Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
machenden, herzzerbröckelnden Tropen und Figuren, welche ich nicht alle aufzuzählen vermag, spickte er seine Rede. Ich brauche sie ja auch nicht, da es ganz dieselben sind, die heutzutage in allen Volksreden und patriotischen Apostrophen vorkommen und in rhetorischen Lehrbüchern unter die Rubrik «Parlage» fallen.
Wie dieses große Werk der Begeisterung gethan war, gerieth die Versammlung in eine Art von Kochen und Schäumen, welches nicht allein eine Reihe sehr weiser Beschlüsse, sondern auch eine Adresse an den Gouverneur zur Folge hatte, die sein Betragen tadelte, die er aber, sowie sie ihm überreicht wurde, ins Feuer warf und auf diese Art die Nachwelt einer kostbaren Urkunde beraubte, welche den erleuchteten Schuhflickern und Schneidern unserer Tage zum Muster hätte dienen können, wenn sie ihre weisen Nasen in die Politik stecken.
Siebentes Kapitel.
Wie Antonius der Trompeter ein trauriges Schicksal hatte, und wie Peter Stuyvesant als ein zweiter Cromwell ein Rumpf-Parlament auflöste.
Nun ergoß sich der hochherzige Pieter de Groodt in einen Strom von Vermaledeyungen gegen seine Burgermeister, als eine Race hochmüthiger, bockbeiniger Schurken, die man weder überzeugen noch überreden könne. Er entschloß sich, nichts mehr mit ihnen zu schaffen zu haben, sondern nur die Meinung seiner geheimen Räthe anzuhören, die er aus Erfahrung als die beste von der Welt kannte, da sie nie von der seinigen abwich. Auch fehlte es nicht an umgekehrten Complimenten für’s souveraine Volk, welches er als eine Heerde blökender Schafe oder bellender Mopse bezeichnete, die keine Courage zu Gefechten hätten, sondern lieber zu Hause blieben und fräßen und schnarchten in unwürdiger Ruhe, statt Unsterblichkeit und Löcher in den Kopf zu erringen, indem sie ritterlich in den Gräben föchten.
Fest entschlossen, seine geliebte Stadt, selbst gegen ihren eignen Willen, zu vertheidigen, ließ er seinen trauten Trompeter Van Corlear rufen, der in allen Zeiten der Noth und Gefahr die rechte Hand des Gouverneurs war. Er beschwor ihn, seine kriegverkündende Trompete zu nehmen, sein Roß zu besteigen und Tag und Nacht im Lande herum zu reiten, indem er Alarm bliese an den idyllischen Ufern der Bronx – die wilden Einöden von Croton in Entsetzen bringe – die rauhen Mannen von Weehawk und Hoboeken aufbiete – die gewaltigen Krieger von Tappaan-Bai – und die braven Jungen von Tarry Town und Sleepy Hollow – zusammt allen andern Kriegern des Landes rings umher; sie alle aufbiete, ihre Pulverhörner umzuthun, ihre Vogelflinten auf die Schulter zu nehmen und lustig auf die Manhatten-Insel loszueilen.
Nun war aber in der Welt, das schöne Geschlecht allein ausgenommen, nichts, was der brave Anton Van Corlear mehr liebte, als Kreuz-und Queerzüge dieser Art. Er war gerade mit einer guten Mahlzeit fertig, schnallte sich sein Fläschchen, mit herzerhebendem Holländer gefüllt, an die Seite, und ritt lustig aus dem Stadtthor, das nach dem jetzigen Broadway führt; wie gewöhnlich schmetterte er einen kleinen Abschiedsgruß, der in munteren Echo’s durch die krummen Straßen von Neu-Amsterdam hallte – ach! sie sollten sich nie mehr an den lieblichen Weisen ihres Lieblingstrompeters ergötzen!
Es war eine finstere und stürmische Nacht, als der gute Anton bei dem Strom ankam, welcher der Harlem-Fluß heißt und die Insel Mannahata von dem Festlande trennt. Der Wind blies heftig, die Elemente waren in Aufruhr und kein Charon war zu finden, um den wagehalsigen Messinghornbläser übers Wasser zu setzen. Einige Momente dampfte er wie ein ungeduldiger Geist am Ufer hin, dann fiel ihm doch die Eile seines Auftrages ein, er umarmte herzlich sein steinernes Krüglein und schwur kräftigst, er wolle hinüberschwimmen, «en spit den Duyvel»(dem Teufel zum Trotz), und damit tauchte er in den Strom. – Unglücklicher Antonius! Kaum hatte er sich halbwegs in den Fluß gearbeitet, als man ihn heftig kämpfen sah, als balge er sich mit dem Geist des Wassers – instinctmäßig setzte er die Trompete an den Mund, blies ungeheuer heftig und sank auf ewig in die Fluthen!
Der gewaltige Klang seiner Trompete schallte, wie das elfenbeinerne Horn des berühmten Paladin Roland, als er in dem Thal von Roncevall glorreichen Andenkens die Seele aushauchte, weit und breit durch das Land, und weckte die ganze Nachbarschaft, die sich eiligst nach dem Platz begab. Hier erzählte ein alter holländischer Bürger, der für seine Wahrhaftigkeit
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