Sein mit Leib und Seele - Band 03
1. Gerettet
Ich weiß nicht, wie lange die Autofahrt gedauert hat. Ich lag auf der Rückbank und meine beiden Freunde saßen vorne. Als ich wieder zu mir gekommen war, hielt Charles mich seinen Armen. Élisabeth hat die Tür zu meinem Zimmer geöffnet und Charles hat mich sanft auf mein Bett gelegt. Anschließend sind sie hinausgegangen, um zu diskutieren. Als ob ich ein krankes Kind gewesen wäre, das dringend Schlaf benötigt. Ich verstehe nichts von dem, was sie sagen, aber Charles scheint immer noch sehr verärgert zu sein. Élisabeth versucht vergeblich, ihn zu beruhigen, und nimmt ihn schließlich für einen langen Moment in die Arme, bevor sie geht. Charles kommt in mein Zimmer zurück. Er zieht mir die Schuhe aus und deckt mich zu. Ich will mit ihm sprechen, mich entschuldigen, ihm alles erklären, aber ich habe nicht die Kraft dazu. Ich stammle nur ein „Entschuldigung“ hervor, bevor ich wieder in einen tiefen Schlaf sinke.
Einige Stunden später wache ich völlig durchgeschwitzt auf.
Charles ist immer noch hier. Er sitzt auf meinen Schreibtischstuhl und schläft. Ich muss dringend auf die Toilette, doch ich will ihn nicht aufwecken … Verdammt! Zu spät.
„Emma, alles in Ordnung?“
„Ja, ich … Eigentlich nicht. Meine Beine sind zittrig und ich kann mich kaum aufrecht halten …“
„Das ist völlig normal.“
„So etwas ist mir noch nie passiert … Ich meine, ich war schon einmal betrunken, aber das hier ist etwas völlig anderes …“
„Ich glaube, Sie haben noch etwas anderes konsumiert als Alkohol …“
„Sicher nicht!“
„Ohne Ihr Wissen, Emma.“
„Okay, ich verstehe.“
Er trägt mich bis in das kleine Badezimmer und setzt mich auf den Rand der Badewanne.
„Ich komme schon zurecht, Sie können jetzt gehen.“
„Sind Sie sicher?“
„Versprochen, wenn es ein Problem gibt, schreie ich …“
„Gut.“
In den Armen meines Leibwächters erreiche ich wenig später wieder mein Bett. Er besteht darauf, heute Nacht bei mir zu bleiben. Er erklärt mir, dass man nicht wissen kann, was François mir gegeben hat, und dass er kein Risiko eingehen möchte. Ich bestehe nicht darauf, dass er nach Hause geht. Ihn hier zu wissen, beruhigt mich. Außer meinem Vater hat sich noch nie jemand so sehr um mich gekümmert. Zum ersten Mal verspüre ich nicht dieses Gefühl der Zweideutigkeit zwischen uns. Er ist einfach nur hier, wacht über meinen Schlaf und zwingt mich alle zwei Stunden dazu, etwas Wasser zu trinken. Ich mag diese Seite an Charles sehr. Fürsorglich, diskret, zärtlich.
Als ich die Augen um 10 Uhr wieder öffne, ist der Stuhl jedoch leer. Die Tür ist geschlossen und mir ist schrecklich übel. Ich bin hoffnungslos alleine. Um aufzuwachen und meine Gedanken zu ordnen, beschließe ich, zu duschen. Die Erinnerungen an die letzte Nacht kehren in Fetzen zurück. Und wenn er nicht gekommen wäre, um mich zu retten? Wozu ist dieser François fähig? Nach dem vertraulichen Gespräch zwischen Charles und Élisabeth heute Nacht würde ich sagen, zu allem … Wie konnte ich mich nur zu einem derartigen Abenteuer überreden lassen? Was wird nur aus mir? Wozu das alles? Für einen Mann, der zwei Mal mit mir schläft und mich verlässt, wenn er keine Lust mehr darauf hat … Unter der Dusche beginne ich heftig zu weinen … Das wird immer mehr zur Gewohnheit!
„Emma, alles in Ordnung?“
„Sie sind hier?“
„Ich habe nur schnell frische Croissants besorgt! Ich werde Ihnen ein kleines Frühstück zubereiten. Brauchen Sie sonst noch etwas?“
„Ähm … Nein, danke.“
Ich weiß nicht, was ich denken soll. Mit Sicherheit ist es das Beste, wenn ich einfach damit aufhöre.
„Geht es Ihnen schon besser? Trinken Sie das, das wird Ihnen guttun …“
„Haben Sie mir nichts zu sagen?“
„Nicht wirklich. Nicht jetzt. Erwarten Sie jetzt, dass ich Ihnen eine Moralpredigt halte?“
„Nein, zumindest nicht sofort. Aber Sie müssen wirklich besorgt um mich gewesen sein, wenn Sie mir eine Bemerkung über meine Aufmachung ersparen …“
Er sieht mich an und lacht.
„Sie sollten wissen, dass ich mich bereits zurückhalte, seit Sie aus der Dusche gekommen sind. Aber da Sie schon davon sprechen … Möchten Sie nach diesem Imbiss etwa an einem Sportwettbewerb teilnehmen?“
„Ja, so kenne ich Sie! Mit Sicherheit nicht, Charles. Ich mag diesen Trainingsanzug einfach, das ist alles.“
„Haben Sie doch Erbarmen und schweigen Sie einfach. Sie wissen nicht, was Sie da
Weitere Kostenlose Bücher