumm ist und was nicht?«, fragte ich.
    Er richtete sich auf, wurde unglaublich groß, nahm sein schwarzes, vom Wasser schweres Cape aus dem Boot und schwang es trotzdem über seine Schultern. »Das ist ganz einfach. Ich entscheide, denn ich bin Gott.«
    Er lächelte mir noch mal zu, beugte sich über den Bootsrand zu mir her, streichelte meine Wange und murmelte ganz leise, sodass ich mir bis heute nicht sicher bin, ob ich mir das nicht nur eingebildet habe: »Und du, kleine Rebellin, bist göttlich . . .« Und dann ging er weg.
    Ließ mich sitzen, einfach so.
    Und obwohl mir schon klar war, dass Valle verrückt sein musste, wünschte ich mir nichts mehr, als dass er zurückkäme, mit mir reden, mich an sich pressen und küssen würde.
    Wie in Trance stand ich auf, balancierte über den Bootsrand auf den Bootssteg, drehte mich um und klaubte automatisch unseren Müll auf, starrte Valles leeren, zerdrückten Kaffeebecher an und fragte mich, warum er sich einerseits so etwas Schönes wie dieses Seepicknick für mich ausgedacht und mich dann andererseits ständig provoziert hatte.
    Ich warf Becher, Zuckertütchen und die Sandwichverpackungen in den nächsten Mülleimer, und als ich den dumpfen Aufprall in der Tonne hörte, hatte ich plötzlich Angst, das könnte auch schon alles gewesen sein. Mann, Toni, der Typ ist ein Freak, bleib locker, versuchte mein Verstand mich zu beruhigen, aber mein Bauch sagte ganz was anderes. Mein Bauch behauptete, dass dieser Freak der mit Abstand interessanteste Typ war, den ich je kennengelernt hatte, und zwar nicht nur wegen seiner schönen Augen.
    Plötzlich legte sich von hinten eine Hand auf meine Schulter und riss mich mit einem Schlag aus meinen Überlegungen.
    Valle.
    Valle war zurückgekommen.
    Ich wagte kaum zu atmen, wollte diesmal nichts Falsches sagen.
    »Hi, Toni . . .« Robert drehte mich zu sich um. Die Enttäuschung breitete sich wie ein bitterer Geschmack in meinem Mund aus.
    Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, er solle abhauen und mich in Ruhe lassen. Aber ich blieb stumm. Seine Hand rutschte von der Schulter auf meinen nackten Unterarm. Ich musste endlich etwas sagen.
    »Was willst du denn hier?«
    »Ein Bier trinken, so wie du.«
    »Und?«
    »Dachte, wir könnten noch mal über uns reden. Ich wollte dir noch eine Chance geben.« Er legte seine zweite Hand auf meinen anderen Arm, was mich endgültig zu Eis werden ließ. Ich starrte auf seine Hände, in die hatte ich mich damals verliebt. Musikerhände. Sie waren immer noch schmal und kräftig, aber sie fühlten sich auf meiner Haut ungefähr genauso angenehm an, als wären es Spinnen, die über meinen Körper krochen. Ich schüttelte mich. Was war nur mit mir los?
    Es war ja nicht so, als ob ich Valle eben nähergekommen wäre, im Gegenteil, wir hatten sogar gestritten. Warum erschien mir Robert dann plötzlich so fremd?
    »Ich will nicht reden«, antwortete ich also.
    »Wieso nicht?« Er ließ meinen Arm los, als hätte er sich verbrannt.
    »Es gibt nichts zu reden.«
    »Hast du einen anderen?« Robert durchbohrte mich mit seinen grauen Augen, ich wich ihm aus, dabei fiel mein Blick auf das Lederband mit dem silbernen Pegasusanhänger, den er jetzt zwischen den Fingern hin und her wandern ließ. Den Anhänger hatte ich ihm zum Geburtstag geschenkt, da waren wir gerade erst eine Woche zusammen gewesen.
    »Nein, es gibt keinen anderen.« Jedenfalls noch nicht, dachte ich und wünschte mir, dass sich das sehr bald ändern würde. Wie grausam man wird, wenn man keine Gefühle mehr für den anderen hat.
    »Du lügst.«
    »Und du nervst.« Ich schämte mich ziemlich. Aber wie sollte ich ihm denn erklären, was mit mir passiert war, wenn ich es selbst nicht kapierte?
    »Das war’s dann auch mit den Grunks!« Er versuchte zu grinsen. »Du fliegst raus. Ich hab dich dort reingebracht, aber damit ist ab sofort Schluss. Sängerinnen gibt’s schließlich mehr als genug. Du bist ersetzbar. In jeder Beziehung.«
    »Mal sehen, ob die anderen aus der Band das auch so sehen.«
    Robert grinste jetzt ziemlich gemein.

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