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Ich bin die, die niemand sieht

Ich bin die, die niemand sieht

Titel: Ich bin die, die niemand sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berry
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aus dem Grab, um wieder unter den Lebenden zu sein. Ich glaubte, ich hätte Glück gehabt. Aber Nacht, Kälte, Dunkelheit und Tod fühlen sich jetzt vertrauter an als das Leben.
    Nur der Gedanke an dich vertreibt meine Dunkelheit. Du bist die Sonne meiner Welt. Wie kann ich es ertragen, dich in den Armen einer anderen Frau zu sehen?
    XVIII
    Am Morgen kehre ich nach Hause zurück. Mutter schlägt mich so fest, dass sogar Darrel Mitleid hat.
    »Gerade du solltest es besser wissen«, sagt sie. »Nach all den schlaflosen Nächten, die ich wegen dir hatte!«
    XIX
    Ich miste den Hühnerstall aus, sammle die Eier ein, melke die Kuh und schütte die Asche weg. Ich hole Wasser vom Fluss und Feuerholz vom Stapel neben unserem Haus, dann wasche ich und schließlich bringe ich alles, was ich heute verkaufen soll, mit der Karre ins Dorf.
    Als ich endlich alle Pflichten erledigt habe, laufe ich zu meinem Weidenbaum.
    Es gab nie auch nur einen Funken Hoffnung. Ich habe kein Recht auf irgendetwas. Niemandem kann ich davon erzählen und ich wüsste auch nicht wie. Selbst wenn ich sprechen könnte, fände ich die Worte nicht. Kein Wort der Welt könnte diese unerträgliche Last von mir nehmen.
    Die Weide wird Zeuge meiner Klage: Die Jahre wurden mir geraubt, die Würde, die Sprache und die Ruhe.
    Und das Schlimmste: Du wurdest mir geraubt.
    XX
    Hausfrauen und Töchter hüpfen wie aufgeregte Eichhörnchen durcheinander: Bald wird es eine Hochzeit geben! Die Braut ist so schön, der Bräutigam, der begehrteste Junggeselle der Stadt. Die Hochzeit wird ein Festtag. Und Marias Hochzeitskleid wird mit feinster Spitze verziert sein.
    Die anderen kleinen gebrochenen Herzen – von denen es bestimmt viele gibt – werden auf dem Altar der jungen und schönen Liebe geopfert. Dass ich mit meinem Leid nicht allein bin, ist ein schwacher Trost.
    XXI
    Die Sonne geht immer noch auf, die Hähne krähen immer noch, die Kuh macht immer noch Dreck. Früher gehörte das Ausmisten zu Darrels Aufgaben. Aber nichts eignet sich besser als frischer Mist, um Kummer zu lindern und mir vor Augen zu führen, was meine Hirngespinste wert sind.
    Als ich im Dorf Besorgungen mache, sehe ich dich auf der Straße, umringt von Gratulanten. Ein paar Männer reißen Witze. Du lächelst. Dein Gesicht ist rot wie ein reifer Apfel.
    Ein paar Leute in meiner Nähe flüstern, du würdest bestimmt genauso ein Trinker wie einst dein Vater. Als du näher kommst, klopfen sie dir lächelnd auf die Schulter und sagen: »Was für eine tolle Farm, Lucas. Was für eine tolle Ehefrau sie sein wird, Lucas. Du hast jetzt Schultern wie ein Mann, Lucas. Genau wie –«
    Sie geraten ins Stottern. Dann fällt ihnen ein, dass sie noch etwas zu erledigen haben.
    Angesichts dessen, was sie über deinen Vater wissen, sollten sie ihn bemitleiden und um ihn trauern.
    Nur eine Person hat Grund, ihn zu fürchten.
    Und ausgerechnet sie wird nie schlecht über dich reden.
    XXII
    An vieles erinnere ich mich nicht.
    Manchmal aber kehren die Erinnerungen im Traum zurück. Dann schreie ich. Oder ich wache auf, fühle mich von der Dunkelheit umzingelt und habe vergessen, dass ich nicht mehr bei ihm bin.
    Dann zerrt Mutter mich an den Haaren und befiehlt, ich solle mit dem teuflischen Gejammer aufhören.
    XXIII
    Heute habe ich einen Korb Eier und eine Kanne Apfelwein in die Stadt gebracht. Auf dem Weg zu Abe Duddys Laden sah ich Leon Cartwright. Er ging über die Straße auf Maria zu. Sie schien unterwegs zu sein und es sehr eilig zu haben. Ich war nur zehn Schritte hinter den beiden, aber sie beachteten mich nicht.
    »Du wirst ihn also heiraten«, sagte er und sah ihr direkt ins Gesicht.
    »Ich heirate ihn, wenn ich will«, sagte sie und ging weiter, als sei er gar nicht da. Sie lief so schnell, dass er sich beeilen musste, um Schritt zu halten.
    »Du liebst ihn nicht.«
    Sie blieb stehen. »Ich liebe ihn, wenn ich will.«
    »Ach.«
    Sie ging weiter. Er hielt sie fest. »Du willst ja nur seine Farm. Dein Herz wirst du ihm nie schenken.«
    Da nahm ich ein Ei aus dem Korb und warf es so fest ich konnte auf Leon. Es zerplatzte. Das Eigelb verteilte sich in seinen Locken.
    Wütend drehte er sich um. Als er sah, dass ich es war, hielt er inne. Vor ein paar Jahren hätte er das noch nicht getan.
    Ich starrte ihn wütend an. Er pflückte die Stücke der Eierschale aus seinen Haaren und ließ es ansonsten bei ein paar Flüchen bewenden.
    Maria sah mich an. Ihre dunklen Augen, die jeden Mann verrückt machen

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