Geistersturm
Es war schon ein verbotenes Wetter. Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet und schien sich an den Menschen für die zahlreichen Eingriffe in die Natur rächen zu wollen.
Hinzu kam der Wind, der sich allmählich zu einem Orkan steigerte und die vom Himmel fallenden Fluten beinahe waagerecht durch die Landschaft peitschte.
Wir zuckelten in meinem Rover durch dieses mörderische Unwetter, auf der Suche nach einer Gestalt, die es nicht geben durfte, die aber trotzdem existierte, was zumindest glaubwürdige Zeugen berichtet hatten.
Am Armaturenbrett des Rover leuchtete die blaue Lampe. Ein Zeichen, daß das Fernlicht eingeschaltet war, doch bei diesen Regenmassen verbesserte das die Sicht kaum, und mehr als einmal schon war mir ein Fluch über unsere bescheidene Lage entfahren.
Ein Teil des großen Flughafengeländes war abgesperrt worden, denn ausgerechnet dort hatte sich die Gestalt gezeigt.
Suko, der ebenso nach vorn gebeugt saß wie auch ich, schüttelte den Kopf. »Die kriegen wir nicht, John.«
»Warte es ab!«
»Glaube mir. Ich bin inzwischen soweit, daß ich an irgendwelche Hirngespinste denke, denn was andere gesehen haben wollen, ist doch der reine Wahnsinn.«
Ich schwieg, gab ihm aber innerlich teilweise recht. Diese Gestalt mußte ausgesehen haben, als wäre sie einem Film oder einer Märchenwelt entsprungen. Eine Kriegerin, bewaffnet und halbnackt, so hatte sie sich auf dem Rollfeld gezeigt, und mehrere Zeugen hatten sie zu Gesicht bekommen, wobei ihre Beschreibungen kaum voneinander abwichen.
Deshalb rechnete ich damit, daß doch etwas dran war und man uns nicht grundlos alarmiert hatte, denn beide waren wir bei den Sicherheitskräften am Airport bekannt. Zu oft schon hatten wir hier eingreifen müssen. Allerdings waren wir noch nicht bei einem derartigen Sauwetter über die Rollbahn gefahren. Es war nichts zu erkennen.
Ein böser Dämon schien Besitz von der Natur ergriffen zu haben, um mit seiner Gewalt anzuzeigen, wozu er fähig war. Immer wieder erwischten den Rover die harten Windstöße. Sie hämmerten gegen die Karosserie, als wollten sie den Wagen im nächsten Augenblick umkippen.
Das Rauschen des Regens und das Prasseln der Tropfen gegen Blech und Glas machte eine Verständigung zwischen Suko und mir fast unmöglich.
Wir beschränkten uns auf das Wesentliche und auf Flüche.
Unsere Aufmerksamkeit hatte nicht nachgelassen, und zwischen all dem Negativen suchten wir auch nach einem positiven Punkt.
Wegen der verdammten Regenschleier war kaum etwas zu sehen, und der Wagen schien nicht zu fahren, sondern zu schwimmen. Aquaplaning ließ grüßen.
Aufgeben wollten wir nicht. Was die anderen gesehen hatten, mußten wir doch auch irgendwann mal entdecken, aber bisher suchten wir vergeblich.
Wir fuhren weiter. Mit Gegenverkehr brauchten wir nicht zu rechnen, wie ich voller Galgenhumor dachte. Ab und zu erschienen schattenhaft und aussehend wie tote oder erfrorene Riesenvögel die Umrisse der Maschinen, die auf dieser Seite des Geländes abgestellt waren.
Ansonsten sahen wir nur den Regen.
Die Reifen fegten durch die Pfützen und wirbelten wahre Gischtfontänen auf, die rasch hinter uns zusammenfielen.
Das Autotelefon meldete sich. Suko hob ab. Er sprach mit dem Chef der Sicherheitsabteilung und meldete, daß wir noch nichts entdeckt hatten.
Das konnte der Mann kaum fassen. »Verdammt noch mal, aber wir haben die Gestalt gesehen.«
»Wir nicht!« erwiderte Suko trocken.
»Sie wird noch erscheinen.«
Suko lachte. »Hoffen wir es, Mister.«
»Drehen Sie noch ein paar Runden. Der Flughafen bleibt gesperrt.«
»Das hoffen wir stark.«
»Dann viel Glück.«
»Ebenfalls.« Suko schüttelte den Kopf. Er wandte sich an mich. »Ich weiß auch nicht, weshalb der Knabe angerufen hat. Wahrscheinlich wollte er nur irgend etwas tun.«
»Ist möglich.« Wir fuhren wieder durch eine Pfütze. Wasser umgischtete uns fontänengleich.
Auch für die Flughafengesellschaft war es eine unangenehme Sache.
Der Airport war tatsächlich geschlossen worden, denn die Sicherheit der Reisenden und dort Beschäftigten war nicht mehr gewährleistet. Einige Kräfte hatten die Gestalt gejagt, sie aber nicht fassen können. Immer dann, wenn die Männer nahe genug an sie herangekommen waren, dann war sie plötzlich verschwunden, als hätte sie der Regen weggewischt.
Aber welche Gestalt war da erschienen?
Suko und ich hatten sie noch nicht gesehen. Wir mußten uns da auf die Zeugen verlassen. Wir fragten uns, wie
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