Hören was der Garten sagt - So bekommen Sie den grünen Daumen
meiner Mutter stand nur eine einzige dunkelblaue Aquilegia vulgaris . Ich weiß noch genau, wie mein Herz schneller schlug, als ich sie dort entdeckte. Sie wirkte so ungewöhnlich anders als alle anderen Blumen und sie hatte eine Ausstrahlung, die mich tief im Innersten berührte.
Die anmutig nickenden Blüten, die mit fünf eingedrehten Nektarspornen gekrönt sind, erinnerten mich an Geschöpfe aus einer anderen Welt. Ich wusste es sofort: Diese Blume hat „Personality“! Schnell hatte ich herausgefunden, um welche Pflanze es sich handelte, und ich war überrascht, dass sie laut Fachliteratur nicht schwierig zu ziehen sein sollte. Auch schien es eine unglaubliche Vielfalt an Blütenfarben und -formen zu geben, wie mir „Tante Google“ offenbarte. Schon bald waren erste Samen verschiedener Akeleien gekauft und ausgesät: Der große „Akeleienwahnsinn“ konnte beginnen!
Auf Expansionskurs
Heute sind Akeleien meine absoluten Lieblingsblumen. Ich kultiviere viele seltene Arten und Sorten dieser Gattung und versuche mich sogar als Züchter. Mehr dazu aber später. Jedenfalls war mit den Akeleien das Gartenvirus bei mir endgültig ausgebrochen. Mehr und mehr entwickelte ich mich zu einem unheilbaren „Gartenfreak“. Meiner Mutter luchste ich Stück für Stück von ihrem Garten ab, um dort erste Freilandversuche mit einjährigen Sommerblumen, Wildblumen, Akeleien und Rosen zu starten. Besonders die Sommerblumen gediehen exzellent und überraschten mich sehr mit ihrer einfachen Anzucht. Auf gut Glück hatte ich Schmuckkörbchen, braunrote Tagetes, Färbermädchenaugen, Kornblumen, Seidenmohn und Wicken ausgesät. Ich konnte nicht ahnen, dass der Supersommer 2003 bevorstand, in dem es wochenlang nicht regnen sollte. Abgesehen von der Arbeit mit dem Bewässern entpuppte sich dieser Sommer aber als Glücksfall. Die vielen Sonnenstunden schienen genau richtig für das Wachstum der Einjährigen. Nie wieder gediehen sie so üppig wie in diesem Jahr. Mein Beet war am Ende des Sommers ein einziger lückenloser Blütenteppich. Hat man als Anfänger gleich solche Erfolgserlebnisse, bestärkt einen das natürlich ungemein in seinem Tun. Ich kann dem Supersommer darum nur dankbar sein. Wäre es einer dieser Regensommer gewesen, die alles faulen und kümmern lassen, hätte mir gewiss einiges an Motivation für die Zukunft gefehlt. Noch heute pflanze ich die Sommerblumen von damals gerne in meinen Beeten, an erster Stelle Schmuckkörbchen und Tagetes. Sie sind zwar ziemlich gewöhnlich, aber doch recht liebenswert. Mit ihrem unkomplizierten Wesen sorgen sie immer für gute Laune.
Thalictrum delavayi, die bezaubernde China-Wiesenraute.
Hart, härter, Landschaftsgärtner – die Qual der Berufswahl
Hart, härter, Landschaftsgärtner – die Qual der Berufswahl
Das Jahr 2003 war auch das Jahr, indem ich mich entscheiden musste, welchen Beruf ich denn einmal erlernen wollte. In dieser Zeit ging es mir oft nicht gut, weil ich nicht wirklich wusste, was ich wollte, und Angst vor der Zukunft hatte. Doch Gartenarbeit lenkt von allem ab und kann so helfen, mit unangenehmen Situationen umzugehen. Ja, Gartenarbeit hat geradezu eine therapeutische Wirkung und bringt eine auf andere Gedanken. Also verschanzte ich mich oft in meinem Garten und steigerte mich mehr und mehr in das Thema Zukunft hinein.
Warum in die Ferne schweifen...?
Die Zeit verging und die Lage spitzte sich zu. Der Abschluss des letzten Schuljahrs rückte mit großen Schritten näher. Schließlich war es meine Tante Renate, die mich auf den richtigen Wegbrachte. Eines Tages war sie zu Besuch bei uns, und wie jeder Besucher musste auch sie mit mir den obligatorischen Gang zum Teich antreten und die Seerosen bewundern. Dort standen wir nun andächtig, und sie betrachtete alles in Ruhe. Nach einer Weile sah sie mich an und fragte: „Warum wirst du eigentlich nicht Gärtner?“ Ich war erst einmal verblüfft. Selbst wäre mir das nie in den Sinn gekommen. Mir war einfach nicht bewusst, dass ich dafür geeignet bin. Während ich darüber nachdachte, fand ich immer mehr Gefallen an der Idee, es schien geradezu auf der Hand zu liegen. Das Gute liegt oft so nah.
Ab sofort suchte ich also nach einem „grünen“ Lehrplatz und hatte wieder neuen Mut gefasst. Die Suche war schon bald von Erfolg gekrönt, und so begann ich meine Lehre als Landschaftsgärtner bei einem Betrieb für Gartengestaltung im Nachbarort. Als Landschaftsgärtner hat man es aber nicht nur mit
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