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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beleuchtung durch die Blendlaterne konnte Kate die Enttäuschung auf seinem Gesicht deutlich ablesen. Hatte sie mit ihren Worten soeben das starke Band zwischen ihr und ihrem Verlobten zerrissen? Bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, ergriff Devran das Wort.
    „Wenn Sie sich von mir angegriffen fühlen, Barwick, dann können wir gern miteinander kämpfen. Ich habe eigentlich ein Gelübde abgelegt, das mir die Teilnahme an Duellen verbietet. Aber wenn es um Kate geht, dann werde ich dieses Versprechen ausnahmsweise brechen. – Welche Waffe bevorzugen Sie? Degen? Pistole? Ich stamme zwar aus Indien, aber ich habe während meines Studiums in England die Handhabung aller gängigen Waffen gelernt.“
    Kate war verzweifelt. Alles, was sie unternahm, schien sinnlos zu sein. Wenn es wirklich zu einem Zweikampf kam, dann würde einer der beiden Männer verletzt oder gar getötet werden. Und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Doch Kate hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.
    James reagierte jedenfalls sehr seltsam auf Devrans Fragen. Er sah nun nicht mehr zornig, sondern eher verblüfft aus. „Ein Gelübde, Devran? Und was für ein Gelübde ist das, wenn ich fragen darf?“
    „Nein, das dürfen Sie nicht, Barwick. Das geht Sie nämlich gar nichts an!“
    James holte tief Luft. Dann gab er einen Satz in einer fremden Sprache von sich. Kate verstand kein Wort, aber es hörte sich wie eine Art Gebetsformel an. Die Worte klangen mystisch und auch ein wenig unheimlich. Außerdem formte James seine Finger zu einem seltsamen Handzeichen.
    Und Devran? Er wiederholte die Geste mit seiner linken Hand. Außerdem sprach er einen Satz aus, den Kate ebenfalls nicht verstand. Kate ahnte, was dahinter steckte. James wandte sich nun wieder auf Englisch an sie. Und ihre Vermutung wurde zur Gewissheit.
    „Du weißt ja, dass ich der Bruderschaft vom Reinen Herzen angehöre. In diesem Geheimbund gibt es eigentlich die strenge Verpflichtung, nicht an Duellen teilzunehmen. Deshalb habe ich auch noch niemals einen solchen ritualisierten Zweikampf ausgefochten. Und ich werde das auch in Zukunft nicht tun, und schon gar nicht gegen einen Mitbruder aus unserer Geheimgesellschaft.“
    Kate fiel ein Stein vom Herzen.
    „Dann gehörst du also auch der Bruderschaft an?“, fragte sie Devran. Der junge Inder nickte.
    „Ja, so ist es. Das ist auch der Grund für meinen Kampf gegen Makhras. Leider konnte ich nicht ahnen, dass James ein Bruder ist. – Ich werde ab sofort nicht mehr um dich kämpfen, Kate. Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich.“
    Der junge Inder und der Engländer traten aufeinander zu. James stellte die Blendlaterne ab, dann reichten sie sich beide Hände.
    „Bruder Devran.“
    „Bruder James.“
    Der Groll und die Eifersucht schienen schlagartig verschwunden zu sein. Kate wusste nicht sehr viel über die Bräuche der Bruderschaft vom Reinen Herzen, denn schließlich war es ja ein Geheimbund. Aber für sie war zunächst nur wichtig, dass die beiden Männer ihr Kriegsbeil begruben.
    Devran lächelte Kate noch einmal traurig zu, dann wandte er sich ab. „Ich lasse euch beide jetzt allein. – Gute Nacht.“
    Gleich darauf war er in der Finsternis verschwunden, und wenig später hörte man die Schuppentür klappen. Kate zog James zu sich in das Dampf-Automobil. Sie war ihm eine Erklärung schuldig. Dafür wurde es nun endlich Zeit. Kate erzählte von ihrer Flucht mit Devran und was in der Höhle geschehen war.
    „Ich habe mich gehen lassen, James. Du kennst mich, ich bin sehr spontan. Und als Devran aus seiner Bewusstlosigkeit aufwachte, habe ich ihn vor lauter Freude geküsst. Dadurch wurden bei ihm Gefühle geweckt, und auch ich war verwirrt. Vielleicht bin ich es immer noch. Aber du sollst wissen, dass ich dich liebe.“
    James schwieg einen Moment. Da er die Blendlaterne außerhalb des Fahrzeugs stehen gelassen hatte, konnte sie sein Gesicht nicht sehen.
    Aber seine Stimme war dunkel und weich wie Samt, als er antwortete. „Ich weiß doch, wie du bist, Kate. Gerade deshalb liebe ich dich ja so sehr. Ich glaube, ich habe mich wie ein kompletter Idiot benommen. Es ist ein großes Glück, dass Devran zu unserer Bruderschaft gehört. Sonst hätte ich mich vielleicht wirklich auf ein Duell mit ihm eingelassen. – Ich möchte vergessen, was gewesen ist. Stattdessen will ich dir lieber beweisen, wie viel du mir wirklich bedeutest.“
    Kate kannte diesen Unterton in James’ Stimme.

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