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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Stadt von der Seeseite.
    Die Straßen von Neu-Amsterdam boten jetzt Scenen des wildesten Entsetzens dar. Es war umsonst, daß der heldenhafte Stuyvesant den Bürgern befahl, sich bewaffnet auf dem großen Marktplatz zu versammeln. Die ganze Parthei der Kurzpfeifen hatte sich in einer Nacht in schändliche alte Weiber verwandelt – eine Metamorphose, die nur an Rom bei dem Herannahen Hannibals ihres Gleichen hat, wo, wie Livius erzählt, Statuen vor Angst schwitzten, Ziegen sich in Schaafe verwandelten und Hähne als Hennen gackernd durch die Straßen liefen.
    Der gequälte Peter, von innen und außen mit Drangsalen umgeben, von den Burgermeistern nur gehetzt, von dem Pöbel angegautzt, erhitzte sich, brummte und tobte wie ein wüthender Bär, der, an einen Pfahl gebunden, von einem Rudel bissiger Hunde angefallen wird. Als er aber sah, daß alle Versuche, die Stadt zu halten, vergeblich waren, und hörte, daß ihn ein Einbruch der Gränzer und Gaudiebe von Osten zu überschwemmen drohe, so fand er sich endlich gezwungen, seinem stolzen Herzen zum Trotz, welches ihm bis zur Gurgel aufschwoll, daß er fast erstickte, in eine Capitulation einzuwilligen.
    Worte können nicht das Entzücken des Volkes malen, als es die Freudenbotschaft erhielt; ein Sieg über den Feind hätte sie nicht in höhere Wonne versetzen können. Die Straßen hallten von Glückwünschen wider – sie erhoben ihren Gouverneur zum Vater und Befreier des Vaterlandes – sie schaarten sich um sein Haus, um ihm ihre Dankbarkeit zu bezeugen und machten zehnmal mehr Spectakel in ihrem Unterwerfungsjubel, als sie bei seiner Rückkehr mit dem glorreichen Biber nach der Einnahme des Forts Christina ihren Helden bewillkommt hatten. – Aber Peter schloß voll Verachtung seine Fenster und Thüren und floh in die innersten Gemächer seines Hauses, damit ihm das erniedrigende Jubelgeschrei dieser Galgenvögel nicht zu Ohren komme.
    In Folge der Zustimmung des Gouverneurs verlangten die Belagernden eine Zusammenkunft, um die Punkte der Uebergabe zu verabreden. Demnach wurde eine Deputation von sechs Commissären von beiden Seiten ernannt und am 27. August 1664 kam eine Capitulation zu Stande, welche höchst vortheilhaft für die Provinz und ehrenvoll für Peter Stuyvesant ausfiel.
    Es war jetzt nur noch eins übrig, nämlich daß die Artikel der Uebergabe ratificirt und von den. Gouverneur unterzeichnet würden. Wie die Commissäre ihm zu diesem Ende ihre Aufwartung machten, empfing sie der alte trotzige Krieger mit der grimmigsten und bittersten Höflichkeit. – Seine kriegerische Rüstung hatte er ganz bei Seite gelegt – ein alter indianischer Schlafrock umhüllte die rauhen Glieder, eine rothe Nachtkappe überschattete die gerunzelte Stirn und ein eiserner grauer Bart mit dreitägigen Stoppeln vollendete sein grimmiges Aussehen. Dreimal ergriff er eine kurze stumpfe Feder und versuchte das verhaßte Papier zu unterzeichnen – dreimal knirschte er mit den Zähnen und machte ein Gesicht wie ein Topf voll Mäuse, oder vielmehr als solle er eine Pestdosis von Rhabarber, Sennes und Ipecacuanha verschlucken; endlich warf er es hin, riß sein messinggeschäftetes Schwerdt aus der Scheide und schwur beim heiligen Nicolaus, er wolle lieber sterben, als sich irgend einer Macht unter dem Himmel ergeben.
    Umsonst war jeder Versuch, den trotzigen Entschluß zu erschüttern – Drohungen, Vorstellungen, Schimpfworte, alles war vergebens – zwei Tage lang war das Haus des ritterlichen Peter von dem tumultuarischen Volkshaufen belagert, zwei Tage konnte er sich nicht von seinen Waffen trennen und weigerte sich ritterlich, die Capitulation zu unterzeichnen.
    Endlich bedachte sich die Volksmasse, nachdem sie gefunden, daß ein lärmendes Betragen nur seine Hartnäckigkeit vermehre, auf ein demüthiges Auskunftsmittel, welches seinen Zorn nicht reizen könne und seine Entschlossenheit entwaffnen müsse. Und nun ging eine feierliche Trauerprocession, unter Anführung der Bürgermeister und Schöffen, und mit Nachfolgen der ganzen Masse des Volkes, langsam nach dem Hause des Gouverneurs, um ihm die Capitulation zu überreichen. Sie fanden den trotzigen alten Helden wie einen Riesen in seinem Schloß verrammelt, die Hausthüre fest verriegelt und ihn selbst in voller Uniform, den dreieckigen Hut auf dem Kopf mit einem Muskedonner vom Gaubloch herabsehen.
    Es lag etwas in dieser furchtbaren Stellung, was auch den rohesten Pöbel mit Ehrfurcht und Bewunderung erfüllte. Die

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