Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Gebilde. Auf die Frage, wo sich diese geheimnisvolle und unsichtbare zweite Dimension befinde, erwiderte er, die zweite Dimension sei zu einem winzigen Ball aufgewickelt. In Wirklichkeit leben die Linienmenschen also auf der Oberfläche eines langen, aber sehr dünnen Zylinders. Der Radius des Zylinders ist so klein, daß er sich nicht messen läßt und daß die Welt nur eine Linie zu sein scheint. 17
Wäre der Zylinderradius größer, könnten die Menschen ihr Universum verlassen und sich senkrecht zu ihrer Linienwelt bewegen. Mit anderen Worten, sie könnten interdimensionale Reisen vornehmen. Kämen sie senkrecht zu Linienland voran, so würden sie auf eine unendliche Zahl von parallelen Linienwelten stoßen, die mit ihrem Universum koexistieren. Bei Fortsetzung ihres Weges durch die zweite Dimension würden sie schließlich in ihre eigene Linienwelt zurückkehren.
Stellen wir uns nun Flachländer vor, die auf einer Ebene leben. Dort könnte ein Wissenschaftler die kühne Behauptung aufstellen, Reisen durch die dritte Dimension seien durchaus möglich. Im Prinzip könnte sich ein Flachländer von der Ebene seines Flachlands lösen. Während er langsam aufwärts in die dritte Dimension schwebte, würden seine »Augen« eine unglaubliche Folge von verschiedenen Paralleluniversen erblicken, die sich alle in Koexistenz mit seinem Universum befänden. Da seine Augen jedoch nur in der Lage wären, parallel zur Ebene Flachlands zu sehen, würde er nur verschiedene Flachland-Universen vor sich auftauchen sehen. Stiege der Flachländer zu hoch über seine Ebene auf, so würde er schließlich in sein ursprüngliches Flachlanduniversum zurückkehren.
Stellen wir uns nun vor, unsere gegenwärtige dreidimensionale Welt hätte noch eine weitere Dimension, die zu einem Kreis aufgewickelt wäre. Und nehmen wir der Einfachheit halber an, die fünfte Dimension wäre drei Meter lang. Dann können wir durch einen Sprung in die fünfte Dimension sofort aus unserem gegenwärtigen Universum verschwinden. Nachdem wir in der fünften Dimension drei Meter zurückgelegt haben, gelangen wir stets wieder an unseren Ausgangspunkt zurück. Doch warum hat sich die fünfte Dimension überhaupt zu einem Kreis aufgewickelt? 1926 nahm der Mathematiker Oskar Klein an der Theorie einige Verbesserungen vor und gelangte zu dem Schluß, daß möglicherweise die Quantentheorie die Aufwicklung der fünften Dimension erklären könne. Nach seinen Berechnungen müßte die Größe der fünften Dimension IO” Zentimeter (die Plancksche Länge) betragen. Natürlich wäre sie damit viel zu klein, um in irdischen Experimenten entdeckt werden zu können. (Mit dem gleichen Argument rechtfertigt man heute die zehndimensionale Theorie.)
Einerseits hieß das, daß sich die Theorie in Übereinstimmung mit den Experimentaldaten befand, denn die fünfte Dimension war ja zu klein, um gemessen zu werden. Andererseits bedeutete es aber auch, daß die fünfte Dimension so unglaublich klein war, daß man nie Apparaturen würde bauen können, um ihre Richtigkeit zu beweisen. (Der Quantenphysiker Wolfgang Pauli pflegte Theorien, die ihm nicht gefielen, in der ihm eigenen sarkastischen Weise abzutun, indem er erklärte, sie sei noch nicht mal falsch. Mit anderen Worten, sie ist so unfertig, daß sich nicht einmal entscheiden läßt, ob sie stimmt. Wenn man also Kaluzas Theorie nicht überprüfen kann, darf man auch von ihr behaupten, sie sei noch nicht mal falsch.)
Tod der Kaluza-Klein-Theorie
Obwohl die Kaluza-Klein-Theorie versprach, die Naturkräfte mit einem rein geometrischen Fundament zu versorgen, war sie in den dreißiger Jahren tot. Die Physiker waren nicht davon überzeugt, daß die fünfte Dimension tatsächlich existierte. Kleins Vermutung, die fünfte Dimension sei zu einem winzigen Kreis von der Größe der Planckschen Länge aufgewickelt, ließ sich nicht überprüfen. Dagegen kann man die Energie, die notwendig ist, um diesen winzigen Abstand zu bestimmen, durchaus berechnen. Er beträgt zehn Milliarden Elektronenvolt und wird als Plancksche Energie bezeichnet. Diese enorme Energie übersteigt fast jede Vorstellung. Hundertmilliardenmilliardenmal größer als die in einem Proton enthaltene Energie wird sie wohl auch in den nächsten Jahrhunderten von uns nicht zu erzeugen sein.
Andererseits ließen die Physiker dieses Forschungsgebiet brachliegen, weil eine neue Theorie die wissenschaftliche Welt revolutionierte. Von dieser Theorie der
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