Holly greift nach den Sternen
gäbe es eine Art Bekanntmachung. Vielleicht verkündete er: »Ich bin dein Freund und du bist meine Freundin.« Nur damit alle Bescheid wussten, aber Reed tat das nicht. Er fragte nur: »Seh ich dich später?«, oder: »Wollen wir im Bistro essen?«, und dann liefen sie händchenhaltend über die Arlington Road, obwohl das für die Typen, die dort herumhingen, ja ein Hinweis hätte sein können. Jedenfalls benahm sich doch so eigentlich nur ein Freund.
Sie musste mal Alicia fragen.
Laura hatte immer noch die Nase voll von Jungs und Irina wollte meistens nicht mal über Javier reden. Und Candy? Ha, ha, ha!
Es hätte ein Thema für ein Mutter-Tochter-Gespräch sein können, wenn sie eine andere Mutter als Amber gehabt hätte. Als Zeitschriften wie Variety und The Hollywood Reporter die Nachricht brachten, dass sie diese Rolle bekommen hatte, klingelte sofort das Telefon, und L. A. war dran. Amber hatte sogar einen Präsentkorb von Hollys bevorzugter Wellness-Oase geschickt.
Holly redete inzwischen auch wieder mit Amber, aber nur wenn Derek dabei war. Sie wusste noch nicht, wie ihre Beziehung zu Amber in Zukunft aussehen würde, aber wenigstens hatte sie jetzt Fotos von den Zwillingen, die sie an die Wand pinnen konnte. Mini-Kai hatte einen ziemlich rebellischen Blick, was nichts Gutes für die Zukunft ahnen ließ. Rocky tat ihr hingegen richtig leid. Der arme Wurm musste bestimmt noch vor seinem dreißigsten Geburtstag eine Haartransplantation durchstehen. Aber Schwester sein war cool, solange man genug Abstand hielt - nicht wie andere Leute, die sie da nennen könnte, wie zum Beispiel Candy Careless.
Holly trank den letzten Schluck lauwarmen Tee und achtete darauf, dass sie nicht die wunde Stelle berührte, die ihr das Make-up-Team sorgfältig ins Gesicht gemalt hatte.
Dann stand sie auf.
Sie konnte es gar nicht abwarten, zum Set zu kommen. Zumindest wenn ihre Knie endlich nicht mehr zitterten und das mulmige Gefühl aus ihrem Bauch verschwand. Als eine Panikattacke sie umzuwerfen drohte, klammerte sie sich an der Kante des Toilettentischs fest.
»Prinzessin, ich dachte, ich begleite dich zum Set.« Reed kam herein und sah sie beunruhigt an. »Alles in Ordnung?«
»Ich krieg gleich einen Nervenzusammenbruch, und ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst«, fauchte Holly und machte gleichzeitig ihre Atemübungen.
»Alles bestens«, sagte Reed besänftigend. »Du bist ein Profi. Sobald du am Set bist, vergisst du alles außer deiner Rolle - und deinem Text«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
»Aber wenn nicht?«, jammerte Holly. »Und wenn mich niemand als Schauspielerin ernst nimmt?«
Reed rieb sich gewissermaßen zufrieden die Hände. Niemand, nicht einmal er sah gut aus, wenn ihm so viel Selbstzufriedenheit aus allen Knopflöchern strahlte. »Dann schmeiß ich sie raus«, verkündete er stolz. »Das kann ich. Ich hab sogar ein Megafon zum Befehlebrüllen.«
Es dauerte eine Sekunde, bis der neblige Dunst, wo früher mal ihr Hirn war, es begriffen hatte, aber Holly fiel wieder ein, dass sich an diesem Tag nicht alles nur um sie drehte. Sie war jetzt reifer.
Nein, es war Reeds großer Tag als Regisseur seines ersten Films, den er geschrieben, mitproduziert und der ihn viel Schweiß gekostet hatte. Warum er unbedingt so hart arbeiten wollte, wo er doch so gut aussah, hatte sie immer noch nicht kapiert.
»Glückwünsche zum Megafon«, keuchte Holly und bog sich fast zu einer Brezel, während sie nach Luft schnappte. »Und zu dem ganzen Regisseurjob. Aber schmeiß bitte am ersten Tag keinen raus, weil sie dich sonst alle hassen werden. Glaubst du, dass ich einen Herzkasper kriege?«
Reed bückte sich zu ihr runter, um in ihr Gesicht zu sehen, das mittlerweile bestimmt puterrot und total verzerrt war. Doch er schreckte nicht zurück. »Eigentlich hab ich immer gedacht, dass Menschen, die andere fragen, ob sie einen Herzkasper haben, zu beschäftigt sind, um einen zu kriegen.« Er richtete sich wieder auf und klopfte ihr auf eine verdammt flüchtige, gedankenlose Weise auf den Rücken. »Na los, du kannst doch nicht am ersten Tag zu spät kommen.«
In Hollys Kopf brauste es mächtig, als sie ihren Wohnwagen nun von unten sah. Reed streckte ihr die Hand hin und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf, aber sie entzog sich ihm.
»Ich möchte nicht, dass die Leute denken, ich hab die Rolle gekriegt, weil ich mit dir schlafe«, erklärte sie. »Also kein Händchenhalten!«
»Aber du
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