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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dann trottete sie zu Abteil elf.
    So ein Mist! Es war nahezu voll,
nämlich besetzt mit drei Typen, die sich hinter großen Zeitungen versteckten.
Gepäck hatten sie auch. Diese Enge! Lieber wäre Gaby allein im Abteil gewesen —
jedenfalls jetzt, da sie noch mit der Traurigkeit kämpfte.
    „Tag!“ sagte sie und wischte sich die
feuchten Augen.
    „Tag!“ kam es dreistimmig hinter den
Zeitungen hervor.

    Sie verharrte wie angewurzelt.
    „Das darf nicht wahr sein!“ schrie sie.
    „Ist aber wahr“, meinte Tim, ließ die
Zeitung fallen und schloß seine Freundin in die Arme. „So ein Zufall! Ich kann’s
gar nicht fassen. Wohin reist du denn, Pfote? Wir wollen nach Bad Neuzell.“
    Sie fiel auf den Fensterplatz. Eine
ungeheuere Freude flammte in ihrem Gesicht.
    „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
Ich denke... Nein, noch denke ich nicht. Wieso... Also, Papi hat schon so
komisch gelächelt. Weiß er Bescheid?“
    „Na klar!“ meinte Klößchen. „Er ist
unser Komplize.“
    „Aber was wollt ihr in Bad Neuzell?“
    „Meines Wissens“, sagte Karl, „ist die
TKKG-Bande unzertrennlich. Oder?“
    „Aber...“
    „Mit deinem Vater, Pfote“, sagte Tim, „haben
wir uns ins Benehmen gesetzt, wie es amtssprachlich heißt. Er fand unsere Idee
bon (gut). Schon wegen der zentnerschweren Koffer, die du unmöglich
allein tragen kannst. Bei deiner Tante wurde angefragt. Sie ist begeistert.
Erstens, weil sie uns kennenlernen möchte. Zweitens, weil sie jeden Mitarbeiter
gebrauchen kann. Platz scheint genug vorhanden zu sein im Erlenhof. Auf uns
wartet ein Dreibettzimmer mit Bad. Wir wollten uns natürlich nicht selbst
einladen, sondern aus eigener Tasche zahlen — wenigstens den Preis, den man uns
in der Jugendherberge oder beim Camping abgeknöpft hätte. Aber auf dem Ohr ist
deine Tante total taub. Schweren Herzens müssen wir einverstanden sein mit
freiem Wohnen und Speisen.“
    „Dafür werde ich auch gewaltig in der
Küche helfen“, strahlte Klößchen. „Zum Beispiel als Abschmecker oder Vorkoster.
Oder Resteverwerter.“
    „Hach!“ sagte Gaby. „Ich glaube, ich
träume.“ Sie blies gegen ihren Pony. „Einfach irre. Aber wie hast du das
bewerkstelligt“, wandte sie sich an Tim. „Ist deine Mutti nicht traurig? Dich
als Internatsschüler sieht sie doch nur während der Ferien.“
    Alle wußten, wie sehr Tim an seiner
Mutter hing.
    „Sie hat größtes Verständnis dafür“,
erklärte er. „Mehr noch! Mutti wird ein paar Tage freinehmen und nach Bad
Neuzell kommen. Allerdings nicht gleich, sondern frühestens am 20. des Monats.
Sie hatte eine Magenverstimmung. Da kann nur die Heilquelle helfen.“
    Gabys Blauaugen strahlten. „Ich kann
gar nicht sagen, wie ich mich jetzt fühle. Einfach riesig! Denn — ehrlich
gestanden: Vor Jörg Köschen habe ich mich ein bißchen gegraust. Vor drei Jahren
war er ein Scheusal, und in der Richtung hat er sich weiterentwickelt.“
    „Wir werden ihn bestaunen“, grinste
Tim.
    „Aber hau ihn nicht gleich, wenn er
sich als der große Makker auf spielt.“
    „I wo! Ich komme doch als helfender
Gast. Solange er dich nicht angrapscht oder beleidigt, darf er seine Zähne
behalten.“
    „Wir sollten Zoff vermeiden“, sagte
Karl. „Letztendlich wollen wir Tante Isa helfen, nicht ihre Sorgen vermehren.“
    „Etwas ist mir nicht klar“, schaltete
Klößchen sich ein, „wenn keine Gäste da sind, werden doch auch keine
Arbeitskräfte gebraucht. Wieso herrscht Personalnotstand?“
    „Es sind nicht genug Gäste da“,
stellte Gaby klar. „Bisher waren neun kleine Hotels am Ort. Für die hat der
Zustrom gereicht. Jetzt lenkt ihn das Weekend in seine Betten. Und die Zahl der
Gäste läßt sich nicht einfach vermehren wie...“
    „...Hühner in ‘ner Hühnerzucht“, sprang
Klößchen ein.
    Sie nickte. „Aber Tante Isa hat
natürlich Stammgäste, die seit Jahren zu ihr kommen. Die wollen betreut und
bedient sein. Eine Mindestmenge an Personal ist dazu nötig.“
    „Das sind wir — die Mindestmenge“,
sagte Klößchen. „Hoffentlich ist für mich eine passende Kochmütze da.“
    „Wieso bist du so sicher“, grinste Tim,
„daß du in der Küche eingesetzt wirst? Auch die Klos müssen geputzt werden.“
    „Das nehme ich dir nicht weg“, griente
Klößchen. „Wo du dich schon sooooo darauf freust.“
    „Du wirst mir helfen“, lachte Tim.
    Dann packte Klößchen die erste Tafel
Schokolade aus. Er hatte genügend davon mit.
    Draußen flog die Landschaft vorbei.

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