Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3
Blick, mit dem dieser ihn musterte, und dann lief es ihm eiskalt über den Rücken: Was bin ich für ein Depp. Im Palast von Versailles gibt es bestimmt noch größere Betten.
Das Misstrauen in Eulenfels’ Augen loderte auf. Sie waren verraten. Da fasste sich Moses Kahiki ein Herz und legte dem Minister die Hand auf die Schulter.
»Ich danke Euch«, sagte er wie ein richtiger König, »und verzeiht meinem Neffen. Er ist wirklich erschöpft. Und ich bin das auch.«
»Ja, ja, natürlich«, beeilte sich der Geheime Minister zu erwidern. »Ihr müsst unbedingt schlafen.«
Er wollte das Zimmer so schnell wie möglich verlassen, doch der König von Frankreich ließ ihn nicht los. Sein Blick wurde so eisern wie der Griff seiner Finger, die sich in Eulenfels’ Nacken bohrten.
»Exactement. Das werden wir tun und falls Ihr irgendwas brauchen solltet, wendet Euch bitte an meine Soldaten.« Moses’ Ton wurde drohend. »An meine 22 000 Soldaten, die mit ihren 100 Kanonen vor der Stadt nur darauf warten …«
»22 000 … Kanonen …«, stammelte der Dicke erschrocken. »Oh mein Gott, nein! Ihr könnt Euch natürlich auf mich verlassen. Ihr werdet …«
»Danke, das reicht!«, fuhr ihm Moses über den Mund. »Wir sehen uns morgen.« Er schob den Minister aus dem Zimmer, schlug die Tür hinter ihm ins Schloss und wandte sich um. »Du hättest beinah alles verbockt.«
»Ja«, erwiderte Will trotzig. »So wie du es verbockt hast, als wir in den Hof kamen. Du hast keinen König gegeben, sondern nur einen Schisser.«
Moses blitzte ihn an, doch er konnte dem Jungen nicht widersprechen. Er sagte die Wahrheit.
»Aber jetzt warst du gut!«, sagte der Junge versöhnlich. »Verflucht gut sogar.«
Er reckte und streckte sich lachend im Bett. »Ja und ich weiß inzwischen, wer den Ring hat. Und was noch viel wichtiger ist: Eulenfels weiß, dass ich das weiß, und solange er das von mir nicht erfährt, wird er sich vor den 22 000 Soldaten fürchten. Verstehst du das, Moses?«
Er kicherte jetzt schon selbst wie Prinz Gagga.
»Also, komm her. Entspann dich ein bisschen und schlaf dich mal aus. Immerhin feiere ich morgen Hochzeit.«
Er reckte und streckte sich und dann schlief er ein.
Eulenfels aber zögerte keine Sekunde. Er eilte zurück in den Hof, ließ sich von einem Diener ein riesiges schwarzes Cape überwerfen, sprang in seine silberne Sänfte, die auch mit einem schwarzen Tuch verhüllt wurde, und ließ sich dann von den zwei Dutzend in schwarze Capes gehüllten Dienern aus dem Schloss und zum Westturm tragen.
»Da kommt der Sonnenminister in geheimer Mission!«, riefen die Wachtposten vor dem Gefängnis, und einen kurzen Augenblick später rauschte Eulenfels mit wehendem Mantel wie ein riesiger Nachmittagsschatten in das Verlies.
Dort hockte Talleyrand noch immer in seinem Paket, die Ohren des Esels zur Schleife gebunden und die Karotte als Knebel quer im Mund.
»Ihr hattet recht«, schnaufte der dicke Minister und gab den Befehl, den Baron zu befreien. »Das sind nicht der richtige König und der richtige Neffe. Aber ich hab es ihnen natürlich geglaubt. Ähm, ich meine, ich hab so getan, als ob ich es glaube, und jetzt schlafen sie brav in meinem Bettchen.«
Er verzog das Gesicht zu einem teuflischen Grinsen.
»Ganz brav und ganz ahnungslos.«
Der Schwarze Baron riss sich die Eselsmütze vom Kopf und spuckte danach die Karotte aus. »Und warum tun sie das noch? Warum sind sie nicht hier, damit ich ihnen das in den Mund stecken kann?« Er zitterte zornig, als er die Mohrrübe aufhob.
»Weil wir durch sie an den Ring kommen werden«, brauste Eulenfels auf. »Und weil da draußen vor den Toren der Stadt 22 000 Soldaten lagern. Und 100 Kanonen. Und wenn die erfahren sollten, dass uns ihr König, ich meine damit den echten König, irgendwo in der Stadt verloren ging, können wir uns selbst in der Hölle nicht mehr vor ihnen verstecken.«
»Ich weiß, denn da sind wir ja längst schon gelandet«, hüstelte Talleyrand gereizt, schlüpfte in seinen Mantel und setzte sich den Zweispitz auf.
»Wie bitte, was?« Eulenfels zuckte zusammen. »Dann packt Eure Zombiesoldaten und sucht ihn gefälligst. Findet Euren richtigen König und kauft Euer Leben zurück, indem Ihr ihn auf die Hochzeit bringt.«
Er stürmte aus dem Verlies auf die Straße zurück.
»Sonst landet Ihr wirklich noch in der Hölle. Dann dient Ihr in Zukunft zwei alten Bekannten: dem Chevalier du Soleil und Höllenhund Will.«
Er sprang in die Sänfte
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