Hoellentrip
George hinaus. Von St. George jedoch gingen fünf weitere größere Straßen in fünf verschiedene Richtungen ab.
„Der Geruch der Honigameise lockt ihn an“, begann Joanna, „erinnert ihn an ...“
„Shane“, fing Tamara wieder an, „vielleicht hat sich der Anrufer geirrt ... Sie müssen an diesem Salzsee sein, auf dem Weg nach Longreach, alles andere ergibt keinen Sinn!“
„Tamara!“, fuhr er sie an, „hör endlich mit diesem Zeug auf!“
„Shane! Du machst einen Fehler! Joanna, bitte erklären Sie...“
Er ignorierte sie und benachrichtigte die Polizeistationen in St. George, Roma und Dalby.
Wenige Minuten später saß er neben Tamara auf dem Beifahrersitz, die den Wagen über den nach Süden führenden Highway jagte.
„Fahr’ los, so schnell du kannst“, hatte er noch überflüssigerweise gesagt.
„Schnall dich gut an, ich bin früher mal Rallyes gefahren“ , hatte sie geantwortet und war aufs Gas getreten, dass er mit Wucht in den Sitz gedrückt wurde.
112
Schwarz brennt der Schatten ins weiße Salz. Der Atem hat sich im Wind verloren. Genauso wie die Schmerzen und wie ihr eigener Name. Catherine – als ob sie nie gewesen ist. Wie schön und friedlich. Sie braucht nichts mehr. Und niemanden mehr. Noch nicht einmal mehr sich selbst. Denn sie ist eingegangen in den Geist des Universums – in die ewige Freiheit – warum hatte sie so große Angst davor – vor dem Sterben? Der Film - ja, ihr Leben, das jetzt vor ihr abläuft, so klein und nichtig, warum hat sie sich nur so wichtig genommen? Woran hat sie sich geklammert? An Sophies, ans Lächeln fremder Menschen – alles ein Irrtum – auch ein Irrtum: ihr Bild von sich selbst. Sie hat Sophie im Stich gelassen...
Sie liegt mit dem Gesicht im weißen Salz, lässt es durch ihre Finger rieseln. Es ist so fein wie Sand in einer Sanduhr. Sie lächelt.
113
Kurz vor Miles erhielt Shane über Funk die Nachricht, dass ein Wohnwagen auf der nördlichen Strecke vor Surat gestoppt worden sei, doch die Fahrer waren zwei junge Männer und im Wohnwagen wurde niemand gefunden.
Dreißig Minuten später meldeten zwei Polizeiwagen aus Moonie im Süden, kommend, den betreffenden Wohnwagen gesichtet zu haben. Er fahre nach Norden. In wenigen Minuten müsste er Tamara und Shane entgegenkommen.
„Sollen wir ihn sofort stoppen?“, fragten die Polizisten.
Shane entschied, ihn erst passieren zu lassen und ihn dann anzuhalten und verständigte Helikopter und Krankenwagen.
„Da vorn!“
Tamara ging vom Gas. Sie fuhr nun in einer normalen Geschwindigkeit und Shane nahm die Hand vom Haltegriff an der Tür. Tatsächlich konnte er ungefähr hundert Meter vor ihnen auf der schnurgeraden Straße einen Wohnwagen entgegenkommen sehen.
„Ich verstehe nicht, wieso sie diese Strecke nehmen?“ begann Tamara, doch Shane ersparte sich eine Antwort. Er wusste es auch nicht. Als der Mitsubishi Pick-Up mit dem Wohnwagen an ihnen vorbeifuhr, konnten sie die beiden erkennen. Archibald Packer saß am Steuer, neben ihm Mae, mit einer großen Brille und gr auem, gelocktem Haar.
„Solange sie nicht anhalten, kann den beiden Mädchen doch nichts geschehen“, sagte Tamara, „sofern sie überhaupt noch am Leben sind.“
„Aber wenn sie Drogen oder Gift bekommen haben und langsam hinten im Wohnwagen krepieren...!“ , w andte er ein.
Sie hatten den Wagen passiert. Hundert Meter weiter begegneten ihnen die beiden Polizeiwagen.
Und dann geht alles ganz schnell:
Die Streifenwagen überholen den Wohnwagen der Packers, blockieren die Fahrbahn, Tamara wendet und rast hinter den Packers her. Schon sieht Shane die beiden Streifenwagen, die quer über beiden Fahrspuren stehen und die vier Polizisten davor, mit Waffen im Anschlag. Das Wohnwagengespann befindet sich nun zwischen der Straßensperre und Tamara und Shanes Auto. Tamara nimmt eine Hand vom Steuer, tastet nach ihrer Waffe im Schulterhalfter. Der Wohnwagen wird langsamer. Tamara fährt näher auf. Der Wohnwagen stoppt. Tamara bremst. Shane atmet durch.
„Los!“, kommandiert er. Gleichzeitig reißen er und Tamara die Autotüren auf, stürmen auf den Wohnwagen zu. Plötzlich jedoch bricht dieser nach links aus, prescht über die weite Ebene und hüllt sie in eine Staubwolke.
114
Sophies Knie wurden ans Tischbein geschleudert. Sie mussten die Straße verlassen haben. Ihr Kopf stieß an die Tischplatte. Mit all der Kraft, die sie noch hatte, versuchte sie sich am Tischbein festzuklammern. Die Stöße des auf- und
Weitere Kostenlose Bücher