Hören was der Garten sagt - So bekommen Sie den grünen Daumen
'Ruby Giant' und Crocus chrysanthus .
Chaostheorie versus Gartentradition
Hier entsteht gerade ein kleiner Steingarten
Neubeginn mit Altbewährtem
Neubeginn mit Altbewährtem
Das neue Haus war noch nicht einmal ganz fertig, da begannen meine Mutter und ich schon mit der Planung und Anlage des Gartens. Zwischen Bauschutt und frisch eingesäten Rasenflächen hoben wir erste Blumenbeete aus, befüllten sie mit Humus und Misterde und überlegten uns, was in ihnen wachsen sollte. Wir wollten sie vorerst mit Pflanzen aus unserem alten Garten bestücken. Es wäre natürlich schade gewesen, diese einfach zurückzulassen. Verschiedene Hosta- und Pfingstrosensorten, Sonnenhüte, Astern, Mädchenaugen und meine Akeleiensammlung mussten also umziehen. Heute gehören diese Pflanzen zu den „Alteingesessenen“ in unserem Garten, die von Anfang an mit dabei waren.
Die steinerne Aphrodite wird im Juni von Bartnelken umringt. Am Rosenbogen dahinter blüht die kupferorangefarbene Rose 'Westerland' umgeben von Lupinen, Akeleien und Margeriten.
Grüne Grenzen
Schon während des Bepflanzens der ersten Beete sollte sich herausstellen, dass es für uns gar nicht so einfach war, gemeinsam zu gärtnern. Wir hatten doch recht unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein schöner Garten auszusehen hat und wie man was richtig macht. Früher oder später hätte sicher alles im Streit geendet. Weil das keiner wollte, suchte sich also jeder seine eigenen Bereiche im Garten aus, für die er seitdem allein zuständig ist. Der Garten wurde so zusehends zweigeteilt – in die Gartenhälfte meiner Mutter und in meine.
Die goldgelbe Strauchrose 'Michka' gehört zu den gesündesten Rosen in Mutters Garten und wird im Juni vom blauen Rittersporn Delphinium elatum dramatisch in Szene gesetzt.
Chaostheorie versus Tradition
Im Nachhinein betrachtet hat aber gerade diese Aufteilung dazu geführt, unseren Garten interessant und ungewöhnlich werden zu lassen. Er wurde zu einem Garten der Kontraste. Das betrifft die Pflanzenauswahl genauso wie die Gestaltungsprinzipien. Meine Mutter liebt klassische Schönheiten: In ihren Beeten sind Rosen, Päonien, Rittersporne, Fingerhüte, Margeriten, Türkenmohn, Goldlack, Lupinen und Bartnelken die Stars. Sie pflanzt diese jeweils in größeren Mengen und integriert sie in ein durchdachtes Gestaltungsprinzip. Leitpflanzen, wie die Rosen, der Fingerhut und der Rittersporn, wachsen gleichmäßig aufgeteilt im hinteren und mittleren Bereich der Beete. Die niedrigeren Gattungen haben dazwischen und im Vordergrund ihren Platz. Dadurch, dass sich jede Sorte laufend im Beet wiederholt, kommt eine schöne und ausgeglichene Gesamtwirkung zustande. Besonders augenscheinlich wird das im Juni, weil in diesem Monat die prächtigsten Pflanzen blühen: Rosen, Fingerhüte, Bartnelken und Lupinen leuchten dann vor einer zwei Meter hohen Wand aus blauen Ritterspornen. Es sieht aus, als hätte ein Maler die Farben großzügig mit einem Pinsel aufgetragen.
Ladies in Red: Gina mit meiner Mutter Monika im Garten.
Vielfalt ist Trumpf
In meinem Gartenbereich gibt es eine solche überschwängliche Hauptblüte dagegen nicht. Hier verteilen sich die Hochblüten der einzelnen Pflanzen über die ganze Gartensaison. Im Frühsommer zum Beispiel erregt die unüberschaubare Farbenvielfalt verschiedener Akelei- und Bartirissorten das größte Aufsehen.
Auch eine ausgeglichene Gesamtwirkung wird man bei mir vergebens suchen. Meine Beete sind vielmehr die typischen Beete eines Pflanzensammlers. Scheinbar wahllos durcheinandergemischt wachsen die Blumen in allen Gestalten, Formen und Farben. Der Platz, um zehn Exemplare der gleichen Sorte zu pflanzen, wäre mir schlichtweg zu schade. Ich liebe die große Vielfalt in der Natur, und genau die sollen auch meine Beete repräsentieren. Wer jedoch nun glaubt, ich hätte keine Ordnung in meinen Beeten, der irrt. Mein Ordnungsprinzip basiert auf den Naturstandorten der Pflanzen, und auch darauf, wie Pflanzengesellschaften in der Natur aussehen. So ist es beispielsweise kein Zufall, dass ausgerechnet Cambrischer Scheinmohn, Wolfseisenhut, Waldglockenblume und Gewöhnliche Akelei gemeinsam in einem halbschattigen Beet herumvagabundieren. Sie alle wachsen in der Natur an Waldrändern und auf Lichtungen. Die Standortbedingungen, die sie dort vorfinden, waren für mich ausschlaggebend bei der Suche nach einem geeigneten Platz im Garten. Alle genannten Arten haben sich bereits kräftig
Weitere Kostenlose Bücher