Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
Das kleine Haus
    Nur wenige Häuser der Straße sahen gepflegt aus; die meisten machten einen recht verwahrlosten Eindruck. Dennoch hatte die Straße etwas Anheimelndes an sich. Ein Hauch vergangener Zeiten lag über den windschiefen Fenstern, den kleinen stillen Höfen und den altmodischen, mit reichem Schnitzwerk verzierten Toren. Ringsum brauste der Lärm von New York. Ein eisiger Wind, der vom Hafen herkam, blies den Fußgängern Papierfetzen ins Gesicht. Er zerrte an einem Schild mit der Aufschrift »Zu vermieten«, das über der Tür eines roten Ziegelhäuschens mit grünen Fensterläden hing. Das Blechschild quietschte melancholisch. Der Hausverwalter, der aus dem Nebenhaus trat, sah trübselig zu ihm auf. Doch als er einen Blick durch die Straße warf, erhellte sich seine Miene ein wenig. Er sah es den Leuten sofort an, wenn sie eine Wohnung suchten. Sie blieben dann alle paar Schritte stehen, um eine Hausfront zu betrachten oder ein Aushängeschild zu studieren.
    Die beiden Mädchen, die jetzt auf ihn zukamen, waren unzweifelhaft auf der Wohnungssuche. Ihre Gesichter hatten den angestrengten Ausdruck von Menschen, denen vom langen Pflastertreten die Füße weh tun. Es waren hübsche, gut angezogene Mädchen. Aus New York stammten sie nicht, das erkannte der Hausverwalter sofort. New Yorker blickten stets bewundernd auf ihre Stadt, während Fremde das nicht taten - wohl aus Furcht, für provinziell gehalten zu werden. Der schlanke, in der Sonne glitzernde Bau des Empire State Building ragte ganz in der Nähe zum Himmel empor. Jeder New Yorker hätte ihn mit einem liebevollen Blick gestreift, aber die beiden beachteten ihn überhaupt nicht.
    Der Verwalter musterte sie abschätzend als zukünftige Mieter. Provinzler, die sich so gut anzogen, waren wohlhabend und fanden Greenwich Village gewöhnlich romantisch. Die beiden hatten junge, offene Gesichter. Sie würden sicherlich alles glauben, was man ihnen erzählte, zum mindesten die Rothaarige. Rothaarige Mädel waren schnell entflammt und stürzten sich ohne viele Bedenken in ein Unternehmen. Hübsch sah die Kleine aus mit der zarten Haut und den blendend weißen Zähnen! Mit der anderen war vielleicht nicht so leicht fertig zu werden. Sie hatte eine schnippische sommersprossige Nase, einen kritischen Blick und eine spöttische Art, die Augenbrauen in die Höhe zu ziehen. Gewiß lachte sie einen Mann aus, wenn ihm der Hut vom Kopf geblasen wurde. Aber beide Mädchen machten einen guten Eindruck.
    Nun blieben sie vor dem kleinen roten Haus stehen. »Ach, sieh doch nur das entzückende Häuschen, Kit!« rief die Rothaarige. »Scheint es nicht aus einem Märchenbuch zu sein?«
    Die Antwort ihrer Begleiterin fiel genauso aus, wie der Verwalter erwartet hatte. »Gewiß, mein Schatz, wie aus einem alten kostbaren Buch. Höre, Su, du kannst in New York unmöglich ein ganzes Haus mieten. Den Gedanken schlag dir nur gleich aus dem Kopf. Georg hat erst heute morgen gesagt, daß die Mieten in Greenwich Village unerschwinglich hoch seien.«
    »Aber, Kit ...«
    »Ach, komm, ich bin halb tot. Wir wollen zum Osten zurückfahren.«
    Die Rothaarige verzog das Gesicht. »In der schönen, schönen Untergrundbahn, in der die Luft so herrlich frisch und rein ist? Du kannst es wohl nicht erwarten, wieder von fremden Männern herumgeschubst und getreten zu werden. Ich muß sagen .«
    Der Verwalter räusperte sich. »Möchten sich die Damen das Haus ansehen?«
    Die Mädchen wechselten einen Blick. »Hm - ja - warum nicht?«
    Innen war das Haus ebenso hübsch wie außen. Im Erdgeschoß befand sich ein großes Zimmer mit einem Kamin und einer Glastür, die nach hinten hinaus in einen kleinen Garten führte. Oben lagen zwei kleinere Räume und ein Badezimmer. Das ganze Haus war neu tapeziert und nicht üppig, aber ausreichend möbliert. Es herrschte eine angenehme Wärme darin, und in der Küche strömte kochendheißes Wasser aus der Leitung.
    »Im Grunde kommt es auf eine Dreizimmerwohnung heraus«, bemerkte das rothaarige Mädchen zur Überraschung des Verwalters ziemlich nüchtern. »Wie wird das Haus geheizt?«
    »Durch eine Zentralheizung vom Nebenhaus aus. Dieses Haus hat auch einen Keller, aber darin befinden sich nur Heißluftröhren. Ich hoffe es wenigstens«, fügte der Mann murmelnd hinzu.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts.« Der Verwalter nahm alles zurück, was er über Rothaarige gedacht hatte. Diese hier war recht flink, aber durchaus nicht unüberlegt.
    »Wie hoch ist die

Weitere Kostenlose Bücher