hot directions (German Edition)
Kapitel 1
Der Typ auf mir gibt sich echt Mühe, mich in den siebten Himmel zu stoßen. Ich liege mit gespreizten, angewinkelten Beinen unter ihm, umklammere mit der Linken seinen muskulösen Oberarm, während ich die Rechte irgendwo zwischen meinen Schenkeln liegen habe, um mir einen runterzuholen, sobald er mir die Chance dazu gibt. Ich weiß, was ich will, sowohl im Bett als im Leben. Meistens sind es Sexdates, das reicht mir nach meiner letzten gescheiterten Beziehung auch. Ich bin jung, sehe verdammt gut aus, und bin eine Schlampe. Eine von der Sorte, die man nicht von der Bettkante stößt. Niemand tut das. Und das weiß ich sehr genau. Deswegen suche ich mir meine Partner gut aus. Jung müssen sie sein, maximal mein Alter. Sportlich-muskulös oder schlank, und natürlich aktiv. Ich bin fast ausschließlich passiv, schließlich will ich meinen Körper verwöhnen und nicht verarschen. Wie gesagt, die letzte Beziehung hat mir gereicht.
Der Typ, den ich mir vor zwei Stunden bei der Single-Party in meinem Lieblingsclub, dem »Engel« abgegriffen habe, fällt absolut in mein Beuteraster. Er ist ein paar Jahre jünger als ich, sieht aus wie 22 oder 23, hat schwarze Haare und einen genauso trainierten Body wie ich. Außerdem hat er schwanzmäßig so viel zu bieten, dass ich vorhin freiwillig vor ihm auf die Knie gegangen bin, um ihm einen zu blasen, bevor ich mich wie eine läufige Hündin auf dem Rücken auf sein Bett gelegt und mich mit angezogenen Beinen als das präsentiert habe, was ich in Wirklichkeit bin: Eine verruchte Schlampe, die ordentlich gestopft werden will. Und genau das passiert jetzt.
Ich werfe meinen Kopf keuchend von links nach rechts, während mein Date das Tempo variiert und mich langsam aber sicher an den Rand der Ekstase treibt. Meine Rechte wandert nach unten, schließlich will ich auch mal irgendwann kommen. Als ich spüre, wie mein Orgasmus naht, klingelt ein Handy. Meins, ausgerechnet jetzt. Der Klingelton verrät mir, dass ich besser sofort dran gehen sollte, wenn ich Ärger vermeiden will.
»Verdammt«, zische ich, nehme meine rechte Hand nach oben und greife mir mein Handy, das auf dem Nachtschrank des Unbekannten liegt.
»Jaaaa«, melde ich mich, das Stöhnen gerade noch unterdrückend, denn mein Stecher lässt sich durch das Gespräch nicht beirren, sondern knallt mich munter weiter durch. Seine Hand sucht meine Brustwarze, während er sein Tempo noch steigert.
»Klein, KDD«, meldet sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Kann ich gleich zurückrufen?«, keuche ich mehr, als ich sage.
»Klar. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?« fragt Herr Klein mich.
»Ja....« Ich lege auf, keine Sekunde zu früh, denn im selben Moment komme ich von ganz alleine. Ohne selbst Hand angelegt zu haben, stöhne und schreie ich meinen Orgasmus durch das mir unbekannte Schlafzimmer. Der Kleine lächelt diebisch und macht weiter. Die verruchte Schlampe würde jetzt das Becken schwingen und sich die Rosette ein zweites Mal versilbern lassen, mich jedoch lässt der Anruf nicht mehr los. Also spanne ich meine Muskeln an, um den anderen möglichst schnell kommen zu lassen. So abgebrüht, dass ich jetzt einfach aufstehe und gehe, bin ich dann doch nicht - obwohl, ich habe eben tatsächlich einen Moment darüber nachgedacht.
By the way: Ich hab den Namen von dem Typen vergessen. Er hat ihn mir zwar gesagt, aber ich merk mir doch so was nicht. Dazu ist er zu unwichtig. Ein Fick, mehr nicht. Einer von vielen in der letzten Zeit. An manchen Tagen, wenn zum Beispiel in der Stadt nichts oder erst später etwas los ist, habe ich mir vor dem Ausgehen noch was Heißes im Internet bestellt, und ich meine definitiv keine Pizza, sondern ein Date. Das ist heutzutage im Internet ja leicht möglich. Man klickt seine Stadt an, gibt in der Suchmaske an, auf was man steht und was man sucht, und schon bekommt man wie im Katalog die passenden Kerle angezeigt. Und ich arbeite darauf hin, den Rekord zu erreichen. Meine bevorzugte Datingseite hat derzeit knapp 12000 Mitglieder im Raum Frankfurt, davon fallen etwas über 1000 in mein Raster, und die ersten vierhundert habe ich schon hinter mir, ungelogen. Ich sags ja, ich bin eine Schlampe. Das ist auch einfach. Im Büro läuft eh immer der Messenger mit, mit dem ich Nachrichten schreiben und empfangen kann. Dazu noch die Angabe »suche Sex«, und schon heißt es aussuchen. Wenn ich dann um sechs nach dem Dienst heimkomme, kann ich mir für sieben das erste Date
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