Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Neu-Schwedens weckte Peter Stuyvesant die Ansprüche des Lord Baltimore, dieser wandte sich an das Cabinet von Großbritannien, und dieses unterjochte die ganze Provinz der Neuen Niederlande. Durch die letztgenannte große That kam die ganze Ausdehnung Nordamerika’s von Neu-Schottland bis zu den Florida’s, unter die Botmäßigkeit der Krone England. – Aber nun bemerke, o Leser, die Folgen! Die bis dahin zerstreuten Colonieen, auf solche Weise verbunden und ohne eifersüchtige Nachbarcolonieen, die sie in Furcht und Zaum hielten, wurden groß und mächtig und wuchsen endlich dem Mutterland über den Kopf; sie schüttelten seine Fesseln ab und wurden durch eine glorreiche Revolution ein unabhängiges Reich. Aber die Kette der Wirkungen hört hier noch nicht auf. Die erfolgreiche amerikanische Umwälzung brachte die blutige französische Revolution hervor; diese gebahr den mächtigen Bonaparte, dieser den französischen Despotismus, und dieser machte vollends der Ruhe der Welt ein Ende! – Die großen Mächte sind allmählig für ihre unseligen Eroberungen gestraft worden, und so liegen denn, wie ich vorangestellt habe, alle die gegenwärtigen Convulsionen, Revolutionen und Unheilsdinge, welche das Menschengeschlecht überschwemmen, in der Eroberung des kleinen Forts Casimir wie im Ei beschlossen.
Und nun, würdiger Leser, ehe ich dir ein trauriges Lebewohl sage – welches, ach! ein ewiges ist – möchte ich gern in herrlicher Freundschaft von dir scheiden und um dein gütiges Andenken bitten. Daß ich keine bessere Geschichte von den Tagen der Patriarchen geschrieben habe, ist nicht meine Schuld – hätte irgend Jemand eine erträgliche aufgezeichnet, so würde ich sie nicht versucht haben. Daß mich spätere Geschichtschreiber übertreffen werden, will ich nicht bezweifeln, und mich noch weniger deßhalb abkümmern, denn ich weiß wohl, daß, als der große Columbus einmal sein Ei zum Stehen gebracht hatte, ein Jeder am Tisch es tausendmal geschickter machen konnte. – Sollte sich irgend Jemand durch meine Geschichte beleidigt finden, so würde mir dieß unendlich leid thun, obwohl ich mich nicht darauf einlassen kann, ihm begreiflich zu machen, daß er sich irrt und sich über Schatten an der Wand ärgert.
Ich habe eine zu hohe Meinung von der Fassungskraft meiner Mitbürger, um ihnen Belehrung geben zu wollen, und ich halte ihren guten Willen zu hoch in Ehren, um mir ihn durch guten Rath zu verscherzen. Ich bin auch keiner jener Cyniker, welche die Welt verachten, weil sie von ihr verachtet werden – im Gegentheil, obgleich ich in ihren Augen klein bin, sehe ich ihr doch mit dem besten Gewissen ins Gesicht und es thut mir wirklich nur leid, daß sie die unbegränzte Liebe, die ich gegen sie hege, gar nicht verdient.
Wenn mir jedoch in dieser meiner historischen Produktion – der kärglichen Frucht eines langen mühseligen Lebens – nicht gelungen ist, den verwöhnten Gaumen des Zeitalters zu kitzeln, so kann ich nur mein Mißgeschick beklagen – denn es ist zu spät in der Jahrszeit, um es besser wachsen zu lassen. Schon hat der starre Winter seinen trostlosen Schnee mir aufs Haupt regnen lassen; nur noch eine kleine Weile und die behagliche Wärme, die noch mein Herz umschleicht und dir, würdiger Leser, ja dir mit herzlicher Zuneigung entgegenbebt, wird auf ewig erkaltet seyn. Vielleicht gibt dann dieses arme Häuflein Staub, welches in seinem Leben nur schlechtes Unkraut hat wuchern lassen, eine demüthige Scholle im Thale ab, aus welcher manche wilde Blume sprießen mag, um meine geliebte Insel Mannahata zu schmücken!
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