Hundekuchen zum Fruehstueck
benimmt.«
Ich antwortete mit einem empörten Blick – auch wenn sich keiner umdrehte und ihn bemerkte.
Wir bogen um eine Straßenecke. Eine Windböe fegte Blätter über die verlassene Straße. Zoë fröstelte und schlang die Arme um sich, als Max plötzlich wissen wollte, wie es passiert war. Sie erzählte ihm, dass wir gerade quer über den Platz gingen, als uns der Blitz traf. » Als ich wach wurde, war mir sehr kalt. Und ich konnte gar nichts mehr riechen. Ich wollte aufstehen, aber irgendwie war alles anders und verkehrt.« Sie biss sich auf die Lippe und zog die Nase hoch. » Ich wäre so gern wieder ein Hund.«
» Das glaube ich dir gern«, sagte Max. Doch die Skepsis in seiner Stimme war nicht zu überhören. » Es ist so viel … es ist einfach zu viel, um es zu begreifen.«
Zoë schnaubte. » Das stimmt. Aber du musst nur darüber nachdenken – du musst nicht so leben. Glaube mir, das ist viel schlimmer. Jessica muss uns am meisten leidtun. Für sie ist es am schlimmsten.«
» Und warum?«
» Na ja. Ihr Menschen habt doch immer Probleme. Ihr seid immer angespannt. Sorgt euch wegen diesem und jenem. Außerdem jammert ihr wegen gar nichts. Stell dir nur vor, es geschieht einmal etwas richtig Schlimmes!« Sie schnaubte wieder. » Die Menschen wollen immer alles verbessern. Sie wollen sich mit leckeren Drinks und süßem Essen aufheitern, aber dann riechen sie nur schlecht und werden wütend. Sie verlassen ihr Haus für viele Wochen und kommen elender zurück, als sie fortgegangen sind.« Sie schüttelte den Kopf. » Ein Hundeleben ist wirklich nicht leicht, wenn man seinen Menschen dabei zusehen muss, wie sie sich selber wehtun. Und das immer wieder. Es ist schwer, ihnen immer wieder zu verzeihen. Aber ich denke, das ist unser größtes Geschenk. Wir Hunde sind gut im Verzeihen.«
Sie schüttelte den Kopf und ging ein paar Schritte weiter. » Aber das kapiert keiner. Menschen haben lauter Sachen, lauter Maschinen und elektrisches Dingsbumszeug. Aber wie viel Freude haben sie daran, den ganzen Tag über im Haus zu hocken? Ich weiß nicht, was sie davon haben. Dabei ist Glücklichsein ganz einfach. Dazu reicht ein Ball.«
Diese Beobachtungen überraschten mich. Glaubte Zoë wirklich, dass man uns Menschen bemitleiden musste und die Hunde uns längst durchschaut hatten? Na gut, vielleicht war das ja so. Immerhin hatten die Hunde erreicht, dass sie nicht arbeiten mussten. Sie mussten auch keine Hypotheken zahlen oder Lebensversicherungen abschließen. Stattdessen verdösten sie ihre Tage auf der Couch. Natürlich mussten sie hin und wieder aufwachen und bellen oder spazieren gehen. Aber alles in allem hatten sie ein wunderbares Leben. Vielleicht hatte Zoë ja recht. Vielleicht waren die Hunde doch klüger als wir Menschen.
Aber selbst wenn dem so war, warum vermisste ich dann mein menschliches Leben so sehr?
Max schüttelte den Kopf. » So einfach ist Glücklichsein nicht immer«, nahm er Zoës Gedanken auf. » Zumindest dann nicht, wenn …« Er drehte sich so kurz zu mir um, dass ich schon an einen Traum glaubte. » … wenn die Person kein Mensch mehr ist. Das ist ganz schön deprimierend.«
Mir stockte der Atem. Das war das Ende von allem. Nie zuvor hatte ich mir so sehr gewünscht, ihn zu berühren, ihn im Arm zu halten und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Aber ich konnte niemanden täuschen und mich selbst schon gar nicht.
Eine ganze Weile gingen wir schweigend weiter. Irgendwann bemerkte Max, dass Zoë zitterte, und schlug vor, wieder nach Hause zu gehen. Auf dem Rückweg sagte keiner ein Wort. Als wir das Apartment erreichten, gähnte Zoë und streckte ihre Arme so stürmisch, dass sie Max beinahe am Kopf traf. » Ich muss jetzt unbedingt schlafen. Vorhin habe ich gefroren und gezittert, weil die Decke heruntergerutscht ist.«
Bevor Max antwortete, sah er mich an. » Dann brauchst du sicher einen Pyjama, nicht wahr?«
Zoë legte den Kopf ein wenig schief. » Was ist ein Pyjama?«
» Ein gemütliches Kleidungsstück, um darin zu schlafen. Bestimmt hat Jessica eine Menge Pyjamas im Schlafzimmer.«
Wie umsichtig von ihm. Mit Zoë im Gefolge trottete ich ins Schlafzimmer und stupste mit der Nase an die entsprechende Schublade. Als Zoë sie aufzog, setzte ich mich auf mein Hinterteil und angelte mein schönstes blassgelbes Nachthemd mit kurzen Ärmeln heraus. Zoë sah es nur kurz an und zog die Nase hoch.
» Sieh nur, den da!« Sie wühlte kurz herum und hielt einen blauen
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