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Hundekuchen zum Fruehstueck

Hundekuchen zum Fruehstueck

Titel: Hundekuchen zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsa Watson
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den Mittelgang und über die Stufen hinauf bis zur Laube. Als ich mich nach den Sachen umsah, die ich benötigte, fiel mein Blick auf Max.
    Er trug einen dunklen Anzug mit einer apricotfarbenen Gerbera am Revers. Jeder andere hätte in dieser Aufmachung komisch ausgesehen, doch Max verlieh der Anzug eine gewisse Würde. Außerdem schien er sich darin genauso wohlzufühlen wie in seinen üblichen T-Shirts. Um die Schultern saß der Anzug perfekt, und der schwarze Wollstoff unterstrich seine dunklen Augen und sein Haar. Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen und ließ seine Wangenknochen hervortreten. Mein Herz tat einen Satz. Er sah aus wie ein Bräutigam, der erwartungsvoll in der Nähe der Laube stand und wartete. Er ist aber nicht der Bräutigam, du Dummchen, schalt ich mich selbst, sondern der Offiziant. Der arme Kerl.
    Max erspähte mich, und über Köpfe und Hundeohren hinweg trafen sich unsere Blicke. In seinen Augen las ich alles, was ich begehrte … Doch das Leuchten seiner Augen wurde durch einen Ausdruck absoluter Ratlosigkeit getrübt, der mich betraf. Ich ließ den Kopf sinken und schlich mich durch den Mittelgang nach hinten. Menschen und Hunde stießen mit mir zusammen, aber ich nahm sie kaum wahr.
    Fast wünschte ich, dass ich ihn nie getroffen hätte.
    Allmählich wurde es Zeit für die ersten Trauungen. Aus den Lautsprechern ertönte eine knisternde Version von Wagners Hochzeitsmarsch, während die Hunde von ihren Besitzern mit Gewändern und Schleiern ausstaffiert wurden. Obwohl sie sich vermutlich mehr für den Kuchen interessierten, schlugen sie gehorsam mit dem Schwanz den Takt. Meiner dagegen hing mutlos herunter.
    Wie angekündigt thronte Mrs. Sweetie ganz in Flieder auf Malia Jacksons Arm, als diese nach vorn ging und mit bebender Stimme das Wort ergriff. » Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Gäste, und herzlich willkommen in unserer Kapelle, wo wir heute die Liebe in all ihren Formen und Größen feiern, mit Pelz wie ohne.« Sie erklärte den Ablauf der Zeremonie und schlug vor, dass wir uns alle am Ende vor dem Zelt versammeln würden, um die Brautpaare mit Vogelfutter hochleben zu lassen (offenbar war Reis nicht gut für Hunde).
    Plötzlich fühlte ich eine sanfte Hand an meinem Nacken. » Bleib still sitzen«, sagte Max’ Stimme. » Sie würden es nicht verstehen, wenn du ohne Leine herumläufst.« Bedeutungsvoll sah er zu den Komiteemitgliedern hinüber, die stolz wie echte Brautmütter die Zeltwand säumten. Langsam glitt seine Hand bis zu dem Ring an meinem Halsband. Mein Mund öffnete sich, und ich hechelte.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich es fertigbrachte, zu ihm aufzusehen, aber als ich es tat, begegnete ich einem solch verständnisvollen Blick, dass mein Herz beinahe aussetzte. Er wich der Situation nicht aus, so kompliziert und bizarr sie auch war. Wenn ich diesen Augenblick als Mensch erlebt hätte, hätte ich vermutlich geweint. Als Hund jedoch fühlte ich nur unbeschwerte Freude.
    Max brachte mich zu Zoë, die am Mittelgang saß. Wie gebannt starrte sie auf die zitronengelbe Lady vor ihr und kaute dabei an einem Fingernagel. Vorsichtig zog Max ihr die Hand vom Mund, schüttelte nur leicht den Kopf und schob ihr stattdessen meine Leine zwischen die Finger. Zoë lächelte zu ihm auf, und er tätschelte ihren Kopf. Dann verließ er uns und kehrte zum Podest zurück.
    Zoë
    Ich sehe sie. Sie sitzt genau vor mir auf einem Stuhl. Sie sieht mich nicht. Sie hat nur Augen für die Blumen und die mit Spitze bezogenen Kissen auf der Bühne.
    Sie sieht glücklich aus.
    Das freut mich. Ich will, dass sie glücklich ist. In meiner perfekten Welt soll sie immer glücklich sein … mit mir als Hund. Falls Jessica uns wieder zurückverwandelt, kann ich vielleicht noch heute nach Hause gehen.
    Ich möchte am liebsten zu ihr rennen wie zu Dad im Park, aber ich tue es nicht. Menschen haben eigene Regeln. Eine davon heißt Renne keine Leute um. Ziemlich langweilig, so zu leben, finde ich. Aber ich habe gelernt, dass man die Regeln beachten muss. Sonst wenden sich die Menschen ab und behandeln dich nicht mehr so, als ob du zu ihnen gehörst. Das ist viel schlimmer, als mit der Zeitung gehauen zu werden.
    Ich bleibe also brav hinter ihr sitzen. Wenn ich mich nach vorn beuge, kann ich ihren blumigen Duft riechen, und mein Herz schmerzt vor Sehnsucht nach meinem Zuhause. Ich muss ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen und ihr zeigen, dass ich mich geändert habe. Ich habe die

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