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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Sein IQ lag bei 115, zwar über dem Durchschnitt, aber nicht so hoch, dass es für einen Schulwechsel auf eine Hochbegabtenschule genügte.
    Er würde später ohne Probleme sein Abitur machen und studieren. Seine handwerklichen Ansätze waren gut, aber seine Leidenschaft war der Malunterricht, wo er Figuren zeichnete, die er mit einem Rand versah, wie man ihn in Comics fand, was sein Lehrer als außergewöhnlich bewertete. Das sprach für eine visuelle Kraft, die ein Kind in diesem Alter eigentlich noch nicht hatte.
    Mit acht Jahren war Oliver im dritten Schuljahr, das er spielerisch meisterte. Nach wie vor galt er als freundlich und zurückhaltend. Bei sozialen Kontakten spielte sich der Junge jedoch nie in den Vordergrund, weshalb er bei seinen Mitschülern beliebt war. Er war ein hübsches, stilles Kind mit blauen Augen, die nichts über ihn verrieten, stritt sich selten und zog sich stets zum richtigen Zeitpunkt zurück.
    Eines Tages wurde eine Schülerin, ihr Name war Glen, vor seinen Augen von einem Bus überfahren. Der Bus schleifte das Mädchen fünfzig Meter mit, wo es verrenkt, blutend und deformiert starb. Oliver stand neben dem Leichnam seiner Klassenkameradin und starrte sie an. Frauen jammerten, Männer fluchten und seufzten, in der Ferne heulten Polizeisirenen und die eines Krankenwagens.
    Herr Wells, Olivers Klassenlehrer, kam dazu. Sein ganzer Leib zitterte, sein Atem stotterte wie ein maroder Motor. Es war seine Aufgabe, sich um die Lebenden zu kümmern, also um seinen Schüler, der wie ein einsamer Fels inmitten der Menge stand. Er berührte Oliver, wollte mit ihm reden, dann zuckte er zurück.
    Später berichtete er Olivers Eltern:
    »Ihr Sohn stand da. Stand einfach da. Er sah die kleine Unglückliche an, schien sie regelrecht zu studieren. So, wie ein Wissenschaftler ein totes Insekt anschaut. Doch besonders seltsam war ... Ihr Sohn weinte nicht.« Wells machte eine Pause. »Oliver lächelte.«
    Wenige Wochen später legte der Junge seiner Mutter eine in der Mitte zerschnittene tote Ratte auf die Fußmatte, wie eine Katze, die ihrem Frauchen einen toten Vogel anbietet.

3
     
    Daniela und Stefan Strauss beschlossen, den Vorfall mit der Ratte zu ignorieren, doch so einfach war das nicht.
    Oliver zeigte in keiner Minute Schuldbewusstsein, lediglich dass er das Taschenmesser seines Vaters geklaut hatte, schien ihn zu belasten. Er entschuldigte sich dafür, dann wandte er sich seinen Spielsachen zu, als sei damit alles geklärt.
    Später, sie lagen nach der noch immer befreienden Liebe nebeneinander, schwer atmend, zufrieden und glücklich miteinander, erklärte Stefan: »Kinder experimentieren. Der eine zerschneidet einen Regenwurm, um zu sehen, ob tatsächlich beide Teile weiterleben, ein anderer reißt Fliegen die Flügel aus oder lässt seine Maus im Waschbecken schwimmen, bis sie versinkt.«
    Daniela antwortete: »Das begreife ich. Viel schlimmer als die Ratte war seine Frage, ob ich sie wieder zusammennähe. Das ist ... seltsam. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, mit Oliver stimmt etwas nicht.«
    Stefan lächelte und streichelte seiner Frau die Wangen, dann küsste er sie. »Oliver ist unser Sonnenschein. Wir werden ein Auge auf ihn haben.«
     
     
    Zwei Jahre geschah nichts, das das Leben der Familie Strauss durcheinander gebracht hätte. Stefan war nach wie vor erfolgreich in seinem Beruf, Daniela sah sich nach einem Halbtagsjob um. Als gelernte Einzelhandelskauffrau blieben ihr nicht viele Möglichkeiten und sie überlegte, bei Aldi zu arbeiten, wo sie im Vergleich zu anderen Firmen auf jeden Fall gut verdienen würde.
    Oliver kam aufs Schiller-Gymnasium in Berlin-Mitte, eine Schule mit gutem Ruf und interessanten Entwicklungszielen. Hier gab es ein hohes Maß an Schulsozialarbeit. Der Girls’-Day, der Boys’s-Day, ein sportliches Winterferienprogramm, das mit dem John-Lennon-Gymnasium kooperierte, viele bunte Aktionen und ein interessantes Elterncafé.
    Oliver entpuppte sich auch dort als guter Schüler. Seine Lehrer mochten ihn, seine Mitschüler auch, obwohl er wenig Kontakt zu ihnen suchte. Er wurde immer stiller und las Dostojewski. Der Junge ignorierte Computerspiele und sah nur selten Fernsehen. Seine Liebe galt den Büchern, die für einen Zehnjährigen nicht geeignet schienen.
    Er schien zu begreifen, warum Romanowitsch Raskolnikow in Schuld und Sühne zum Mörder an einer alten Frau geworden war, einer Laus, wie Raskolnikow sie nannte. Warum der Täter jedoch mehr als 500

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