Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
den Premierminister erst ins Bild zu setzen, wenn er mit ihm allein reden konnte. „Nein. Er besteht weiter darauf, mit Präsident Dérúgo Feng zu sprechen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide, er hat vermutlich nur noch wenige Tage zu leben.“
Einer der Sicherheitsleute trat heran und flüsterte dem Premier etwas zu. Fanderth wandte sich an Dérúgo Feng.
„Der Platz ist tatsächlich beschränkt. Mehr als zehn sollten wir nicht sein.“
Ohne Kommentar lief Dérúgo Feng los, ihm folgten fünf seiner Leute. Die Briten waren überrascht, sie hatten nicht registriert, wie sich die Chinesen untereinander abgesprochen hatten.
Fanderth zeigte auf fünf Personen, die ihm folgen sollten, darunter Bob Bloth und zwei Männer von der Security. Als Brian ihnen hinterhergehen wollte, wurde er am Eingang bestimmt zurückgewiesen, dort hatten sich zwei der Sicherheitsleute postiert, ein britischer und ein chinesischer.
Mit Tobias waren es neun Personen im Arbeitszimmer, und damit war es relativ eng, da diverse Gerätschaften viel Platz einnahmen. Zwei Sicherheitsleute blieben vor der Tür. Es herrschte ein schweres Schweigen, Feng und Feist fixierten sich, alle anderen wurden zu Statisten.
Feng war so, wie Tobias ihn sich vorgestellt hatte, wie er ihn von aktuellen Aufnahmen kannte . Jetzt erfasste er die Person. Der Premierminister, der neben Feng stand, verblasste gegen den chinesischen Staatspräsidenten. Feng war sich seiner Macht bewusst und wirkte wie jemand, der sofort dazu bereit war, diese Macht zu seinem Nutzen einzusetzen.
Feng starrte den lebenden Toten im Rollstuhl an. Der atmete schwer und trug eine seltsame silbrige Haube auf dem Kopf, er wirkte nicht wie ein gefährlicher Mann. Aber Feng war der Letzte, der einen Menschen nach seinem Äußeren beurteilte, diese Lektion hatte er schon als Kind gelernt.
Doch seinen speziellen Füllfederhalter würde er nicht benötigen, er musste sich nicht die Finger schmutzig machen. Dieser Mann war so gut wie tot. Ihn zu töten würde Feng außer einer kleinen persönlichen Befriedigung nichts bringen.
„Nun gut, hier bin ich“, sagte er, breitete ein wenig seine Arme aus und präsentierte die leeren Handflächen. Er sprach Englisch, obwohl er überlegt hatte, Feist auf Deutsch anzusprechen.
„Ich vermisse Ihren Assistenten To Zhang, hat er Sie nicht begleitet?“, fragte Tobias.
„To Zhang war ein guter Mann. Er wollte seine Familie vor gewalttätigen Chaoten schützen und wurde dabei getötet. Nur einer der vielen Toten, die Sie zu verantworten haben, Herr Feist.“
Tobias ging nicht darauf ein. „Ich möchte mit Ihnen unter vier Augen sprechen, wir können dazu in den kleinen Nebenraum gehen. Die Tür hat kein Schloss und wie Ihre Leute bereits festgestellt haben, habe ich außer meinem Gehirn keine Waffe dabei.“ Er lachte leise, was sich wie ein Keuchen anhörte.
Feng gab einem seiner Sicherheitsleute ein Zeichen. Die Tür des Nebenraums war offen, ein Sessel war zu sehen. Der Raum war so klein, dass gerade noch ein Rollstuhl hineinpassen würde.
„Das ist keine gute Idee“, mischte sich der Premierminister ein. „Ich habe das Recht, dabei zu sein.“
„Lassen wir ihm seinen Willen, Herr Fanderth, es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über Ihre Rechte zu diskutieren“, sagte Feng. Der ironische Unterton war nicht zu überhören.
Feng saß im Sessel, Tobias’ Rollstuhl kam gerade durch die Tür. Die Tür hatte tatsächlich kein Schloss, sie schien sich lediglich durch ihr Eigengewicht zu schließen. Durch das Glasfenster war der Premierminister zu sehen, der immer noch schimpfte und fluchte.
Unvorsichtig war Feng trotzdem nicht, Tobias hatte ihm seinen Wunsch, einen seiner Männer mit in den Raum zu nehmen, nicht abgeschlagen, damit hatte er auch seinen nervösen Außenminister Ching Ling Foo beruhigt. Der Security-Mann stand seitlich neben der Tür, nur zwei Schritte vom Rollstuhl entfernt.
„Sie haben meinen Respekt, Herr Feist. Unter anderen Umständen wäre es mir sicherlich ein Vergnügen gewesen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Also, warum bin ich hier?“ Feng sprach Deutsch und konnte sich somit sicher sein, dass außer Tobias niemand verstand, was er sagte.
„Moment bitte, ich muss mich ein wenig anders hinsetzen.“ Das leise Summen eines Elektromotors war zu hören, der Sitz des Rollstuhls hob sich leicht und schob Tobias’ Körper etwas nach oben. Der Security-Mann wurde unruhig, verharrte aber auf ein
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