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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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Mundauswaschen mit Seife als »besonders aufmerksam machen« ansieht, was es in gewisser Weise war. »Aber nun zurück zum Hauptpunkt. Ein Spiel ist nur Phantasie. Völlig harmlos. Es wird kein Schaden angerichtet. Überhaupt ist Barak nicht so ein Typ – er hat keine Hemmungen, das Gesetz zu übertreten; aber er vergewaltigt niemanden.« Das stimmte, ließ aber eine neue Person unerwähnt, die er mit Hilfe von Doc Deighton entwickelt hatte, einen gewissen Lucius von Panda thaway. Lucius war keineswegs ein liebes Kerlchen. »Das Problem mit dir ist, daß du dir anmaßt, über etwas zu urteilen, das du gar nicht probiert hast. Wie oft habe ich dich seit Semesterbeginn eingeladen – zehnmal? Zwanzigmal?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich muß auch nicht aus dem Fenster springen, um zu dem Schluß zu kommen, daß ich es nicht mag.«
    »Das gehört nicht zur Sache! Wenn du ein Rollenspiel ausprobierst und es dir nicht gefällt, hörst du eben auf. Punktum. Keine Narben – nicht einmal seelische. Das ist gerade ein Teil des Spaßes.« Er zuckte mit den Achseln. »Außerdem hat so ein Spiel vielleicht sogar eine heilsame Wirkung. Man kann Aggressionen ausleben, ohne jemandem wehzutun. Man verletzt weder sich selbst noch einen anderen.«
    »Hör doch auf, wie ein angehender Psychologe zu reden. Du solltest dich zur Zeit lieber mit deinem Studium als Schauspieler befassen.«
    »Ich hab' mal Psychologie studiert und … «
    » … und Politische Wissenschaften. Außerdem Ameri kanische Literatur, Maschinenbau, Philoso phie und Soziologie – habe ich irgend etwas ausgelassen?«
    »Jura und zwei Wochen Medizin, als ich noch Erstsemester war. Was willst du damit sagen?«
    »Du bist ein Dilettant, Karl. Dieses blöde Rollenspielen ist doch auch nur eine deiner vorübergehenden Besessenheiten. Erinnere dich an voriges Jahr. Da war es Bridge. Du hast ein ganzes Semester damit verbracht, dich über Stayman-Regeln und Südamerika-Texas-Wechsel oder wie, zum Teufel, das alles heißt … «
    »Südafrika-Texas, nicht Südamerika.« Karl angelte mit zwei Fingern eine Zigarette aus der Brusttasche und zündete sie mit seinem glänzenden, neuen Zippo-Sturmfeuerzeug an. Er ließ die Flamme einen Augenblick lang auflodern, ehe er den Deckel zuklappte. Er fand, daß er sich darüber freuen sollte, solange er es hatte. Er würde es sowieso bald verlieren. Karl konnte irgendwie nie auf Sachen aufpassen. Dieses Zippo war schon das dritte Feuerzeug, das er in diesem Semester gekauft hatte. »Ich spiele immer noch Bridge«, sagte er und stieß eine Rauchwolke aus. »Es ist nur so, daß mir das andere Spiel viel mehr Spaß macht – besonders mit dieser Gruppe. Manchmal … «Er führte den Satz nicht zu Ende.
    »Ja?«
    »Manchmal ist es, als ob man beinahe dort wäre, nac h dem alle technischen Teile des Spiels abgewickelt sind – Würfeln und Aufschreiben, was man als Ausrüstung dabei hat.« Er hob den Kopf und lächelte. »Und das ist einfach herrlich. Wie oft bekomme ich, deiner Meinung nach, wohl eine Gelegenheit, sagen wir, eine Prinzessin zu befreien oder einen Drachen zu erschlagen?« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. 6 Uhr 48. Karl stemmte sich hoch. »So, jetzt muß ich aber rennen, wenn ich nicht zu spät kommen will. Sehe ich dich nachher noch?«
    Andy-Andy runzelte die Stirn. »Wie lange wirst du denn so brauchen? Bis du zurückkommst, meine ich.«
    »Hmmm. Wahrscheinlich noch vor Mitternacht. Wenn du auf mich im Aufenthaltsraum wartest, helfe ich dir noch, den Wildtöter durchzuarbeiten, falls du das meinst. Das Buch taugt zwar nichts – ich habe da etwas von Twain darüber, das ziemlich … «
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Damit bin ich durch; aber ich habe morgen eine Prüfung in Astronomie. Wenn du sicher bist, daß wir bis Mitternacht zurück sind, komme ich mit und sehe mir das Ganze mal an. Falls die Einladung noch gilt.« Sie stand auf, nahm ihren dicken gelben Anorak von der Stuhllehne und zog ihn an.
    »Aber das weißt du doch!«
    Sie seufzte. »Ja, weiß ich.« Andy-Andy schüttelte langsam den Kopf. »Das ist ein Teil des Problems. Laß nur! Gehen wir?«
    James Michael Finnegan war der erste Spieler, der Zimmer 109 in der Mensa erreichte. Es war teilweise Angewohnheit, teilweise Stolz. Sicher, die anderen würden auf ihn warten. Nur auf ihn, verdammt noch mal.
    Sie würden nicht auf ihn warten, weil er jetzt der erfahrenste Spieler der Gruppe war. Davy Davidson war der beste von allen gewesen, bis

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