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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Die darfst du nicht reinlassen ins Haus, nie mehr!» Diesmal sprach sie ganz leise, flüsterte beinahe. «Schick sie weg!»
    Der junge Mann warf Laura einen ratlosen Blick zu.
    «Sie irren sich, Frau Neugebauer. Das ist eine echte Kommissarin. Und die wird Sie bestimmt nicht verhaften. Da pass ich schon auf!»
    «Weg! Schick sie weg!»
    Laura trat vorsichtig einen halben Schritt nach vorn.
    «Frau Neugebauer, wir haben vor zwei Monaten schon einmal miteinander gesprochen. Da war Ihre Nachbarin dabei, die Marion …»
    «Weg! Gehen Sie weg!»
    «Warten Sie, ich möchte Ihnen erklären …»
    «Weg!» Anna Neugebauer machte heftige Bewegungen, als wollte sie Fliegen verscheuchen. «Mit Ihnen will ich nix zu tun haben. Der Dobler schickt Sie! Das weiß ich genau! Der Dobler ist ein schlechter Mensch!»
    «Das weiß ich inzwischen auch, Frau Neugebauer. Ich wüsst nur ganz gern, ob es noch mehr schlechte Menschen gibt.»
    Adrian Kolpy kicherte. Anna Neugebauer aber hob langsam ihren rechten Arm, spreizte die Finger ihrer Hand und flüsterte: «Die ganze Welt ist voll davon. Lauter schlechte Menschen, man muss sich fürchten … fürchten!»
    Als Laura noch einen halben Schritt auf sie zu machte, griff die alte Frau hinter sich, hielt plötzlich eine große Vase in der Hand, warf sie und knallte beinahe gleichzeitig die Wohnungstür zu. Die Vase landete auf dem Holzboden und rollte unversehrt vor Lauras Füße.
    «Wow», sagte Adrian. «So heftig war sie noch nie drauf.»
    Heute scheinen alle Leute heftig drauf zu sein, dachte Laura, bückte sich und stellte die Vase auf die Türschwelle.
    «Es könnte etwas mit Flüssigkeitsmangel zu tun haben», sagte sie laut. «Alte Leute trinken zu wenig. Bei dieser Hitze ist das besonders gefährlich, führt zu geistiger Verwirrung.»
    «Und zum Tod durch Kreislaufversagen oder Schlaganfall», ergänzte der junge Mann.
    «Genau, woher wissen Sie das?»
    «Steht doch jeden Tag in der Zeitung, seit es so heiß ist. Abgesehen davon mache ich gerade eine Ausbildung zum Krankenpfleger.»
    «Dann geben Sie der alten Dame mal was zu trinken, und rufen Sie mich an, wenn sie wieder klarer im Kopf ist.» Laura hielt ihm ihre Karte hin, doch er nahm sie nicht.
    «Was woll’n Sie denn von ihr?», fragte er wieder. «Kann schon sein, dass sie dehydriert ist und deshalb so komisch reagiert hat. Aber irgendwas macht ihr Angst. Wer is ’n dieser Dobler, von dem sie geredet hat?»
    «Das ist eine uralte Geschichte. Aber Sie könnten ihr sagen, dass der Dobler tot ist. Dann hat sie vielleicht nicht mehr so viel Angst.»
    Adrian Kolpy kratzte sich am Kopf und runzelte die Stirn. «Ziemlich undurchsichtige Angelegenheit, Frau Kommissarin.»
    «Ja, ziemlich undurchsichtig!», bestätigte Laura, steckte ihre Karte in den Ausschnitt seines Unterhemds, nickte ihm zu und ging.
     
    Mittelalte Leute trinken auch zu wenig, dachte sie auf dem Weg zur U-Bahn. Sie blieb im Schatten eines Ahornbaums stehen und zog die Wasserflasche aus ihrem Rucksack. Es schmeckte nicht, war nichts als lauwarme Flüssigkeitszufuhr, die ihr leichte Übelkeit bereitete. Den Rest goss sie über eine durstige kleine Pflanze am Rand des Gehwegs.
    Und jetzt? Inzwischen war es so heiß, dass es ihr schwerfiel, konkret zu handeln. Kein unangenehmer Zustand. Das wache Bewusstsein schien von einer warmen, dunklen Müdigkeitswelle zugedeckt zu werden. Laura spürte, dass sie bei geschlossenen Augen im Stehen einschlafen könnte, wusste aber trotzdem, dass sie sich unbedingt mit Anna Neugebauer unterhalten wollte. Nur war eben das Handeln mühsamer als sonst. Sie musste versuchen, die junge Nachbarin einzuschalten, die ihr vor zwei Monaten geholfen hatte. Zwar ging es Laura noch immer um Doblers Tod, mehr noch interessierte sie jedoch inzwischen, was die alte Frau erlebt hatte. Wie sie es angestellt hatte, eine Jüdin und deren Tochter zu unterstützen und gleichzeitig einen Nazi zum Mann zu haben.
    Langsam kehrte Laura zum Haus von Anna Neugebauer zurück, bat auf der Rückseite einer Visitenkarte die junge Nachbarin, Marion Stadler, um einen Anruf und klingelte bei Kolpy.
    «Ich bin’s nochmal!», sagte sie in die Gegensprechanlage, als er sich meldete.
    «Wer?»
    «Gottberg. Ich muss schnell an den Briefkasten von Frau Stadler.»
    Sie war froh, dass er sich eine Antwort verkniff und einfach den Türöffner bediente. Schnell schob sie die Karte durch den Briefschlitz und genoss den halbwegs kühlen Hausflur. Als ihr Handy brummte,

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