Huendisch fuer Nichthunde
wir vorsichtig umgehen mit vorschnellen Beurteilungen und Bemerkungen über „aggressive Hunde“. Sich in einem aggressiven Zustand zu befinden ist nicht aufbauend und kein Hund hat sich da selbst und freiwillig hineinmanipuliert.
Hinzu kommt, dass viele hündische Verhaltensweisen, die der Konfliktvermeidung dienen, von einigen Menschen bereits als aggressives Verhalten angesehen werden. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass sogenanntes agonistisches Verhalten (das heißt in der Ethologie: alle Verhaltensweisen, die im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen entstehen; griechisch: agonistis = der Handelnde/Tätige) immer eingesetzt wird, um einen Ernstkampf zu verhindern . Ein wenig provokant formuliert bedeutet das: Hunde, die nie knurren dürfen, lernen, schneller ohne Vorwarnung zu beißen.
Wenn wir beginnen, unseren Hund genauer als bisher zu beobachten, werden wir schnell einen Blick dafür entwickeln, ob er sich gelöst und unbefangen oder gestresst fühlt.
Angst und Unsicherheit haben viele Facetten. Von subtilen Körpersignalen …
Konfliktabbauende Signale können wir sehr gut bei Begegnungen unter fremden Hunden beobachten: Der eine dreht seinen Kopf weg, vermeidet Augenkontakt. Der andere schnüffelt intensiv am Boden, leckt sich mit der Zunge über das Maul, kratzt sich, sträubt das Nackenfell oder bellt übermäßig. All das sind nützliche und normale (Übersprung-)Handlungen, um Konflikte abzubauen und dem Gegenüber zu übermitteln: „Schau, ich suche keinen Ärger.“ Treten derartige Signale allerdings gehäuft und oftmals bei Begegnungen auf, ist der Hund überfordert. Sie können sich selbst und dem Tier viel ersparen, wenn Sie zu diesem Zeitpunkt bereits Hilfe in Anspruch nehmen, bevor sich Probleme festsetzen oder gar Beißunfälle passieren.
… bis hin zu Angstaggression. Diese wird hier unbewusst von der Besitzerin durch den Zug auf die Leine und ihre zufrieden wirkende Mimik bestärkt.
Durch „Hochheben“ bestätigt man dem ohnehin schon ängstlichen Hund, dass „Gefahr“ droht.
Nur sehr selten kommt es zu echten Verhaltensauffälligkeiten, das heißt Verhaltensweisen, die effektiv von der Norm jeglichen hündischen Verhaltens abweichen. Meistens verursacht ein Verhalten schlicht Probleme im Alltag oder wird als unerwünscht bezeichnet. Sehr oft kommt es vor, dass ein Problem unbeabsichtigt vom Halter bestätigt wurde. Wenn ein Hund zum Beispiel extreme Angst bei Autofahrten zeigt undgetröstet und mit beruhigenden Worten bedacht wird, wird sich die Angst verschlimmern. Für den Hund wirkt das wie ein Bedauern: „Du armer Hund hast aber auch allen Grund dazu, Angst zu haben. Komm, ich beschütze dich vor dieser bösen, bösen Welt.“ Beim nächsten Mal wird er noch mehr vor Angst schlottern. Und mit der Zeit werden auch ähnliche Geräusche und/oder Situationen (zum Beispiel Straßenbahnfahren) mit einbezogen.
Ernste Verhaltensprobleme sollten mit Therapeuten besprochen werden. Es schadet nicht, zuerst eine tierärztliche Abklärung durchführen zu lassen, um sicherzugehen, dass dem Verhalten keine krankheitsbedingte Störung zugrunde liegt. Kann man das ausschließen, sollten Verhaltenstherapeuten oder Tierpsychologen aufgesucht werden. Dies kann zum Beispiel nötig werden bei:
• Rangordnungsproblemen (regelmäßiges Knurren, Beißen von bekannte Personen)
• starken Ängsten und Phobien jeglicher Art aufgrund diverser Ursachen
• Geräusch-Phobien
• Trennungsangst
• Streunen und Jagdverhalten
• Problemen mit der Nahrungsaufnahme
• starken Sozialisierungsmängeln/Problemen mit der belebten und unbelebten Umwelt
• Aggressionsproblemen jeglicher Art aufgrund diverser Ursachen
• Rangordnungsproblemen unter Hunden im gleichen Haushalt
• Fehlverknüpfungen mit vergangenen Erlebnissen
• Stereotypien und Zwangshandlungen
• Markieren/Unsauberkeit
• aufmerksamkeitsforderndem Verhalten (Anspringen, Bellen, Bekauen von Gegenständen)
• diversen Erziehungsproblemen
Die meisten Tierärzte können entsprechende Adressen vermitteln.
Viele Hundehalter sagen: „Nein, ich habe nie mit Leckerli gearbeitet. Ich will nicht, dass mein Hund ständig bettelt, und ich will nicht die nächsten 15 Jahre mit ausgebeulten, vollgekrümelten Jackentaschen herumlaufen.“ Ich akzeptiere diese Einstellung. Aber ich
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