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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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dämmerte, weckte der rastlose Kapitän die Männer.
    Die Pferde zogen ein Holzboot aus dem Lagerhaus und zum Fluss hinunter. Das Gefährt mit dem offenen Deck war halb Boot, halb Floß, etwa fünfzig Fuß lang und mindestens zehn breit. Es hatte nur wenige Fuß Tiefgang und wurde mit einer langen Ruderpinne gesteuert.
    Man führte die Pferde auf das Boot, dann stießen es die Männer vom Ufer ab und stakten es in den Fluss, um mit der Strömung zu treiben. Die Fahrt flussabwärts war abenteuerlicher als die Reise übers Meer. Das Boot musste seichte Stellen, Stromschnellen, treibende Baumstämme, Strudel und Felsen überwinden. Die Skythen jubelten, als das Boot aus der Flussmündung schoss und sie das Schiff am Anlegeplatz sahen.
    Die Schiffsbesatzung begrüßte die Rückkehrer und half ihnen, das Flussboot ans Ufer zu ziehen. Während der Kapitän etwas in sein Logbuch eintrug, feierte die Besatzung bis spät in die Nacht. Doch kurz vor der Dämmerung waren sie schon wieder auf den Beinen, und als die Sonne gerade über den Bäumen erschien, lösten sie die Leinen. Vom Wind und den Ruderern angetrieben fuhr das Schiff schnell in die Bucht hinaus. Die Ruderer legten sich in die Riemen, weil sie es – ebenso wie jeder andere an Bord – kaum erwarten konnten, nach Hause zurückzukehren.
    Doch die Freude fand ein jähes Ende, als etwas Unerwartetes geschah. Während das Schiff eine Insel passierte, kam ein anderes Schiff in Sicht und schnitt ihnen den Weg ab.
    Der Kapitän rief einen knappen Befehl, die Ruder einzuholen und die Segel zu reffen. Er stieg auf ein großes Wasserfass im Bug, um das fremde Gefährt besser betrachten zu können.
    An Bord war kein Lebenszeichen zu erkennen, der Blick auf das Deck wurde allerdings auch durch einen Zaun aus Weidengeflecht versperrt, der zum Schutz der Fracht angebracht war und über die ganze Länge des
Stringers
verlief, wie die oberste Planke des Rumpfs genannt wurde.
    Er erblickte ein Schiff aus Tarschisch.
    Auch dieses Gefährt wies die gleichen eleganten und zweckmäßigen Linien auf wie das Schiff des Kapitäns. Das Deck war lang und gerade, und das gebogene Heck und der als Pferdekopf gestaltete Bug ragten hoch empor. Die scharfen Augen des Kapitäns machten zwei bedeutende Unterschiede zwischen den beiden Schiffen aus. Das fremde schien ursprünglich für den Handel gebaut und dann zu Kriegszwecken umgerüstet worden zu sein.
    Der Bug war mit Bronze beschlagen und bildete einen gefährlichen Schnabel, der auch dem widerstandsfähigsten Schiff das Herz herausreißen konnte. Das massive Skull und die am Rumpf befestigten Bugruder konnten als Rammbock eingesetzt werden.
    Der Befehlshaber der Skythen trat neben den Kapitän.
    »Wollen wir ein Enterkommando hinüberschicken?«
    Der Kapitän dachte über diese Frage nach. Ein phönizisches Schiff sollte eigentlich keine Gefahr für sie darstellen, doch für seine Anwesenheit gab es andererseits auch keinen Grund. Es verhielt sich zwar nicht feindselig, aber auch nicht freundlich.
    »Nein«, sagte der Kapitän. »Wir warten.«
    Fünf Minuten vergingen. Dann zehn. Nach zwanzig Minuten sah man ein paar Gestalten über eine Leiter in das Beiboot des Kriegsschiffes steigen. Das Boot näherte sich bis auf Rufweite. Es wurde von vier Männern gerudert, ein fünfter stand breitbeinig im Bug. Sein purpurnes Gewand blähte sich hinter ihm wie ein lockeres Segel. Er legte die Hände an den Mund.
    »Ich grüße dich, mein Bruder«, rief er über das Wasser hinweg.
    »Auch ich grüße dich, Bruder«, erwiderte der Kapitän überrascht. »Wie bist du hierhergekommen?«
    Das Gesicht des Mannes nahm den Ausdruck gespielter Ungläubigkeit an. Er zeigte auf das Kriegsschiff. »Ich bin genauso gekommen wie du, Menelik, in einem Schiff von Tarschisch.«
    »Zu welchem Zweck, Melqart?«
    »Damit wir uns wieder zusammentun können, lieber Bruder.«
    Das Gesicht des Kapitäns zeigte keinerlei Regung, doch seine dunklen Augen glühten vor Zorn. »Du
wusstest
von meinem Auftrag?«
    »Wir sind doch Verwandte! In einer Familie gibt es keine Geheimnisse.«
    »Dann solltest du mir gegenüber auch kein Geheimnis aus deinen Wünschen machen.«
    »Aber natürlich. Komm an Bord meines Schiffes, und wir werden reden.«
    »Auch die Gastfreundschaft meines Schiffs steht dir offen.«
    Der Mann im Purpurgewand lachte. »Wie man sieht, mangelt es uns an brüderlichem Vertrauen.«
    »Vielleicht weil wir nur Halbbrüder sind.«
    »Trotzdem teilen wir das gleiche

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