Ich bin Nummer Vier
sexy sind?«
Sam lacht. »Ja, so in etwa.«
Ich nicke. Schweigend laufen wir eine Minute lang nebeneinander her und ich bemerke, dass Sam seine Schwierigkeiten hat – er atmet schwer. »Wieso interessiert dich das alles?«
Er zuckt die Achseln. »Es ist nur ein Hobby.«
Aber ich habe das eindeutige Gefühl, dass er mir etwas verschweigt.
Mit acht Minuten und neunundfünfzig Sekunden bringen wir die Meile hinter uns, Sam ist besser als bei seinem letzten Rennen. Bernie Kosar trottet hinter der Klasse her zurück zur Schule. Die anderen streicheln ihn. Als wir ins Gebäude gehen, versucht er mitzukommen. Keine Ahnung, woher er wusste, wo ich bin. Könnte er sich den Schulweg bei der Herfahrt eingeprägt haben? Der Gedanke kommt mir lächerlich vor.
Er bleibt an der Tür sitzen. Ich gehe mit Sam zu den Schließfächern, und sowie er wieder bei Atem ist, überschüttet er mich mit einer Tonne weiterer Verschwörungstheorien, von denen die meisten zum Totlachen sind. Ich mag ihn und finde ihn amüsant – nur könnte er manchmal einfach die Klappe halten.
***
Hauswirtschaft. Keine Sarah weit und breit. Mrs. Benshoff gibt die ersten zehn Minuten Anweisungen, dann gehen wir in die Küche.
Gerade als ich mich damit abfinden will, heute allein kochen zu müssen, stürmt Sarah herein. »Habe ich etwas Gutes versäumt?«
»Etwa zehn Minuten Lebenszeit mit mir«, antworte ich grinsend.
Sie lacht. »Ich habe gehört, was heute Morgen mit deinem Spind passiert ist. Es tut mir leid.«
»Hast du den Mist hineingepackt?«
Sie lacht wieder. »Nein, natürlich nicht. Aber ich weiß, dass die Typen dich meinetwegen ärgern wollen.«
»Sie haben Glück, das ich sie nicht mit meinen Superkräften in die übernächste Kleinstadt schleudere.«
Spielerisch greift sie nach meinem Bizeps. »Stimmt, das sind gewaltige Muckis. Deine Superkräfte. Mannomann, da haben die anderen aber Glück gehabt!«
Heute ist es unsere Aufgabe, Heidelbeerküchlein zu backen. Während wir den Teig zusammenmischen, erzählt Sarah mir doch tatsächlich ihre Geschichte mit Mark.
Zwei Jahre lang sind sie miteinander gegangen. In dieser Zeit entfernte sie sich immer mehr von ihren Eltern und ihren bisherigen Freunden. Sie war Marks Freundin, nichts anderes zählte mehr. Sie merkte, dass sie sich veränderte, dass sie einige seiner Verhaltensweisen übernahm, andere vorschnell verurteilte und unfreundlich behandelte, sich für etwas Besseres hielt. Sie fing sogar an zu trinken und ihre Noten wurden schlechter. Nach dem vergangenen Schuljahr schickten ihre Eltern sie dann in den Sommerferien zu einer Tante nach Colorado. Dort machte sie lange Wanderungen in die Berge und fotografierte die Landschaft mit der Kamera ihrer Tante. In diesem wunderschönen Sommer entdeckte sie nicht nur ihre Leidenschaft für die Fotografie, sondern wurde sich auch bewusst, dass zum Leben viel mehr gehört als Cheerleader und die Freundin vom Quarterback des Footballteams zu sein. Zu Hause angekommen, beendete sie die Beziehung zu Mark und gab das Cheerleading auf. Sie schwor sich, wieder nett zu ihren Mitmenschen zu sein.
Mark hat das nicht überwunden. Sarah erklärt mir, dass er immer noch Besitzansprüche anmeldet und offenbar glaubt,dass sie zu ihm zurückkommt. Sie sagt, das Einzige, was sie vermisse, seien seine Hunde, mit denen sie immer zusammen war, wenn sie ihn besuchte. Da erzähle ich ihr von Bernie Kosar und wie er nach dem ersten Schultag unerwartet auf unserer Türschwelle auftauchte.
Beim Quatschen arbeiten wir. Einmal greife ich ohne Topfhandschuh in den Backofen und ziehe die Kuchenform heraus. Sarah beobachtet es und fragt erschrocken, ob ich Schmerzen habe. Schnell gebe ich vor, mich leicht verbrannt zu haben, obwohl ich jetzt tatsächlich gar nichts mehr spüre. Sarah lässt lauwarmes Wasser über die nicht vorhandene Verbrennung laufen – und ich genieße ihre Fürsorge. Als wir schließlich die Küchlein mit Zuckerguss verzieren, merkt sie an, festgestellt zu haben, dass auf meinem Handy nur eine Nummer gespeichert sei. Ich erkläre ihr, dass es Henris Nummer ist, und behaupte, mein altes Handy mit allen Kontakten verloren zu haben. Jetzt erkundigt sie sich interessiert, ob ich beim Umzug vielleicht eine Freundin zurückgelassen habe, und als ich verneine, lächelt sie so strahlend, dass es mich ehrlich gesagt fast umhaut. Kurz vor Ende der Stunde erzählt sie vom bevorstehenden Halloweenfest in der Stadt; sie hofft, mich dort zu treffen, wir
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