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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Als Mose zum Himmel emporstieg, da kam ihm eine Wolke entgegen, und Mose wusste nicht, ob er sich auf sie schwingen oder sich nur mit den Händen an ihr festhalten sollte. Sie öffnete sich aber, und er betrat ihr Inneres. Und die Wolke trug den Mann Gottes mit sich fort, und er durchstreifte die Feste des Himmels.
    Da begegnete ihm der Engel Kamuel, welcher das Haupt der zwölftausend Schreckensengel war, die die Tore des Himmels bewachten. Der schrie Mose an und sprach: »Was suchst du in den Regionen der Heiligkeit, du, der du von den Stätten der Unreinheit kommst? Du vom Weibe Geborener, wie wagst du, zu wandeln, da wo Feuer ist?«
    Mose erwiderte: »Ich bin der Sohn Amrams und bin gekommen, die Gesetze für mein Volk zu empfangen.«
    Da der Engel aber nicht nachgab, schlug Mose ihn wund und wollte auch sein Leben vernichten. Bevor Kamuel starb, erschien eine rettende Hand, zog ihn in Sicherheit, und eine Frauenstimme sagte: »Von nun an und in alle Ewigkeiten wirst du auf meiner Seite sein…«
    Aus dem Buch ›Sagen der Juden‹.
    ***
    Es war keine Bar, es war keine einfache Kneipe, es war kein richtiger Pub, es war von jedem etwas. Zum Pub gehörten die Dartscheibe, vielleicht auch die Sprossenfenster, das Bier, der Whisky und die lange Theke. Als Kneipier bezeichnete sich der Wirt, der mal einen vierwöchigen Urlaub in Germany verbracht hatte. Aus diesem Land hatte er auch das Schild mit der entsprechenden Aufschrift mitgebracht, das jetzt auf der Zapfanlage stand.
    Etwas Bar war das Lokal wegen der Frauen, die hier verkehrten. Es waren keine Huren, sie zählten auch nicht mehr zu den Teenies, sondern gehörten zu der Gruppe einsamer Menschen, die ihre Abende nicht allein vor der Glotze verbringen wollten und die Gesellschaft anderer suchten, um sich ablenken zu können. Dass sie hin und wieder nicht allein nach Hause gingen, lag in der Natur der Dinge.
    Fremde verirrten sich kaum in das Lokal, das einfach nur Corner hieß.
    Es lag eben an der Ecke und war von zwei Seiten aus gut zu erreichen.
    Der Wirt konnte sich auf sein Stammpublikum verlassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Pubs in London war seine Bude noch voll, auch wenn der Betrieb zur Ferienzeit nachgelassen hatte und sich fremde Besucher nur selten dorthin verirrten.
    An diesem Abend war es fast wie immer. Es gab nur eine Abweichung, die aber dauerte schon seit Wochen an. Das schlechte Wetter. Der Regen, der Wind und Temperaturen, die nicht eben sommerlich waren. Da zogen es die Gäste vor, in den Süden zu fliegen, und das merkte der Wirt an seinen Umsatzzahlen.
    Wie ein Feldherr stand er hinter der Theke. Ein großer Mann mit einer Halbglatze, die zu dem breiten Gesicht passte. Es besaß ein besonderes Merkmal. Das war der Oberlippenbart. Ein dunkles, kunstvoll gezwirbeltes Gebilde, dessen beide Enden nach oben gedreht waren. Für die Pflege des Barts wandte der Wirt täglich viel Zeit auf, um ihn seinen Gästen stets stolz präsentieren zu können.
    Ja, die Gäste…
    Viele waren an diesem Abend nicht gekommen. An der Theke standen nur vier Männer. Die Tische waren nicht einmal zur Hälfte besetzt.
    Einige Paare oder auch Menschen, die sich erst an diesem Abend kennen gelernt hatten, saßen beisammen. Vertieft in Gespräche, mal lachend, mal etwas traurig, aber immer darauf bedacht, sich von der guten Seite zu zeigen.
    Eine Frau hatte es an die Theke verschlagen. Sie hieß Milly, war kurz unter fünfzig, hatte ihr Haar schwarz gefärbt und schaute stets aus illusionslosen Augen in die Welt. Milly war Stammgast und zahlte stets ihre Zeche, doch der Wirt wusste nicht, woher sie das Geld hatte. Über einen Job hatte sie nicht gesprochen. Seit einigen Tagen litt sie unter einer sogenannten Sommerdepression, und die ertränkte sie in Whisky.
    Wenn sie genug hatte, ließ sie sich von einem Taxi zu ihrer Wohnung fahren.
    Und noch jemand saß allein. Es war ein Mann. Er hatte seinen Platz an einem der Tische gefunden. Am letzten gewissermaßen, denn der Tisch stand in einer Ecke dicht an der Wand. Dort war das Licht nicht besonders gut, so dass der Wirt seinen Gast nur schwerlich erkennen konnte. Der Gast hieß Sam Elam und arbeitete bei einer Versicherung.
    Mehr wusste der Wirt auch nicht. Ihm war auch nicht bekannt, ob und wie einsam Elam war. Depressionen jedenfalls hatten ihn nicht überfallen. Zumindest hatte er nicht darüber gesprochen. Elam gehörte zu den stillen Trinkern und Genießern und auch zu den guten Gästen, denn oft genug nahm er

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