Horror Cocktail
oder zum Beispiel Ausgerechnet Bananen? Haben Sie jemals versucht, ein Ford-T-Modell bei starkem Regen über eine miese Landstraße zu kutschieren? Stellen Ihre Anzeigen die unsterbliche Frage: Warum sollte man ein Bruchband tragen? Und was die Kinos anbelangt, so möchte ich nur auf die epischen Produkte mit Mae Murray oder Gilda Gray oder die Mammutschinken von 13
Cecil B. De Mille hingewiesen haben.« Er lächelte. »Sie genießen zumindest den Vorteil der modernen Technologie.«
»Sicher. Klimaanlagen, Fernsehen, Supermärkte, auto-matische Waschmaschinen. Aber auch ferngelenkte Raketen und die tödlichste aller Waffen, die Einkommensteuer.«
»Die es auch bei uns schon gab.«
Don trank um seine Olive herum. »Damit stehen wir also unentschieden. Aber betrachten wir doch mal die wirklich wichtigen Dinge: die engen Wohnverhältnisse, die unsere Hauptstädte zerstören und die grauen Flanellanzüge, die wir tragen und die Frauen, die wir lieben – diese kurvenreichen, blondgebleichten, spatzenhirnbewehrten Schönheiten.«
»Schön und gut«, lächelte Claymore.» Vergleichen wir mal die heutigen Wohnverhältnisse mit denen im Jahre 1925.
Wußten Sie schon, daß damals nur knapp die Hälfte aller Wohnungen ein Bad hatte – und nicht einmal so viele eigene Toiletten? Über die entsetzlich unbequemen Möbel brauche ich wohl nichts zu sagen. Und was die Kleidung anbelangt, so erübrigt sich wohl auch darüber jegliche Bemerkung. Sehen Sie sich bloß mal an, was ich anhabe und vergleichen Sie es mit Ihrem Anzug.«
»Vergessen wir diese Nebensächlichkeiten«, unterbrach ihn Don. »Kommen wir auf das Wichtigste zu sprechen, nämlich den Sex.«
»In Ordnung. Sie haben ein ziemlich verlockendes Bild des heutigen weiblichen Ideals gezeichnet. Dagegen habe ich genau das Gegenteil zu bieten – dünn, flachbrüstig, neurotisch schrill, neurotisch ordinär, gintrinkend, affektiert…«
»Ich hab’ kapiert«, sagte Don. »Aber wenn wir dieses Spiel nun schon mal spielen, warum beschränken wir uns dann auf mein Heute und Ihr Gestern? Wenn sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart so untragbar sind, warum hüpfen wir dann nicht in Ihr komisches Gefährt und machen spaßeshalber mal einen Ausflug in die Zukunft?«
14
»Das habe ich schon getan«, sagte Claymore.
»Was?«
»Ich sagte, ich habe es schon getan.« Er trank sein Glas leer.
»Dies ist mein zweiter Aufenthalt, könnte man sagen. Das erstemal war ich etwa fünfunddreißig Jahre von jetzt an gerechnet in der Zukunft.«
»Und warum sind Sie nicht dort geblieben? Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß es da genauso schlimm war?«
»Urteilen Sie selbst. Keine Furcht mehr vor dem Kommunismus …«
»Großartig!«
»Sie haben statt dessen Angst vor den Konservativen.
Consies, wie sie sich nennen. In der Regierung, der Wirtschaft und in den internationalen Beziehungen haben die Bremser die besten Positionen. Aber es gibt viele Dinge, die erledigt werden sollten. Sie müssen getan werden. Resultat: Unterdrückung der Redefreiheit, allgemeinme Zensur, Jagd auf Spione. Dann ist da der Plutonium-Skandal, das Problem der Kinderkriminalität und der Rauschgiftmißbrauch. Ich glaube, ich brauche nicht zu erklären, wie ihre Schlager klingen oder was sie unter Unterhaltungsindustrie verstehen. Plastisches Fernsehen kann ziemlich überwältigend sein, und die Werbung ist natürlich auch nicht auf dem heutigen Stand stehengeblie-ben. Was die Bequemlichkeit anbelangt – die Anstrengungen und Qualen eines Raketenflugs zum Mond können Sie sich einfach nicht vorstellen.«
»Und die Frauen?« fragte Don hoffnungsvoll.
Claymore deutete mit seinen Händen eine Ellipse an.
»Allerliebst. Durchschnittsgewicht zweihundert Pfund. Man nennt sie King-size-Puppen. Ziemlich aggressiv, aber das ist normal in einem Matriarchat. Wenn Sie den heutigen Trend erkannt haben, können Sie sich ja vorstellen, daß sie inzwischen buchstäblich das gesamte Geschäftsleben, alle Unternehmung-en – einschließlich der Unterhaltungsmedien und die 15
Regierung fest in der Hand haben.«
»Aber wie lautet dann die Antwort?« protestierte Don.
»Meinen Sie, in diesem Spiel kann man nie gewinnen? Man entgeht ihm nicht, ganz gleich, wohin man flieht?«
»Man kann nicht vor sich selbst fliehen«, erklärte Caymore.
»Das ist das einzige, was ich dabei gelernt habe. In jedem Zeitalter ist einzig und allein wichtig, wie man selbst lebt, wie man sich seiner eigenen Umgebung
Weitere Kostenlose Bücher