Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Igitt.
Jessica
Ich drückte mit den Pfoten auf den Knauf an der Hintertür, aber der bewegte sich nicht. Ich konnte mein eigenes Büro nicht betreten! Seufzend sank ich auf mein Hinterteil und überlegte, was zu tun war.
Ein Hund! Wie konnte ich nur ein Hund sein? Erregt sprang ich auf und rannte auf und ab. Und zerbrach mir das Gehirn auf der Suche nach einer Lösung. Plötzlich verspürte ich ein Jucken tief drinnen in meinem linken Ohr, und zwar so heftig, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Ich kratzte mich mit einer Pfote nach der anderen und scheuerte mein Ohr an der Tür, aber nichts half. Etwas brannte ganz tief drinnen in meinem Gehörgang und summte wie eine Stimmgabel.
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und ich stand Zoë gegenüber. Ich war zwar erleichtert, dass sie noch heil und ganz war (ehrlich gesagt ist es äußerst beunruhigend, den eigenen Körper aus den Augen zu verlieren), aber gleichzeitig fragte ich mich, weshalb sie hier im Büro war und nicht im Café. Hatte Kerrie sie hinausgeworfen, oder war Zoë aus eigenem Antrieb hier?
Ich sah sie ganz genau an. Sie war beunruhigt– jedenfalls nahm ich das an, denn so von Sorgen zerfurcht hatte ich mein Gesicht noch nie gesehen. Ich kam immer noch nicht damit klar, mir selbst ins Gesicht zu blicken. Es war einfach zu seltsam. Mein Blick registrierte jedes Detail– jeden kleinen Makel meiner Haut, den schiefen Schneidezahn. Zuvor hatte mich die Energie irritiert, die von meinem Gesicht ausging, wenn ich lächelte. Doch nun vermisste ich mein ansteckendes Strahlen.
Ich ließ mich ungefähr eine Minute lang streicheln und liebkosen und versuchte, in dieser Zeit möglichst viel von ihrem Kummer zu übernehmen. Arme Zoë. Sie hatte sich ebenso wenig nach diesem Zustand gesehnt wie ich, und für sie war der Tausch sicher genauso beunruhigend. Ich wusste zwar nicht, was am Dasein eines Hundes so erstrebenswert war, aber ich nahm an, dass Zoë sich verzweifelt danach zurücksehnte.
Als ihr Atem ruhiger ging und sie sich wieder aufrichtete, drängte ich mich an ihr vorbei ins Büro. Es gefiel mir zwar, sie zu trösten und gleichzeitig getröstet zu werden, aber ich musste auch praktisch denken. Ich musste die Speisekarten zum Stand bringen, und dazu benötigte ich Zoës Hilfe– genauer gesagt, ihre Hände.
Mein Schreibtisch war aufgeräumt und leer. Bis auf die Lampe, das Telefon, einige Küchenchef-Flyer, meinen Laptop– und einen Stapel Karten. Fast eine geschlagene Minute lang starrte ich voller Sehnsucht auf den schwarzen Bildschirm. Wenn ich ihn doch nur einschalten und im Internet Nachforschungen über meinen Zustand anstellen könnte! Vielleicht war ein solches Unglück ja auch schon anderen zugestoßen? Allein beim Gedanken an die richtigen Stichworte juckten mir die Pfoten– Außerkörperliche Erfahrung, Verwandlung oder Frau mutiert zu Hündin.
Ich wollte es so gern versuchen, doch mit meinen Pfoten konnte ich auf dem Touchpad nichts ausrichten. Aber auf einem Computer mit einer ganz normalen Maus könnte es gehen. Doch wo fand ich den? Sicher nicht in der Bibliothek, dachte ich beim Gedanken an den rüden Rausschmiss aus dem Glimmerglass. Man würde mich gar nicht erst hineinlassen. Und ins Internetcafé auch nicht. Als mein Blick auf die Speisekarten fiel, gab ich mir einen Ruck. Über den Computer konnte ich mir später Gedanken machen. Zuvor mussten die Karten zum Kaffeestand gebracht werden.
Ganz oben auf den Karten prangte die Wuffstock-Variante unseres Logos– ein Hundegesicht hinter den Glasscheiben der Eingangstür zum Glimmerglass. Darunter waren die Speisen dem Anlass entsprechend unter Titeln aufgeführt, die allesamt Bezug zu Hunden hatten. Kerrie und Guy hatten wochenlang an den Gerichten getüftelt– und nun konnten wir nur noch beten, dass Naomi die Vorschläge auch umsetzen konnte. Vorausgesetzt, wir lockten überhaupt irgendwelche Gäste ins Glimmerglass.
Vorsichtig verschob ich den Stapel ein wenig, sodass ich einige Karten mit den Zähnen fassen konnte. Ich trug sie zu Zoë und drückte sie ihr in die Hand.
» Ist das ein Geschenk? Oh, aber das ist doch nur Papier. Ich dachte, ich bekomme einen Cookie.«
Also wirklich. Sie war schlimmer als jede Dreijährige. Ich ging zum Abfallsack für die Kaffeebecher und wühlte darin herum. Kerrie und ich hatten dort einige Kürbiscookies entsorgt, die zu braun geworden waren. Einer davon würde ihr fürs Erste den Mund stopfen.
Allerdings hatte ich nicht
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