Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
gut. So gesehen gab es nur einen Weg, um das zu verhindern. Ich musste unbedingt noch vor zwei Uhr in meinen menschlichen Körper zurückkehren.
Was leichter gesagt war als getan. Ich hatte schon so oft und lange über eine Verwandlung nachgedacht, dass ich nicht mehr mit neuen Ideen rechnete. In der vergangenen Nacht hatte Zoë gesagt, dass sie lieber wieder ein Hund wäre. Machte es einen Unterschied, wenn sie auf meiner Seite stand und wir dasselbe wollten? Gab es nicht doch noch eine Möglichkeit, die wir noch nicht versucht hatten?
Doch, es gab noch eine.
Ich rutschte von der Couch und tapste in die Küche. Genau zehn Uhr fünfzehn. Um halb sechs musste ich die Abschlussrede auf dem Wuffstock Festival halten, und zwar vor versammeltem Publikum. Seltsam, wie wenig ich in den letzten Tagen daran gedacht hatte.
Ich weckte Zoë mit lautem Bellen und stupste mit der Nase an das Twinset, damit sie sich daran erinnerte, die frischen Sachen anzuziehen. Die Prozedur dauerte zwar dreimal länger als gedacht, aber letztlich verließen wir die Wohnung fertig angezogen und mit Sandalen an den Füßen. Es blieb uns noch genau eine halbe Stunde, um etwas zu essen zu suchen und pünktlich in der Hochzeitskapelle auf der großen Wiese zu erscheinen. Das Wetter war traumhaft schön, wie gemacht für Hundehochzeiten– und für den zweitgrößten Schock unseres Lebens.
Hundehochzeiten hatten auf dem Wuffstock Festival eine lange Tradition, auch wenn sie meiner Meinung nach zu den verrückteren Veranstaltungen zählten. Für die hündischen Brautpaare gab es das gesamte Programm vom Schwur bis zum Tausch der Ringe, doch der glückliche Abschluss blieb ihnen verwehrt. Herrchen und Frauchen schossen jede Menge Fotos, bevor den Paaren zur Feier des Tages der Hochzeitskuchen mit Hühnchenaroma serviert wurde.
Einige Mitglieder des Komitees flippten bei den Hundehochzeiten völlig aus und planten mehr als ein halbes Jahr im Voraus, wie die Kapelle, sprich das weiße Zelt mitten auf der Wiese, geschmückt werden sollte. In diesem Jahr reichte die Farbskala von Meeresgrün bis Apricot.
» Mrs. Sweetie hat schon fünf Mal geheiratet«, hatte Malia Jackson jedes Mal angemerkt, sobald die Hochzeitsfeier zur Diskussion stand. » In diesem Jahr wird sie jedoch abweichend von der Tradition ein fliederfarbenes Kleid tragen, nicht wahr, Mrs. Sweetie?« An diesem Punkt wurde Mrs. Sweetie regelmäßig am Ohr gekrault, was ihr sehr gut zu gefallen schien.
Als wir uns dem Zelt näherten, wurde mir immer beklommener zumute. Hoffentlich kam Zoë nicht auf die verrückte Idee, mich zu verheiraten, dachte ich. Sie hatte doch schon mehr als genug Unheil in meinem Leben gestiftet. Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als mit einem anderen Hund verheiratet zu werden. Und schon gar nicht mit einem, den Zo ë ausgesucht hatte. Außerdem wäre sie letztlich die Ehefrau eines inkontinenten Pitbulls und nicht ich– falls die Verwandlung tatsächlich glückte.
Kurz vor dem Hochzeitszelt bog Zoë noch schnell zu den Händlern ab, um noch ein paar kleine Frühstückssnacks zu suchen. Ich wurde sogar richtig gierig, als ich alle die Leckereien sah. Ich schäme mich fast, es zuzugeben, aber die Hundekuchen schmeckten mir immer besser. Besonders die mit Käse und Leber.
Wir schafften es schließlich doch noch zum Zelt, wo bereits Dutzende von Hundebesitzern auf weißen Klappstühlen Platz genommen hatten. Zoës ganze Aufmerksamkeit galt einer Frau in einem zitronengelben Kostüm, die in der letzten Reihe saß und unentwegt mit lauter Stimme » Ich liebe Hochzeiten!« verkündete. Ich sah überall nur Spitzenschleier– über den Stuhllehnen und auf zahllosen Hundeköpfen. Einige der Hunde trugen sogar ganze Anzüge und Gewänder, die um den Hals befestigt waren und die sie aussehen ließen wie kleine echte Menschen mit Hundeköpfen.
Auf dem Podest an der Frontseite des Zelts standen eine mit Gänseblümchen geschmückte Laube und ein hölzernes Pult. Ein roter Teppich führte durch den Mittelgang und über die Stufen hinauf bis zur Laube. Als ich mich nach den Sachen umsah, die ich benötigte, fiel mein Blick auf Max.
Er trug einen dunklen Anzug mit einer apricotfarbenen Gerbera am Revers. Jeder andere hätte in dieser Aufmachung komisch ausgesehen, doch Max verlieh der Anzug eine gewisse Würde. Außerdem schien er sich darin genauso wohlzufühlen wie in seinen üblichen T-Shirts. Um die Schultern saß der Anzug perfekt, und der schwarze
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