Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 8
war nur erleichtert darüber, dass sie die Nacht nicht mit James und Devran in einem Raum verbringen musste. Falls nicht noch ein Wunder geschah, würde es zwischen den beiden Männern am Ende noch Mord und Totschlag geben. Und das durfte auf keinen Fall geschehen. Aber Kate hatte keine Ahnung, wie sie das verhindern sollte. Während sie sich noch den Kopf über ihr Liebesleben zerbrach, hatte Khapa bereits alles für ihre Übernachtung vorbereitet. In dem Fahrzeug gab es eine breite gepolsterte Passagierbank, auf der sich Kate ausstrecken konnte. Der Gurkha hatte ihr dort einige Armee-Wolldecken sowie eine zusammengefaltete Decke als Kopfkissenersatz hingelegt.
„Benötigen Sie noch etwas, Miss?“
„Nein, danke. – Gehen Sie gar nicht in den Schuppen?“
Kate bemerkte nämlich, dass Khapa sein Gewehr durchlud und sich von dem Lokal entfernte.
„Ich werde Wache schieben, Miss. – Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Sie hier draußen Ihrem Schicksal überlasse?“
Offenbar erwartete der Soldat auf seine Frage keine Antwort. Jedenfalls hängte er sich seinen Karabiner am Lederriemen über die Schulter und ging ein paar Schritte zur Seite. Dann hatte die Finsternis ihn verschluckt.
Kate stieg in das Dampf-Automobil und zog ihr Kleid aus. Es war immer noch schmutzig und teilweise zerfetzt, aber das kümmerte Kate nicht. Allmählich machte sich bei ihr die Erschöpfung bemerkbar. Sowohl ihr Körper als auch ihre Seele benötigten dringend Ruhe. Kaum hatte Kate sich auf die bequeme Bank gelegt, als ihr auch schon die Augen zufielen. Sie konnte sich gerade noch die Wolldecke bis zum Kinn hochziehen, schon tauchte sie ins Traumland ab.
Kate schreckte wieder hoch. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Auf jeden Fall war es noch immer stockfinster um sie herum. Ein Knacken hatte sie geweckt. Es klang, als ob jemand auf einen trockenen Zweig getreten wäre. Oder war das Geräusch nur ein Traum gewesen?
Nein, ein Irrtum war unmöglich. Leise Schritte näherten sich dem Dampf-Automobil. Ob Kate um Hilfe rufen sollte? Aber sie wollte nicht als hysterisch erscheinen. Eine Waffe hatte sie jedenfalls nicht. Was war denn mit dem Gurkha-Soldat? Kam er vielleicht auf seinem Rundgang in die Nähe des Fahrzeugs?
Nun hörte das Geräusch auf. Die Person musste unmittelbar vor dem Dampf-Automobil stehen. In der Dunkelheit konnte Kate nur den Umriss einer Gestalt erkennen.
„Khapa?“, hauchte sie.
Devrans Stimme ertönte. „Nein, ich bin es. Der Gurkha hat mich durchgelassen. Er hat mich vorhin in deiner Gesellschaft gesehen und weiß, dass ich kein Fremder bin. Aber er irrt sich, oder? Für dich bin ich doch ein Fremder, nicht wahr?“
Kate fühlte sich in diesem Moment ziemlich mies. Aber sie würde wohl um eine klärende Aussprache nicht herumkommen. „Du willst doch wohl nicht da draußen stehenbleiben? Hier drin lässt es sich besser reden.“
„Wie du meinst.“
Devran klang immer noch gekränkt und verletzt. Aber immerhin stieg er auf das Trittbrett und tastete sich ins Innere des Dampf-Automobils. Seine Hand berührte Kates Brust, wahrscheinlich unabsichtlich. Es war schließlich stockfinster. Doch selbst dieser flüchtige Körperkontakt brachte ihr Blut wieder in Wallungen. Wenn Kate nichts für Devran empfunden hätte, wäre ihr Leben viel einfacher gewesen.
Doch diese Erkenntnis änderte nichts daran, wie wohl sie sich in seiner Gegenwart fühlte. Kate musste sich selbst zur Raison rufen. Auf gar keinen Fall durfte sie ihn noch einmal küssen oder ihm auf andere Art falsche Hoffnungen machen. Doch das war leichter gesagt als getan. Sie richtete sich in eine sitzende Position auf. Devran nahm neben ihr auf der Bank Platz. Seine körperliche Nähe ließ ihr Herz schneller schlagen.
Der junge Inder schwieg. Kate begriff, dass sie den Anfang machen musste. „Devran – als ich dich in der Buddha-Höhle geküsst habe … Das war ein Fehler.“
„Du wolltest mich also gar nicht küssen.“
„Nein, doch. Das ist kompliziert.“
„Es ist ganz einfach, Kate. Ich habe mich in dich verliebt. Und ich glaube, dass ich dir auch etwas bedeute. Ich wusste von deiner Verlobung nichts. Ich hätte nicht gedacht, dass dein Herz einem anderen Mann gehört.“
Was sollte Kate darauf erwidern? Wie sollte sie Devran erklären, was sie fühlte? Sie wusste es ja selbst nicht so genau. Aber sie versuchte es trotzdem.
„Ich bin mit James verlobt, das stimmt. Wir wollen heiraten. Als ich dich
Weitere Kostenlose Bücher