Sternenschweif 28 - Schatz der Sterne
1
Laura schaute zu, wie die Schneeflocken vor dem Fenster auf und ab wirbelten. Die Zweige der Tanne, die im Schulhof stand, sahen aus wie mit Puderzucker bestäubt. Endlich hatte es zu schneien begonnen! Laura hatte schon befürchtet, dass sich das Schmuddelwetter der letzten Tage bis zu den Ferien halten würde. Sie hatte genug von Nieselregen und Dauernebel. Jetzt konnte sie es nicht mehr erwarten, mit ihrem kleinen grauen Pony durch die glitzernde Winterlandschaft zu galoppieren. Sie wusste, dass Sternenschweif es genauso liebte wie sie, wenn die Sonne den verschneiten Wald um sie herum funkeln und strahlen ließ.
Endlich würden sie wieder mehr Zeit füreinander haben. Momentan hatte Laura so viele Hausaufgaben und Schularbeiten,dass für etwas anderes kaum mehr eine freie Minute blieb. Nicht einmal für den täglichen Ausritt mit Sternenschweif am Nachmittag nach der Schule. Dann erzählte sie ihm normalerweise alles, was ihr gerade durch den Kopf ging. Sie wusste, dass er jedes Wort verstand, denn Sternenschweif war kein gewöhnliches Pony. In ihm verbarg sich ein großes Geheimnis! Sie würde nie vergessen, was passiert war, als sie zum ersten Mal die Zauberworte gesprochen hatte. Plötzlich war ein strahlend schönes Einhorn vor ihr erschienen! Seine seidige Mähne hatte im Mondlicht geglänzt und sein Horn silbern geglitzert. Ja, Sternenschweif war ein Einhorn! Mithilfe eines Zauberspruchs verwandelte er sich in ein magisches Wesen mit ganz besonderenZauberkräften. Dann konnte er mit Laura reden und sogar mit ihr fliegen.
Mel stupste sie in die Seite. „He, Laura, was starrst du denn die ganze Zeit aus dem Fenster? Von allein rechnen sich diese Aufgaben nicht.“ Damit deutete sie mit dem Stift auf die aufgeschlagene Seite des Mathematikbuchs.
„Ich weiß“, seufzte Laura und zwang sich, den Blick auf ihr Heft zu richten. „Wenn mir das Prozentrechnen nur ein bisschen mehr Spaß machen würde.“
„Stattdessen träumst du lieber davon, wie du mit Sternenschweif durch den Schnee reitest, stimmt’s?“, fragte Mel grinsend.
Laura zwinkerte ihrer Freundin zu. „Wie schön, dass du mich verstehst.“
Mel beugte plötzlich wieder den Kopf über das Heft und schrieb eifrig weiter.
„Ich schon“, flüsterte sie. „Aber Mr Noland wohl nicht.“
Laura schaute kurz auf und sah, wie ihr Klassenlehrer durch die Reihen ging und langsam auf sie zukam.
Rasch fing auch sie wieder an zu rechnen. Doch schon bald wusste sie nicht mehr weiter. Für die Mathematikarbeit, die ihnen demnächst bevorstand, musste sie auf jeden Fall noch üben. Ihr Blick wanderte wieder nach draußen.
Das Schneetreiben wurde immer dichter. Alles war weiß. Sie erinnerte sich, wie sie einmal mit Sternenschweif geflogen war, als es genauso geschneit hatte. Doch das Einhorn hatte aus seinem Huf Funken strömen lassen,die in einem großen Bogen aufgestiegen waren und alle Schneeflocken von ihnen abgehalten hatten. Dies war nur eine seiner vielen magischen Fähigkeiten, die sie gemeinsam kennengelernt hatten. Laura und Sternenschweif hatten nämlich die Aufgabe, Einhörnern und ihren Freunden zu helfen, wenn sie in Not waren. Dabei entdeckten sie immer wieder neue Zauberkräfte und hatten schon viel Aufregendes erlebt. Und zum Glück hatten alle ihre Abenteuer bislang ein gutes Ende gefunden.
Plötzlich läutete die Schulglocke. Mr Noland klatschte in die Hände.
„Ab in die Pause“, rief er. „Lasst euch nach der Rechnerei frische Luft durch den Kopf blasen.“
Laura stürmte mit den anderen nach draußen. Der Schulhof war bereits mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Sie wollte sich gerade mit ihren beiden besten Freundinnen Jessica und Mel ein ruhiges Plätzchen suchen, als sie ein Schneeball genau in den Nacken traf. Blitzschnell drehte sie sich um. Ein paar Meter entfernt stand ihr Bruder Max und grinste über beide Backen.
„Das nennt man Volltreffer“, freute er sich und schlenderte zu den drei Mädchen.
„Na warte!“, drohte ihm Laura mit der Faust und musste lachen. „Zu Hause gibt es Revanche. Und dann wird es einige Zeit dauern, bis du wieder aufgetaut bist. Das verspreche ich dir.“
„Was du nicht sagst!“, grinste Max spöttisch. „Wenn ich mich recht erinnere, warst du es, die unsere letzte Schneeballschlacht verloren hat. Im Übrigen hast du mir damals versprochen, ein Iglu für mich zu bauen. So groß, dass wir beide und auch die Hunde darin Platz haben. Darauf warte ich heute
Weitere Kostenlose Bücher