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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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musste, war das buchstäblich schon die halbe Miete.
    »Renovierungsbedarf?«, zischte Doro.
    Doch ich war der Meinung, dass man den Rest vor Ort besprechen sollte. »Ich möchte mir die Wohnung ansehen«, erklärte ich mit fester Stimme.
*
    Ich bestand darauf, allein hinzugehen, obwohl Doro mir sofort prophezeite, dass ich mich garantiert abkochen lassen würde, wenn sie nicht dabei war. Aber ich war wild entschlossen, ihr das Gegenteil zu beweisen. Zu meinem neuen Leben gehörten auch eigenständige Entscheidungen.
    Der Makler wartete vor dem Haus auf mich. Er war ein Hänfling mit pickligem Kindergesicht und sah aus, als müsste er noch zur Schule gehen. Ich war bei seinem Anblick schon drauf und dran, ihn zu fragen, ob er wirklich einen Vermittlungsauftrag besaß. Sonst würde ich ihm am Ende womöglich die Courtage in den Rachen werfen, und in Wahrheit war die Wohnung gar nicht zu vermieten. So was in der Art kam manchmal vor, Doro hatte mich davor gewarnt.
    Aber der junge Mann – er stellte sich mir als Lars Liebermann vor – hatte einen Hausschlüssel dabei, das überzeugte mich sofort.
    Das Mietshaus sah halbwegs nett aus. Kein Jugendstil, wie ich gehofft hatte und wie es hier in der Gegend recht verbreitet war, sondern ein vierstöckiger Nachkriegsbau, aber das Haus hatte eine auf gefällige Weise verwitterte Sandsteinpatina und einen kleinen Vorgarten. Als der Makler die Haustür aufschloss, wehten uns orientalische Kochdünste entgegen. »Riecht nach Curry«, sagte ich.
    »Echt?« Lars Liebermann schnupperte. »Hm, ja, kann sein. Im zweiten Stock wohnen Pakistanis. Sehr freundliche Menschen. Das Haus ist richtig multikulti.«
    Das hörte sich gut an, fand ich. Ich mochte die pakistanische Küche.
    Das Treppenhaus wirkte ansonsten nicht wirklich einladend – überquellende Briefkästen und ausgetretene Steinstufen.
    Als wir den Hausflur betraten, öffnete sich eine der beiden Wohnungstüren im Erdgeschoss, und eine vollbusige Blondine kam uns entgegen. Sie trug ein ultrakurzes Elastikkleidchen und High Heels und hatte eine Zigarette im Mundwinkel. Hüftschwingend stolzierte sie zu den Briefkästen. Einen davon schloss sie auf, zerrte einen Stapel Werbebroschüren heraus und warf sie achtlos auf den Boden. Die übrige Post durchblätternd, stöckelte sie zurück zu ihrer Wohnung, doch bevor sie hineingehen konnte, öffnete sich die Tür der Nachbarwohnung, und ein Mann im grauen Kittel erschien. Er war von hagerer Statur und ungefähr vierzig, und er trug einen Gesichtsausdruck zur Schau, der mich entfernt an den Gerichtsvollzieher erinnerte.
    »Frau Dimitriewa!«, sagte er anklagend zu der Blondine. »Sie haben wieder die Werbung auf den Boden geworfen! Ich habe Sie doch schon zigmal darum gebeten, dass Sie die in den Papiermüll tun!«
    »Und ich hab dir schon oft gesagt, dass du mich nennen sollst Natascha«, gab die Blondine mit starkem osteuropäischen Akzent zurück. »Dann können wir über alles viel besser reden, na?« Sie warf die langen Locken zurück und grinste breit, während ihr Wohnungsnachbar rot anlief und die Backen aufblähte, als hätte sie von ihm verlangt, sich sofort nackt auszuziehen. Er rang immer noch um Fassung, als die Blondine schon wieder in ihrer Wohnung war und mit einem nachlässigen Fußtritt die Tür hinter sich zustieß.
    Der graubekittelte Mann zuckte bei dem Geräusch zusammen, dann wandte er sich entrüstet an Lars Liebermann. »Haben Sie das mitgekriegt?«
    Lars Liebermann zuckte die Achseln. »Es gibt Schlimmeres. Kommen Sie, Frau Hagemann.« Er nahm Kurs auf die Treppe, und ich folgte ihm. Auf dem Weg nach oben beugte er sich vertraulich zu mir. »Sein Name ist Knettenbrecht. Sehr pingeliger Mensch.«
    »Ist er hier der Hausmeister?«
    »Nur stundenweise, quasi freiberuflich. Dafür zahlt er etwas weniger Miete.«
    »Wie viele Parteien gibt es denn hier im Haus?«
    »Na, die im Erdgeschoss haben Sie ja schon gesehen. Den Hausmeister und die russische Lady.« Wir erreichten das erste Obergeschoss, Lars Liebermann deutete auf die beiden Wohnungstüren. »Dort wohnt ein IT-Spezialist, der ist aber das ganze Jahr beruflich unterwegs. In der anderen Wohnung lebt eine Rentnerin.« Er ging die nächste Treppe hoch. »Im zweiten Obergeschoss gibt es nur eine Wohnung, da leben die Pakistanis. Lassen Sie sich nicht davon beeinflussen, was der Knettenbrecht eben gesagt hat – die Ansaris sind nette, absolut integrierte Leute.«
    Hier oben roch es wie in einem indischen

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