Hollywood & Buecherwurm
Mutter das nicht kapiert“, herrschte sie die Kleine an. „Außerdem siehst du aus wie ein Junge, du kannst dich deiner fetten Freundin anschließen!“
Dem Mädchen traten Tränen in die Augen und Dylan klappte die Kinnlade herunter. Was war nur in ihn gefahren, dass er so jemanden heiraten wollte? Okay, die Agentur hatte ihn dazu motiviert, weil sein Management meinte, eine Hochzeit mit Zoey Waltham würde seinem Image ziemlich zuträglich sein. Doch sie hatte so gar nichts, was er anziehend fand. Sie war eingebildet und arrogant, hatte einen ausgeprägten Magerwahn und sah ihn an, als sei er verrückt, wenn er sich eine normale Portion zu essen bestellte. Sie kommandierte ihn und alle anderen in ihrem Umfeld herum, beklagte sich über seine Mutter, ließ an niemandem ein gutes Wort und war just in diesem Moment dabei, kleine Mädchen zu beleidigen.
Er fuhr sich mit seinen Händen durchs Haar und war plötzlich unglaublich aufgewühlt. Er durfte sie einfach nicht heiraten, das hatte er immer gewusst und jetzt war es ihm BEWUSST geworden. Er würde sich unglücklich machen, würde er Zoey das Ja-Wort geben und vermutlich würde sich die Regenbogenpresse nach einigen Monaten über ihre Scheidung hermachen. Vor seinem geistigen Auge tauchte wieder die Ehe seiner Eltern auf. Mit einem Mal war er nervös, seine Hände begannen zu schwitzen, und seine Brust fühlte sich eng an. Er musste hier raus. Aus diesem Saal und noch viel eher aus dieser Beziehung. Er lauschte einen Moment und vernahm aus den Lautsprechern leise Musik, die den Raum beschallte. Journey – mit „Open Arms“. Sofort wurde ihm wieder warm ums Herz und er beruhigte sich etwas. Er dachte an Taylors herzliches Lachen, an ihre funkelnden Augen und wie gut sie sich in seinem Arm angefühlt hatte. Wie sie gemeinsam gekocht und gelacht hatten, wie hübsch sie ausgesehen hatte, als sie an jenem klirrend kalten Novembertag im Schnee spazieren gegangen waren. Die Bilder vor seinem geistigen Auge begannen sich zu verdichten. Überall war Taylor. Er sah sie vor sich, wie sie mit nassem Haar aus dem Badezimmer kam, wie sie Knabbereien, Süßigkeiten und Coke auf den Tisch stellte, um für den DVD-Abend gerüstet zu sein, sah sie vor sich, wie sie sich an Thanksgiving dafür bedankt hatten, was ihnen wichtig war, und wie sie sich danach geküsst hatten. Seine Taylor. Die einzige Frau, die er jemals lieben würde.
„Diese Mädchen sind alle hässlich, wir brauchen Neue“, riss Zoey ihn plötzlich aus seinen Gedanken.
Er sah auf und sie stand vor ihm. Die Reihe kleiner Mädchen hatte sich aufgelöst, einige weinten, andere sahen apathisch in die Leere und wieder andere wurde von ihren Müttern getröstet, die ihnen böse Blicke zuwarfen.
„Eines wäre dabei, das vielleicht okay wäre, allerdings müsste es sich die Nase richten lassen, und ich denke, das bekommen wir in der kurzen Zeit nicht mehr gebacken. Also müssen neue Kinder gecastet werden!“
Dylan sprang auf. Er strahlte Zoey an.
„Nein, es müssen keine neuen Kinder gecastet werden“, sagte er.
„Was meinst du?“ Zoey holte eine Zigarette – eine weitere ihrer unangenehmen Angewohnheiten – aus ihrer Tasche und steckte sie an.
„Ich kann dich nicht heiraten, Zoey, es tut mir...nein, es tut mir überhaupt nicht leid!“
Er stürzte aus dem Saal.
29
„Und wieder Eine unter der Haube“, murmelte Taylor, als sie neben Shannon an der Bar stand.
„Du bist doch nicht etwa auf Sadie eifersüchtig? Oder würdest du einen kahlköpfigen Typen wie Walt haben wollen, der keinen geraden Satz herausbringt und ein massives Problem mit Schweiß hat?“
Taylor grinste.
„Nein, natürlich nicht! Aber irgendwie komme ich mir langsam wirklich seltsam vor. Alle um mich herum bekommen ihr Leben auf die Reihe, nur ich bin immer noch übrig. Ich fühle mich wie damals beim Völkerball, als sie mich immer als letztes ausgewählt haben!“
„Ach Taylor, so ein Quatsch. Wart nur ab, der Richtige kommt sicher bald und wählt dich aus“, versuchte Shannon, ihre beste Freundin zu beruhigen. Doch sie konnte nachfühlen, wie es ihr ging. Fast wöchentlich trafen Verlobungskarten, Baby-Mails oder Infos mit neuen Adressen ein, die einen schonmal deprimieren konnten.
„Ich nehme einen doppelten Whiskey“, bestellte Taylor.
„Hey, meinst du, es ist der richtige Zeitpunkt, mit harten Getränken anzufangen?“ Shannon sah sie an.
„Ich bin dreiunddreißig Jahre alt, offenbar der einzige
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