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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Schulter stecken. Ich sackte nach vorn auf Moniba, Blut lief aus meinem linken Ohr. Daher trafen die folgenden Schüsse die Mädchen neben mir. Eine Kugel ging in Shazias linke Hand. Die dritte durchschlug ihre linke Schulter und blieb im rechten Oberarm von Kainat Riaz stecken.
    Später berichteten mir meine Freundinnen, die Hand des Schützen habe beim Schießen gezittert.
    Bis wir im Krankenhaus eintrafen, waren meine langen Haare und Monibas Schoß voll Blut.
    Wer ist Malala? Ich bin Malala, und dies ist meine Geschichte.

Karte
     

Teil I
    Vor den Taliban

     
    Sorey sorey pa golo rashey
    Da be nangai awaz de ra ma sha mayena.
     
    Lieber beklage ich deinen kugelzerfetzten Leib,
    Als von deiner Feigheit auf dem Schlachtfeld zu hören.
    (Traditionelles Couplet in Paschtu)

1
    Eine Tochter wird geboren
    A ls ich auf die Welt kam, bedauerten die Leute in unserem Dorf meine Mutter, niemand beglückwünschte meinen Vater. Ich kam genau bei Tagesanbruch, als der letzte Stern am Himmel verblasste. Wir Paschtunen sehen das als ein Glückszeichen an. Mein Vater hatte kein Geld für das Krankenhaus oder eine Hebamme, deshalb half eine Nachbarin bei meiner Geburt. Das erste Kind meiner Eltern war eine Totgeburt, ich aber bin strampelnd und schreiend aus dem Leib meiner Mutter herausgerutscht. Ich war ein Mädchen, und ich war in einem Land zur Welt gekommen, in dem zur Feier der Geburt eines Sohnes Gewehrschüsse abgefeuert werden, wogegen man Töchter hinter einem Vorhang versteckt. Allein aus dem Grund, weil es im Leben ihre Rolle ist, fürs Essen zu sorgen und Kinder auf die Welt zu bringen.
    Für die meisten Paschtunen ist es ein düsterer Tag, wenn eine Tochter geboren wird. Vaters Vetter Jehan Sher Khan Yousafzai war einer der wenigen, die zur Feier meiner Geburt kamen und mir auch ein ansehnliches Geldgeschenk machten. Er hatte einen großen Familienstammbaum gezeichnet, der bis zu meinem Ururgroßvater zurückreichte. Aber auch er führte nur die männliche Linie auf.
    Mein Vater Ziauddin unterscheidet sich aber von den meisten paschtunischen Männern. Er zog auf dem Stammbaum von seinem Namen aus eine Linie und ließ sie in einem Kringel enden, der wie ein Dauerlutscher aussah. Dahinein schrieb er »Malala«. Sein Vetter lachte verwundert auf, als er das sah. Das kümmerte meinen Vater nicht. Er sagte, er hätte mir gleich nach meiner Geburt in die Augen geschaut, und schon sei er »verliebt« gewesen. Anderen Leuten gegenüber behauptete er: »Ich weiß, dieses Kind ist ungewöhnlich.«
    Er bat seine Freunde sogar, getrocknete Früchte, Süßigkeiten und Münzen in meine Wiege zu werfen – was normalerweise nur für Jungen gemacht wird.
    ***
    Ich bin nach Malalai von Maiwand benannt worden, der größten Heldin Afghanistans. Wir Paschtunen sind ein stolzes Volk, das sich aus vielen Stämmen zusammensetzt und sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan zu Hause ist. Seit Jahrhunderten leben wir nach einem Kodex, dem Paschtunwali, der uns verpflichtet, allen Besuchern Gastfreundschaft zu gewähren, und dessen wichtigster Wert nang ist, die Ehre. Das Schlimmste, das einem Paschtunen passieren kann, besteht darin, sein Gesicht zu verlieren. Schande ist für einen Paschtunen schrecklich. Wir haben ein Sprichwort, das heißt: »Die Welt ist nichts ohne Ehre.« Wir streiten und befehden uns untereinander so sehr, dass unser Wort für »Vetter« –
tarbur
 – dasselbe ist wie unser Begriff für »Feind«. Aber wir halten auch zusammen, etwa gegen Ausländer, die unser Land erobern wollen.
    Alle paschtunischen Kinder wachsen mit der Geschichte auf, wie Malalai die afghanische Armee beflügelt hat, als sie 1880 im Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg die britischen Truppen besiegte.
    Malalai war die Tochter eines Schafhirten in Maiwand, einer Kleinstadt in der Staubebene westlich von Kandahar. Als sie siebzehn war, gehörten ihr Vater und der Mann, mit dem sie verlobt war, zu den Tausenden von Afghanen, die gegen die britische Besatzung ihres Landes kämpften. Malalai ging mit anderen Frauen aus ihrem Dorf aufs Schlachtfeld, um die Verwundeten zu pflegen und ihnen Wasser zu bringen. Sie sah, dass die Männer den Kampf verloren, und als der Fahnenträger fiel, hielt sie ihren weißen Schleier als Fahne in die Höhe und marschierte vor den Truppen her aufs Schlachtfeld.
    »Ihr jungen Lieben!«, sang sie. »Wenn ihr in der Schlacht von Maiwand nicht fallt, dann, bei Gott, rettet euch jemand als ein Symbol der

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