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Hüftkreisen mit Nancy

Hüftkreisen mit Nancy

Titel: Hüftkreisen mit Nancy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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quecksilbrige Türkin mit der unglaublichen Fähigkeit, inmitten eines Telefongesprächs von exzellentem Deutsch in wahrscheinlich ebenso exzellentes Türkisch zu wechseln, ohne Haltung oder Stimmfarbe zu ändern. Es klang, als würde sie plötzlich zurückgespult. Sie war klug. Sie war sogar emanzipiert, solange ihre Familie nichts davon wusste. Sie war ein Springquell, ein Labsal.
    «Nergez!»
    «Schätzchen! Ich bin zu spät, ich weiß. Was kochst du uns heute?»
    «Die Faustballerinnen von Bolzow. Sind Vizemeister geworden.»
    «Klingt ja irre spannend. Eine Minute fünfzehn fürs Ersatzregal?»
    «Täusch dich nicht. Verschwitzte Mädels in Zeitlupe. Das wird ein Aufmacher.»
    «Verschwitzte Mannweiber in Zeitlupe. Damenbärte in Großaufnahme. Es ist Faustball. Was ist los mit dir? Stellst du dir das unter Sex vor?»
    «Ich bin ein Mann, Nergez.»
    «War mir doch so.»
    «Ich bin völlig außerstande, bei Begegnungen mit irgendwelchen Frauen darüber hinwegzusehen, dass sie auch als Sexualpartnerinnen in Betracht kommen.»
    «Das ist nicht bei allen Männern so», fistelte Kruschik finster in seinen Computerbildschirm, aber Nergez wollte offenbar ihr Interesse nicht auf einen Mann verschwenden, der stolz auf seinen Mangel an Libido war. Sie setzte sich auf den Tisch und drehte sich übertrieben aufmerksam zu mir ein.
    «Erzähl doch mal   …»
    «Nicht, dass ich das selbst will. Es passiert einfach mit mir.»
    «Aber Faustballerinnen. Ich bitte dich. Wie weit muss man denn vom Weg abkommen, um sich was mit Faustballerinnen vorzustellen?» Nergez legte ihre Jacke über die Lehne und ordnete ihr Haar. «Haste schon mal überlegt, eine Therapie zu machen?»
    «Nein, ich leide ja nicht darunter. Sich ständig vorzustellen, wie man mit irgendeiner fremden Frau Sex macht, ist nicht das Schlimmste. Aber es lenkt mich ab. Ich finde es lästig. Und außerdem finde ich es   … abstoßend.»
    «Abstoßend? Du stellst dir vor, wie du mit einer Frau Sex machst, und denkst dauernd dabei: ‹Pfui pfui pfui, wie kann ich nur?›»
    «So ungefähr. Aber nicht in diesem Gouvernantenton. Ich finde es einfach unpassend. Ich liebe meine Frau. Ich verstehe nicht, warum sich irgendetwas in mir damit nicht zufriedengeben kann.»
    Nergez ließ ihren Kugelschreiber zwischen den Fingern wippen. «Und denkst du jetzt gerade daran, wie du mit mir Sex hast?»
    Kruschik stöhnte leise.
    «Nein, nicht mehr. Die Phase ist vorbei.»
    «Wann hast du denn daran gedacht, mit mir Sex zu haben?»
    «Am Anfang. Als wir uns noch nicht so gut kannten.»
    «Seit du mich besser kennst, kannst du dir Sex mit mir nicht mehr vorstellen?»
    «Das hab ich nicht gesagt. Aber es ist wie in einer echten Beziehung. Wenn man sich länger kennt, ist der Reiz raus. Oder nicht mehr so   … unwillkürlich.»
    «Du sagst mir jetzt genau, was du dir vorgestellt hast! Und zwar unwillkürlich!»
    Kruschik murrte lauter. «Könnt ihr mal bitte mit dem Scheiß aufhören. Ich geh echt zum Chef und beschwer mich. Bei so was kann kein Mensch arbeiten.»
    Nergez schnitt ihm eine Grimasse.
    «Es war nicht so doll», wehrte ich ab, «ganz normaler Sex halt. Das übliche Hin und Her. Vielleicht etwas wilder. Aber sonst nichts Besonderes.» – ‹Und es hatte mit Mangosaft zu tun›, dachte ich. ‹Aber im Großen und Ganzen war es normaler Sex.›
    «Nichts Besonderes? Vielleicht gut, dass ich davon nichts wusste.»
    Kruschik legte sein Arbeitszeug wichtig beiseite. «Ich hab es euch gesagt. Ich will diesen Mist nicht wissen. Ihr hört jetzt auf, oder ich gehe und lass einen Aktenvermerk machen.»
    Nergez verdrehte die Augen und stand auf. «Kommst du mit essen?» Wir gingen über den Flur, und Nergez grinste: «Schäm dich. So habe ich dich nicht eingeschätzt. Ganz normaler Sex, eh.» Ich schlurfte neben ihr her und war ein wenig beleidigt. «Was halt so bei mir normal ist.» Nergez blieb kurz stehen. «Du weißt aber schon, dass ich vier Brüder habe.»
    «Weiß ich», sagte ich. «Aber wissen deine Brüder, dass du dir die Achseln rasierst?»
    «Das reicht noch nicht für einen Ehrenmord, Schätzchen. Aber kann es sein, dass du kulturelle Vorurteile hast?»
    «Ich verehre dich, Nergez.»
    «Da tust du gut dran.»
    Die Kantine dampfte. Es gab Blutwurst mit Sauerkraut,Grießbrei mit Kirschgrütze und Gemüseburger mit Kartoffelbrei. Umsonst. Es hätte auch alles zusammen geben können. Nergez nahm sich einen Joghurt und einen Apfel aus der Kühltheke. Figursorgen. Nergez

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