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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verlangen, dass seine Anweisungen befolgt wurden, und jeder Raumoffizier missachtete diese Verpflichtung auf eigenes Risiko. In diesem Fall allerdings hatte es keinen Sinn, sich die Mühe zu machen. Ohne Zweifel versprach Bogey-Drei gern, genau dort zu bleiben, wo er war, wenn Abigail es verlangte. Und er würde treu gehorchen - und zwar genau so lange, bis Abigails Geschwindigkeit sie wieder außer Bordwaffenreichweite getragen hatte.
    Nein. Diesmal blieb keine andere Wahl, als das Ziel ohne Warnung manövrierunfähig zu schießen, damit es nicht in den Hyperraum gehen konnte, sonst brauchte man gar nicht erst zu versuchen, es zurückzuerobern. Der Captain hatte diese Tatsache hingenommen, ohne mit der Wimper zu zucken, und dass Abigail zu hundert Prozent einer Meinung mit ihm war, versöhnte sie kein bisschen mit dem Gedanken, dass sie auch im günstigen Fall unschuldige Menschen töten würde.
    In mancherlei Hinsicht lastete ihr noch schlimmer die Möglichkeit auf der Seele, dass sie vielleicht gar keine Gelegenheit erhielt, ihre Laser abzufeuern und diese Menschen zu töten. So sehr Captain Terekhov auch Bogey-Drei aufbringen wollte und welche Risiken er zu diesem Zweck einzugehen bereit war, er hatte klargestellt, dass die Ausschaltung der beiden bewaffneten Schiffe Priorität vor der Rücknahme des Frachters besaß. Deshalb war es Abigail und Einarsson ausdrücklich untersagt, den Dromedar anzugreifen, ehe Terekhov restlos überzeugt war, die bewaffneten Schiffe ins Gefecht verwickeln zu können, bevor eine lichtschnelle Warnung vom Frachter sie erreichte.
    Immerhin verfügte die Hexapuma über einen überlichtschnellen Gravimpuls-Sender der neuesten Generation. Die Pinassen besaßen keine geeigneten Empfänger, die Aufklärungsdrohne hingegen schon. Ihre Datenverbindungen zum Mutterschiff eigneten sich bestens, Nachrichten zu empfangen und sie über Comlaser oder - wie in diesem Fall - optisches Kabel der Pinasse zu übermitteln.
    Leider konnte auch jemand, der Gravimpulse nicht entschlüsseln konnte, sie trotzdem anmessen, und mittlerweile war allgemein bekannt, dass die RMN die dazu nötige Technik besaß. Daher durfte Captain Terekhov einfach nicht riskieren, die Feuerfreigabe zu senden, bis er seine potenziellen Opfer so weit herangelockt hatte, dass er sicher sein konnte, sie ins Gefecht verwickeln zu können.
    Infolgedessen war es durchaus möglich, dass die Pinassen und LACs keine Erlaubnis erhielten, den Frachter unter Beschuss zu nehmen, während sie an ihm vorbeizogen. Es sei denn natürlich, der Frachter entdeckte sie und begann ein Ausweichmanöver. In diesem Fall hätte es keinen Sinn mehr, nicht mehr zu feuern, denn die Prisenmannschaft würde ihre Kameraden auf jeden Fall warnen. Andererseits durchquerten die Pinassen durch ihre hohe Geschwindigkeit das Angriffsfenster in weniger als zwölf Sekunden, sodass es wahrscheinlich unmöglich war festzustellen, ob der Frachter sie bemerkt hatte, ehe es zu spät war, um zu reagieren.
    Na, dachte sie, die Vaterkirche sagt ja immer, dass die Prüfung viele Formen annehmen kann. Ich sollte wohl dankbar sein, dass ich wenigstens nicht die Entscheidung fällen muss, die der Captain zu treffen hat.
     
     

21
    Der Winter umschloss die Stadt Vermeer mit kalter, grauer Faust. Schwerer Nebel trieb über der breiten, langsam fließenden Scheide, und vergrämte einheimische Langwedelbäume ließen sich in die feuchten Schleier über dem graugrünen Wasser hängen. Der Himmel hatte die Farbe alten Schiefers und ließ eine Hand voll dicker, träger Schneeflocken rieseln, und die beißende Kälte lag kaum über dem Gefrierpunkt.
    Kurz gesagt, ein deprimierend typischer Wintertag auf dem sonnigen Rembrandt, dachte Bernardus Van Dort ironisch, während er, die Hände auf dem Rücken, aus dem Fenster blickte, das er noch gut kannte. Nur ein Haufen leicht bekloppter Renaissance-Wiedererwecker wie meine geschätzten Vorfahren mit ihrem Überschuss an Bildung und Unterschuss an Verstand konnten sich solch einen Planeten als neue Heimat aussuchen. Eine Bande von kunstbesessenen Einfaltspinseln.
    Die trostlose Szene unterschied sich gewaltig von der Frühlingswärme auf Thimble. Andererseits war Rembrandt in vielerlei Hinsicht kein solch hübscher Planet wie Flax. Manchmal wunderte sich Van Dort, ob das erbärmliche Klima seiner Heimatwelt erklärte, wieso die Rembrandter mit solcher Eile die kulturellen Ambitionen ihrer Gründer verworfen hatten. Er wusste es nicht zu

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