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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Prolog
    Jonas fiel. Er stürzte kopfüber, kopfunter immer tiefer und tiefer durch Leere und Nichts.
    »Neiiiiinn …« HKs Stimme hallte von überall wider, auch wenn er selbst verschwunden war. Genau wie die anderen Erwachsenen. Und die anderen Kinder. Und überhaupt alles, was Jonas vertraut war.
    Außer Chip und Katherine.
    Jonas drängte sich enger an seinen Freund und seine Schwester. Er und Katherine hatten sich im letzten Augenblick bei Chip eingehakt, genau in dem Moment, als er verschickt wurde. Jonas wünschte, er könnte sich mit den Händen festhalten, sich mit aller Kraft festklammern, doch das ging nicht. In der linken Hand hielt er einen Definator und in der rechten den Taser.
    Er wusste nicht einmal genau, was ein Definator war, aber die Erwachsenen hatten getan, als sei er furchtbar wichtig. Und er hatte wirklich nicht die Zeit gehabt, um einen Einführungskurs zu bitten. Außerdem hätten ihm HK, Gary oder Hodge ohnehin nichts erklärt. Was hätten sie auch sagen sollen? »Und wenn du auf dieseTaste drückst, sind wir geschlagen. Dann hast du gewonnen.«
    Sicher nicht.
    Aber Jonas hatte es auch ohne Erklärungen geschafft, die Erwachsenen zu entwaffnen. Am Ende hatte er die Waffen gehabt. Er hatte die Babyschmuggelpläne von Gary und Hodge vereitelt, die nur auf Profit aus waren. Und HKs Plan war er, nun ja, zumindest … dazwischengefahren.
    Dazwischenfahren war nicht das Gleiche wie gewinnen.
    »Jonas, es ist ein Fehler passiert«, sagte HK, dessen Stimme laut und deutlich aus dem Definator drang und tief beunruhigt klang. »Du und Katherine hättet auf keinen Fall mit Chip und Alex ins fünfzehnte Jahrhundert gehen dürfen. Das ist euch nicht erlaubt. Ihr könntet dort noch mehr Schaden anrichten. Und den Definator und den Taser dürft ihr auch nicht mitnehmen.«
    »Das hätten Sie sich überlegen müssen, bevor Sie Chip auf Zeitreise geschickt haben«, sagte Jonas. »Sie hätten wissen müssen, dass wir zusammenhalten würden.«
    Es war nichts als pubertärer Trotz, der Jonas’ Stimme diesen aufmüpfigen Ton verlieh. Er hatte selbst nicht gewusst, was er sagen würde, als er den Mund aufmachte. Ebenso gut hätte er wimmern können: »Ich will meine Mami und meinen Papi! Ich will nach Hause!«
    Das kam vielleicht noch. Diese absolute Leere war beängstigend. Und – fünfzehntes Jahrhundert? Hatte HK wirklich »fünfzehntes« gesagt? War es das, worauf sie zustürzten?
    Jonas konnte sich nicht erinnern, auch nur die kleinste Kleinigkeit über das fünfzehnte Jahrhundert zu wissen. Im Moment fiel ihm nicht einmal ein, wie die Zählweise funktionierte. Umfasste das fünfzehnte Jahrhundert die Ereignisse von vierzehnhundertetwas oder sechzehnhundertetwas?
    Mit genügend Zeit zum Nachdenken hätte er das wahrscheinlich herausfinden können. Aber eine Hand, die plötzlich seine Schulter umklammerte, lenkte ihn ab.
    Katherines Hand.
    Katherine war Sechstklässlerin, nur ein Jahr hinter Jonas und Chip. Seit sie auf die Mittelschule gewechselt war, hatte sie sich in eines dieser dummen kichernden Wesen verwandelt, die sich pausenlos über Haare, Make-up und Cheerleader-Probetrainings unterhielten. Aber Jonas erinnerte sich noch an die andere, jüngere Katherine, sogar an die süße, niedliche kleine Schwester (auch wenn er das niemals zugeben würde, nicht mal unter Todesqualen), die nach seiner Hand gegriffen hatte, wenn sie sich fürchtete, um bewundernd zu ihm aufzusehen und ihm vertrauensvoll zuzuflüstern: »Du passt auf mich auf, Jonas, ja?«
    Um nichts in der Welt würde Jonas ihr das jetzt gestatten. Trotzdem weckte ihre Hand auf seiner Schulter den Beschützerinstinkt des großen Bruders in ihm. Wenn er sich schon fürchtete, musste sie vor Angst fast den Verstand verlieren.
    »Hört mal, ich sage euch, was ihr, du und Katherine, tun müsst, um zurückzukommen«, sagte HK angespannt.
    Katherine verstärkte ihren Griff und zog ihn dichter heran, sodass sie mit Chip einen Kreis bildeten. In der fast vollkommenen Dunkelheit um sie herum konnte er ihr Gesicht kaum erkennen, ihre Züge wirkten verzerrt. Weinte sie? Sie drehte den Kopf – nein, sie schüttelte den Kopf und reckte eigenwillig das Kinn. Sie weinte nicht, sie war wütend. So wütend, dass es ihr womöglich die Sprache verschlagen hatte.
    »Nein«, sagte Jonas zu HK und irgendwie klang seine Stimme genauso grimmig, wie Katherine aussah. »Sagen Sie uns, was wir tun müssen, damit wir alle zurückkommen können.« Plötzlich fiel Jonas

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