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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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die Hände aus. Und hoch oben braut sich ein kollektiver Sturm zusammen, eine große Wolke wächst und wächst; sie leuchtet in einer sonst klaren Luft, eine Art von Energie sammelt sich darin.Alle Gardisten tragen dazu bei, alle helfen, diesen verheerenden Nebel zu schaffen. Dann schießt ein letzter, großer Blitzstrahl herab – und trifft die Bestie dort, wo sie liegt. Sie stirbt an Ort und Stelle.
    »Was hätte ich tun können? Was hätte
überhaupt
jemand tun können? Wir waren neunzehn auf diesem Schiff. Ihr neun Kinder und wir neun Cêpan, nur ausgewählt, weil wir zufällig in dieser Nacht am richtigen Ort waren, plus der Pilot, der uns hierherbrachte. Wir Cêpan konnten nicht kämpfen, und was hätte es schon genützt? Die Cêpan sind Bürokraten, sie sollen den Planeten verwalten, lehren, die neuen Gardisten darin unterweisen, ihre Kräfte zu verstehen und mit ihnen umgehen zu lernen. Wir waren nie als Kämpfer gedacht. Wir wären erfolglos gewesen, gestorben wie die anderen. Wir konnten nur mit euch wegziehen, damit ihr weiterlebt und eines Tages den schönsten Planeten im ganzen Universum wieder zum Blühen bringt.«
    Ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, ist die Schlacht zu Ende. Rauch steigt vom Boden zwischen den Toten und Sterbenden auf. Bäume sind gefällt, Wälder verbrannt, nichts ist geblieben außer den wenigen Mogadori, die überlebten, um die Geschichte erzählen zu können.
    Die Sonne steigt nach Süden und färbt alles über dem kargen Land in blasses, rotes Licht. Sie bescheint gnadenlos Berge von Leichen, Körperteile fehlen. Auf einem dieser Berge liegt der silberblaue Mann, tot wie die anderen. An seinem Körper sind keine erkennbaren Wunden, doch er ist tot.
    Ich öffne die Augen. Ich kann nicht atmen, mein Mund ist trocken, ausgedörrt.
    »Hier!« Henri hilft mir vom Tisch, führt mich in die Küche und zieht einen Stuhl für mich heran. Tränen steigen mir in die Augen. Henri bringt mir ein Glas Wasser, ich trinke es in einem Zug leer und ringe immer noch um Luft. Nach dem zweitenGlas frage ich Henri: »Warum hast du mir nie von dem zweiten Raumschiff erzählt?«
    »Wovon redest du?«
    »Es gab ein zweites Raumschiff.«
    »Wo?«
    »Auf Lorien, an dem Tag, als wir flüchteten. Ein zweites Raumschiff, das nach unserem startete.«
    »Unmöglich«, antwortet er. »Die anderen Raumschiffe waren zerstört. Das habe ich selbst gesehen. Als die Mogadori landeten, nahmen sie sich als Erstes unsere Häfen vor. Wir sind im einzigen Raumschiff geflogen, das ihren Angriff überstanden hat. Es war ein Wunder, dass wir abreisen konnten.«
    »Ich habe ein weiteres Raumschiff gesehen. Es lief mit Treibstoff und zog einen Feuerball hinter sich her.«
    »Ganz bestimmt, John?«
    »Ganz bestimmt.«
    Er lehnt sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück und blickt aus dem Fenster. Bernie Kosar sitzt auf dem Boden und starrt zu uns beiden hoch.
    »Es ist von Lorien weggeflogen; ich habe es beobachtet, bis es verschwunden ist«, ergänze ich.
    »Das leuchtet mir nicht ein. Wie sollte das möglich sein? Es war nichts übrig.«
    »Aber es gab ein zweites Raumschiff.«
    Langes Schweigen.
    »Henri?«
    »Ja?«
    »Was war auf diesem Schiff?«
    Er sieht mich durchdringend an. »Ich weiß es nicht. Wirklich, ich weiß es nicht.«
    ***
    Wir sitzen im Wohnzimmer, ein Feuer prasselt im Kamin, Bernie Kosar liegt auf meinem Schoß. Nur das gelegentliche Knacken von brennendem Holz durchbricht die Stille.
    »An!« Ich schnalze mit den Fingern – und meine rechte Hand leuchtet, zwar nicht so hell wie zuvor, aber fast. In der kurzen Zeit, in der Henri mich unterrichtet, habe ich gelernt, das Leuchten zu beherrschen. Ich kann es konzentrieren, den Radius vergrößern wie beim Licht in einem Haus, oder fokussieren wie bei einer Taschenlampe. Damit komme ich schneller zurecht als erwartet. Die linke Hand ist noch dunkler als die rechte, aber auch sie wird langsam heller. Das Fingerschnippen und »An«-Sagen ist natürlich nur Angeberei, beides ist nicht nötig, um das Licht zu kontrollieren oder herbeizurufen. Tatsächlich geschieht es mehr im Innern, so leicht wie ein Blinzeln.
    »Wann wird sich mein übriges Erbe entwickeln, was glaubst du?«, frage ich neugierig.
    Henri sieht von seiner Zeitung auf. »Bald. Das nächste sollte sich innerhalb dieses Monats zeigen. Du musst nur gut aufpassen. Nicht alle Kräfte werden so offensichtlich sein wie deine leuchtenden Hände.«
    »Wie lange dauert es, bis ich alle

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