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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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widersetzen konnte. Bis auf Aden. Scheinbar war er gegen ihre Stimme immun geworden, denn ihr Zauber wirkte bei ihm nicht mehr. Jedes Mal wenn sie hier in der Höhle der Wahnsinn überkommen hatte, hatte sie versucht, ihm zu befehlen: Neige den Kopf, zeig mir deinen Hals … Doch er hatte nur getan, was er wollte.
    „Wenn der Mensch noch näher kommt, reiße ich ihm das Herz heraus und esse seine Leber“, knurrte sie.
    Die Drohung macht sie nicht wahr, dachte Aden. In den letzten Tagen – oder Jahren? – hatte sie nur Adens Blut gewollt, und er nur ihres. Beide konnten die Wanderer riechen, sobald sie die labyrinthartige Höhle betraten. Aber wenn Aden sich vorstellte, deren Blut zu trinken, und sei es, um sein Leben zu retten, brodelten Säure und Galle in seinem Magen. Trotzdem blieb er gerade auch deshalb hier. Fallser oder Victoria irgendwann doch fremdes Blut brauchten – ob sie es wollten oder nicht –, würden sie es bekommen.
    Die Schritte klangen jetzt noch näher und schneller, entschlossen. „Ist da hinten jemand?“ Der Mann sprach mit einem leichten Akzent. Ein Spanier möglicherweise. „Ich will Ihnen nichts tun. Ich habe nur Stimmen gehört und dachte, Sie brauchen vielleicht Hilfe.“
    Victoria sprang vom Podest, und Aden fiel mit dem Gesicht auf das dünne T-Shirt, das sie als Kissen benutzt hatte. Ein großer schlaksiger Mann um die vierzig mit dunklem Haar und dunkler Haut betrat ihre Zuflucht. Victoria packte den Mann so schnell am Hemd, dass Aden nur eine schemenhafte Bewegung sah. Der Rucksack des Mannes schlug gegen seine Feldflasche. Mit einer Handbewegung – hatte er es nicht gesagt? – schleuderte Victoria ihn tiefer in die Höhle hinein.
    Er schlug hart auf und schlitterte weiter, bis er gegen die Wand knallte. Instinktiv rollte er sich herum und setzte sich auf. Verwirrung und Angst standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Was …“ Schützend streckte er die Hände aus.
    Nach einer weiteren nur schemenhaft wahrzunehmenden Bewegung hockte Victoria vor dem Fremden und nahm sein Kinn in eine Hand. Von ihren Mundwinkeln tropfte immer noch Adens Blut. Ihr pechschwarzes Haar stand wild vom Kopf ab, ihre Fangzähne ragten hervor und schnitten in die Unterlippe. Sie bot einen betörenden Anblick, gleichzeitig Albtraum und Engel.
    Kleine Schweißperlen standen dem Mann auf der Stirn. Angst überschattete seinen Blick. Pfeifend atmete er durch die Nase, seine Brust hob und senkte sich rasch.
    „Es … es tut mir leid. Ich wollte nicht … ich gehe … sage es niemandem … versprochen … lass mich einfach gehen … bitte … bitte.“
    Victoria starrte ihn an wie eine Ratte in einem Laufrad.
    „Sag ihm einfach, er soll gehen“, forderte Aden sie auf. „Und uns vergessen.“ Sie würde sich hassen, wenn sie einen unschuldigen Menschen verletzte. Nicht heute, wahrscheinlich auch nicht morgen, aber sobald ihr Verstand zurückkehrte.
    Falls er zurückkehrte.
    Schweigen. Victoria packte fester zu. So fest, dass der Mann vor Schmerzen das Gesicht verzog, auf dem sich schon Blutergüsse abzeichneten.
    Als Aden gerade zu einem zweiten Befehl ansetzen wollte, hörte er tief in seinem Inneren wieder dieses Grollen. Dieses Mal war es lauter,mehr als ein Gähnen. Jeder Muskel in seinem Körper verkrampfte sich.
    Scharfzahn war aufgewacht.
    Leichte Panik stieg in Aden auf. „Victoria. Sofort! Sonst lasse ich dich nie wieder von mir trinken.“
    Wieder kurzes Schweigen, dann sagte sie: „Du wirst von hier weggehen.“ Die Macht ihrer Stimme schien gebrochen. Warum? „Du hast niemanden gesehen und mit niemandem gesprochen.“
    Anders als sonst dauerte es einen Augenblick, bis der Mensch ihrem Befehl gehorchte. Schließlich wurde sein Blick matt, und seine Pupillen zogen sich zusammen. „Kein Problem“, antwortete er tonlos. „Ich gehe. Keinen gesehen.“
    „Gut“, sagte sie zornig. Sie ließ den Arm sinken. „Geh jetzt. Bevor es zu spät ist.“
    Der Mann stand auf und verschwand aus der Höhle, ohne zurückzublicken. Er würde nie wissen, wie knapp er dem Tod entronnen war.
    Wieder nahm das Grollen in Adens Kopf zu. Nur einen kurzen Moment noch, und aus dem Grollen würde …
    Ein Brüllen.
    So laut und durchdringend, dass es Aden bis in die Seele erschütterte.
    Er hielt sich die Ohren zu, um den Laut auszusperren, und wusste zugleich, wie sinnlos der Versuch war. Das Brüllen steigerte sich bis zu einem schrillen Kreischen, das seinen Verstand zerfetzte. Er konnte nur noch zwei

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