Hundekuchen zum Fruehstueck
einmal die Hälfte dessen heilen kann, was Hunden zustoßen kann. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, von so etwas überrumpelt zu werden.«
Wir schwiegen eine Zeit lang, während Max unverwandt in eine Ecke starrte. Ich versuchte, gegen meine Niedergeschlagenheit anzukämpfen. Ich wollte ihn aufheitern und nicht als trauriges Gewicht an seinem Hals hängen. Als eine weitere Frau, der er nicht helfen konnte. Trotzdem wurde ich immer melancholischer. Ohne ihn in die Arme nehmen und küssen zu können oder wenigstens seine Hand zu berühren, gab es für mich keine Freude mehr. Nicht nach allem, was wir durchgemacht hatten.
Ich sah mich in meinem dunklen Apartment um und dachte, ich müsste mich kneifen. Was hatte ich getan? Bevor das alles geschah, hatte ich immer allein in meiner Wohnung gesessen und gejammert, wie isoliert ich mich in dieser Hundestadt fühlte. Damals hätte ich alles dafür gegeben, wenn ich gewusst hätte, dass Max mich mochte und dass ich eine ganze Nacht mit ihm verbringen würde …
Es war an der Zeit, mein Gejammere endlich einzustellen. Ich sollte lieber annehmen, was ich bereits hatte, statt immer nur das zu bejammern, was mir fehlte. Mit einem zufriedenen Seufzer rutschte ich so nahe zu seinem Stuhl, dass mein Schwanz fast auf seinen Füßen lag. Dann schmiegte ich mich ganz langsam, damit er es nicht merkte, an seine Beine.
Max sagte kein Wort, aber er bewegte sich auch nicht. Als er wieder das Wort ergriff, hätte ich schwören können, dass ich einen neuen, optimistischeren Unterton heraushörte.
» Eine der Gemeinsamkeiten in allen Berichten ist, dass die Menschen denken, dass es etwas mit der Vergangenheit zu tun hat. Dass es ein großes Ereignis in ihrer Vergangenheit war, das sie daran hinderte, wieder ein Mensch zu sein. Eine Frau …« Er brach ab. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen und stellte mir vor, dass er unsicher war, ob er es mir überhaupt sagen sollte. » Na gut, ich weiß, es klingt völlig verrückt. Aber diese Frau behauptete allen Ernstes, dass sie in eine Spinne verwandelt wurde, nur weil sie als junges Mädchen jede Spinne die Toilette heruntergespült hat. Sie hatte diese Strafe also verdient – zumindest glaubte sie das. Angeblich leidet sie noch heute unter der Angst, dass man sie eines Tages durch die Toilette spülen könnte.
Jedenfalls konnte sie erst wieder in ihren menschlichen Körper zurückkehren, nachdem sie begriffen hatte, wie grausam es war, Spinnen auf diese Art zu töten. Sie schwor hoch und heilig, die Tiere in Zukunft zu schützen. Dann ging ihr Wunsch nach Rückkehr in Erfüllung. Ich weiß nicht genau, was das zu bedeuten hat, aber …« Er verstummte.
Ich seufzte. Es war eigenartig, aber nach der Geschichte von der Spinnenfrau fühlte ich mich ein ganzes Stück besser. Nicht dass ich schon gewusst hätte, wie ich die Hundewelt entschädigen konnte … Noch nie in meinem Leben hatte ich einem Hund etwas zuleide getan. Dennoch, eine Spur war eine Spur, ganz gleich, wie verrückt sie war. Darüber musste ich erst einmal schlafen. Aber nicht sofort. Das hatte Zeit, bis Max nach Hause gegangen war.
20
Bis dass der Tod uns scheidet
Jessica
Als ich aufwachte, lag ich auf der Couch, und meine Arme waren mit Zoës Beinen verknotet, als wären wir zwei Welpen. Ich gähnte und dehnte mich und fühlte mich vollkommen zufrieden – bis mich die Erinnerung an die vergangene Nacht einholte. Was gäbe ich nicht alles dafür, wenn ich die Szene am Strand auslöschen und sie für immer aus Max’ und meiner Erinnerung streichen könnte. Andererseits: Wenn ich solche Kräfte besäße, wäre ich sicher nicht in dieser Lage.
Mein unruhiges Gezappel weckte Zoë. Sie öffnete ein Auge nach dem anderen und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Als sie sich am Kopf kratzte, läutete das Telefon.
Ich war schneller als sie und starrte auf das Display. Oh nein, nicht sie. Alle, nur nicht sie. Jetzt war auch Zoë auf den Beinen und stürzte sich auf den Apparat. Ich wollte sie mit einem kühnen Hüftschwung wegdrängen, doch sie beugte sich einfach über mich und griff nach dem Hörer. » Jetzt weiß ich ja, wie es geht«, rief sie und drückte mit dem Zeigefinger auf den Lautsprecherknopf. Ich erstarrte. Ich wollte nicht zuhören, aber ich war wie gelähmt. » Hallo?«, rief Zoë eifrig in den Hörer und zwinkerte mir zu. Sie rechnete vermutlich mit Max.
» Hallo, Jessica?«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ mir den Atem stocken. Sie klang
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