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Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Höhe.
    »Erschrick jetzt nicht«, sagte er, und er hatte es noch nicht ganz getan, da explodierte das Pulver mit einem Zischen und einem Blitz, der das ganze Zimmer in blendend weiße Helligkeit tauchte.
    Als alles vorbei war, drehte er sich zu Herman um und griff zugleich in die Jackentasche. Er zog eine dreifach zusammengefaltete Dollarnote heraus. Allerdings machte er keine Anstalten, sie ihm zu geben, sondern legte den Geldschein auf den Tisch. Es kostete Herman einiges an Überwindung, nicht sofort danach zu greifen.
    »Du bekommst das Geld, wenn ich die Bilder entwickelt habe und sehe, dass sie etwas geworden sind«, sagte er. »Es wird vielleicht eine Stunde dauern, möglicherweise etwas länger. Und ich muss die Fenster dafür schließen und den Raum verdunkeln. Während ich beschäftigt bin, kannst du mir vielleicht noch einen Gefallen tun«, fuhr Tohorse ungerührt fort. »Ich zahle dir noch einen weiteren Quarter. Und diesmal bekommst du ihn sogar vorher. Du weißt, wo die Werkstatt des Zimmermanns ist?«
    »Sicher.«
    »Nun, dann könntest du auf dem Rückweg von der Kirche dort vorbeigehen und etwas abholen, das ich in Auftrag gegeben habe.«
    »Und was?«
    »Mein Bein.«
    »Ihr was?«, wiederholte Herman verwirrt.
    »Mein Bein«, wiederholte der Indianer, amüsierte sich einen Moment lang ganz unverhohlen an seinem verblüfften Gesicht und klopfte dann mit den Fingerknöcheln gegen sein linkes Schienbein. Es klang hart, nicht wie Fleisch oder Knochen. Noch immer so breit feixend wie ein Schuljunge, den ein ganz besonders ausgeklügelter Streich gelungen war, beugte er sich vor und rollte das Hosenbein bis dicht unter das Knie hoch. Darunter kam ein schon reichlich zerschlissener schwarzer Strumpf zum Vorschein, in dem jedoch kein Bein aus Fleisch und Blut steckte, sondern eine zerschrammte Imitation aus Holz.
    »Genauer gesagt mein Reservebein«, fuhr Tohorse grienend fort. »Mein richtiges Bein ist mir schon vor vielen Jahren abhandengekommen.«
    Herman kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    »Es ist so lange her, dass ich mich kaum noch erinnere«, fuhr der Indianer fort. »Ich glaube, es war bei einem Überfall auf einen Siedlertreck … aber nein, halt. Es war wohl doch eher eine Postkutsche, die ich zusammen mit meinen Brüdern ausgeraubt habe und ungeschickt dabei war.« Er machte ein übertrieben nachdenkliches Gesicht. »Oder doch nicht? Möglicherweise habe ich es auch nur verlegt und erinnere mich jetzt nicht mehr, wo.«
    Tohorse rollte das Hosenbein wieder herunter. Er blinzelte Herman fast verschwörerisch zu, stand auf und hielt wie durch Zauberei plötzlich ein blitzendes Vierteldollarstück in der Hand, das er Herman zuschnippte.
    Er war so überrascht, dass er zu spät reagierte und danebengriff. Tohorse lachte abermals, als er sich rasch in die Hocke sinken ließ und nach der fallen gelassenen Münze griff; diesmal aber so gutmütig, dass es Herman einfach nicht gelang, zornig zu sein.
    Es gelang ihm auch nicht, Tohorses Bein nicht anzustarren, als er sich wieder aufrichtete.
    »Möchtest du wissen, was wirklich passiert ist?«, fragte Tohorse.
    »Nein!«, versicherte Herman hastig. »Es ist –«
    »– vollkommen natürlich, wenn man neugierig ist«, fiel ihm Tohorse ins Wort. »Das geht uns Erwachsenen nicht anders. Der einzige Unterschied ist, dass ihr Kinder es zugeben dürft.« Er lachte, aber es klang ein bisschen bitter. »Es war tatsächlich eine Postkutsche, nur war die Geschichte nicht ganz so abenteuerlich, wie sie sich vielleicht angehört hat. Ich war nicht sehr viel älter als deine beiden Freunde, weißt du? Und ziemlich dumm. Meine Brüder und ich lebten in einem Reservat. Es war gar nicht so schlimm, wie die meisten glauben, aber es war eben ein Reservat, und es gab nicht viel zu tun, schon gar nicht für ein paar junge Burschen, die sich für unsterblich hielten und fest davon überzeugt waren, die Welt aus den Angeln heben zu können, wenn man ihnen nur einen Hebel gibt, der lang genug ist.«
    Herman verstand auch nicht genau, was er damit meinte, legte aber gehorsam den Kopf auf die Seite und sah den Indianer erwartungsvoll an, und Tohorse fuhr fort: »Wir hatten ein Spiel, weißt du? Einmal die Woche kam ein Wagen ins Reservat, um Lebensmittel und Post und anderes zu bringen. Meine Freunde und ich haben immer gewettet, wem es zuerst gelingt, unbemerkt auf den Wagen aufzuspringen und sich an den Fahrer anzuschleichen. Wir spielten Postkutschenräuber. Ich war gut,

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