Holunderküsschen (German Edition)
Kopf. Fast meine ich den Pistolenschuss zu hören, den ich, ohne es zu wollen, abgefeuert habe. Nur gut, dass ich das Einschussloch längst mit einem Bild verdeckt habe. Undenkbar, wenn Ron es entdecken würde. Und was seine Waffe anbelangt, die ruht auf dem Boden meiner Wäschekommode. Säuberlich abgewischt. Ich komme mir vor wie eine Verbrecherin.
Ich bin eine Verbrecherin!
Bin ich nicht , entgegne ich trotzig in Gedanken. Bist du doch! Bin ich nicht!
Seit wann ist es keine Straftat, einen Mord zu verschleiern? Diese Frage bringt meinen inneren Monolog für einen Augenblick zum Verstummen. Doch dann dreht sich alles, Visionen wirbeln durcheinander. Aufhören! Ich will, dass das aufhört!
Aber es wird schlimmer. Der Alkohol war wohl doch keine so gute Idee, denn jetzt verliere ich die Kontrolle. Ich hole tief Luft, versuche, wie so oft in den letzten beiden Tagen, mich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen. Aber es funktioniert nicht. Stattdessen fühlt sich mein Kopf an, als sei er mit Helium gefüllt und würde gleich davon schweben. Zu spät fällt mir ein, dass ich heute noch nichts gegessen habe. Kein Wunder, dass der Wein eine so durchschlagende Wirkung hat.
Mühsam ringe ich um so etwas wie Ordnung in meinen Gedanken. Dieses Chaos, das in meinem Gehirn herrscht, macht mich verrückt. Ich sollte in meinem Inneren wie in einer Wohnung aufräumen, danach werde ich mich besser fühlen. Ganz bestimmt. Etwas taumelig stehe ich auf, hole mir ein Blatt Papier und einen herrenlosen Kuli aus Rons Arbeitszimmer. Ich werde eine Liste machen: Das wird mir helfen, die ungebetenen Bilder und Ängste zu vertreiben.
Nervös knabbere ich an dem Stift, während ich auf die weiße, unberührte Fläche vor mir starre. Statt geordneter Gedanken jagen sich Fragen in meinem Kopf: Habe ich mich wirklich geirrt, oder war es tatsächlich Ron, den ich vor dem Hotel gesehen habe? Zusammen mit einer anderen Frau? Zusammen mit einer anderen Frau … zusammen mit einer anderen Frau … zusammen mit …
Stirnrunzelnd betrachte ich das Blatt, habe Mühe, meinen Blick auf die Buchstaben zu fokussieren, die sich betrunken aneinander lehnen. Während die Worte einen Reigen durch meinen Kopf tanzen, hat sich meine Hand selbstständig gemacht. Seltsam, was sie scheinbar ganz von alleine geschrieben hat:
Ist Ron der Mörder?
Mit einer Grimasse betrachte ich die Kritzelei. Damit steht wohl fest, dass ich total betrunken bin. Ich habe keine Ahnung, woher diese Idee gekommen ist, aber eines ist sicher: Ron hat genauso wenig jemanden ermordet, wie er heute in einem Bad Sodener Hotel war. Soviel also zum Thema „Gedanken ordnen“. Vielleicht sollte ich lieber einen Kaffee trinken und etwas essen, damit ich wieder nüchtern werde. Aber dazu komme ich nicht mehr. Jemand macht sich plötzlich an der Tür zu schaffen, versucht, sie zu öffnen, was natürlich nicht gelingen kann, denn ich habe die Schlösser auswechseln lassen. Starr vor Angst verharre ich in der Bewegung, den Blick auf die Haustür gerichtet.
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