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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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lärmende Menge konnte nur mit Selbstverachtung auf ihr feigherziges Betragen zurücksehen, als sie ihren kühnen aber ganz verlassenen alten Gouverneur treu auf seinem Posten sah, wie eine verlorne Schildwache, und kräftig gerüstet, seine undankbare Stadt mit dem letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Diese Gewissensbisse wurden aber bald wieder durch die Macht des öffentlichen Unwillens verdrängt. – Indessen, das Volk versammelte sich in möglichster Ordnung vor dem Hause und nahm die Hüte ab mit demüthigen Geberden – der Burgermeister Roerback, der zu den von Sallust beschriebenen Rednern gehörte, welche «schnatterhafter als beredt» sind, trat vor und haranguirte den Gouverneur in einer Rede von drei Stunden Länge, worin die klägliche Lage der Provinz in höchst pathetischen Ausdrücken gemalt, und mit ewigen Wiederholungen derselben Gründe und Redensarten gebeten ward, die Capitulation endlich zu unterzeichnen.
    Der mächtige Peter sah aus seinem kleinen Gaubloch mit grimmigem Schweigen auf ihn herab – dann und wann rollten seine Augen über die versammelte Menge hin und ein verachtendes Grinsen, wie das eines bösen Bullenbeißers, markirte lebhaft sein eisernes Gesicht. Aber, obgleich er ein Mann von unerschrockenem Muth war – obwohl er ein Herz hatte so dick, wie ein Ochs, und einen Kopf, welcher der Härte eines Diamanten spottete – so war er doch auch nur ein schwacher Sterblicher; von der immer wiederholten Opposition, von dem ewigen Reden matt gemacht, und wohl einsehend, daß die Einwohner, wenn er ihnen den Willen nicht thue, ihrer eigenen Eingebung oder vielmehr ihrer Furcht folgen würden, ohne auf seine Zustimmung zu warten, so befahl er ihnen denn mit trotzigem Ton, das Papier herauf zu reichen. Es wurde ihm also an dem Ende einer Latte hinaufgehalten, und nachdem er seinen Namen an den Rand hingekritzelt, verfluchte er sie alle als eine Rotte von feigherzigen, meuterischen, entarteten Memmen – warf ihnen die Capitulation auf den Kopf, schlug das Fenster zu, – und nun hörte man ihn mit heftigem Unwillen die Treppe hinabstampfen. Die Menge ergriff sogleich die Furcht, und selbst die Burgermeister waren nicht faul, sich davon zu machen, indem sie fürchteten, der trotzige Peter möchte aus seiner Höhle hervorkommen und sie mit einem unwillkommnen Zeichen seiner Ungnade begrüßen.
    Drei Stunden nach der Uebergabe rückte eine Legion von beefsteakfetten englischen Soldaten in Neu-Amsterdam ein und nahm von dem Fort gleichwie von der Batterie Besitz. Und nun hörte man in allen Quartieren ein fürchterliches Gehämmer von den alten niederländischen Bürgern, die emsig daran waren, die Thüren und Fenster zu vernageln, um ihre Vrouws vor diesen fürchterlichen Barbaren zu schützen, die sie in stummem Jammer von den Gaublöchern herab betrachteten, wie sie durch die Straßen paradirten.
    Auf solche Art kam der Oberst Richard Nichols, Commandant des brittischen Geschwaders, ruhig in den Besitz des eroberten Reiches als
locum tenens
für den Herzog von York. Der Sieg wurde durch keine andere Schmach bezeichnet, als durch die Veränderung des Namens der Provinz und ihrer Hauptstadt, die von da ab New-York bis auf den heutigen Tag genannt wurde. Die Einwohner behielten nach dem Tractat ruhig ihr Eigenthum; aber ihr Abscheu vor den Britten war so groß, daß sie in einer geheimen Zusammenkunft einmüthig beschlossen, nie irgend einen ihrer Besieger zu Tisch zu bitten.

Neuntes Kapitel.
    Enthält die würdige Abdankung und tödtliche Uebergabe Peters des Starrköpfigen.
    So hätte ich denn diese große Geschichte beendigt; aber ehe ich die Feder niederlege, muß ich noch eine fromme Pflicht erfüllen. Wenn unter den vielen Lesern meines Buches zum Glück auch solche sind, deren Seelen, von echtem Adel, für die Geschichte aller Edlen und Braven erglühen, so werden diese ohne Zweifel begierig nach dem Schicksale des ritterlichen Peter Stuyvesant seyn. Um ein solches vollhaltiges Herz zu erfreuen, wollte ich mich in größere Längen ergießen, als damit die kaltblütige Neugierde einer ganzen Brüderschaft von Philosophen befriedigt werde.
    Kaum hatte der hochgeartete Cavalier die Capitulation unterzeichnet, als er auch beschloß, die Demüthigung seiner Lieblingsstadt nicht mit anzusehen, ihren Mauern daher alsbald den Rücken kehrte und sich knurrend nach seinem Bouwery oder Landsitz zurückzog, der ungefähr eine halbe Stunde entfernt lag. Hier verlebte er den Rest seiner Tage in

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