Ich bin Zlatan Ibrahimović
Führungsrolle übernehmen sollte. Das gefiel mir. Es gefiel mir sogar, dass ich derjenige sein würde, über den der Shitstorm in den Medien hereinbrechen würde, wenn wir verlören. Es war ein neuer Kick für mich, und als ich die Jungs der Mannschaft traf, sah ich es ihnen an. Sie dachten: Was zum Teufel ist das hier? Normalerweise tauchen eine Handvoll Zuschauer auf, die sich das Training ansehen. Jetzt kamen 6000 zu einem einzigen kleinen Nationalmannschaftstreffen in Malmö, und ich sagte ganz ruhig:
»Willkommen in meiner Welt!«
Nach Malmö zu kommen ist immer etwas Besonderes. Natürlich, ich bin oft da. Es ist unser Zuhause. Aber dann bleiben wir meistens in unserem Haus. Etwas anderes ist es, in Malmö zu spielen. Dann kommen die Erinnerungen zurück. Im Sommer nach unserer Meisterschaft und dem Gewinn des Supercups sollten der Malmö FF und wir vom AC Mailand ein Freundschaftsspiel austragen. Die Verhandlungen zwischen den Vereinen und den Sponsoren hatten sich lange hingezogen, doch als die Eintrittskarten verkauft wurden, strömten die Menschen zum Stadion. Es regnete, habe ich gehört. Die Menschen mit ihren Regenschirmen bildeten lange Schlangen, die sich durch den Pildammsparken wanden. Es war ein vollkommen verrückter Ansturm, und nach zwanzig Minuten waren die Karten ausverkauft.
Ich habe im Lauf der Jahre einigen Mist über Malmö FF gesagt. Ich habe nicht vergessen, was Hasse Borg und Bengt Madsen getan haben. Aber ich liebe den Klub auch, und ich erinnere mich gut daran, wie wir an jenem Tag nach Malmö kamen. Die ganze Stadt schloss mich in ihre Arme. Es war wie Karneval. Überall Chaos und Absperrungen und Hysterie und Menschenmassen. Die Menschen hüpften und winkten und kreischten, als sie mich sahen. Viele hatten seit Stunden dagestanden, um einen sei es auch noch so kurzen Blick auf mich zu erhaschen. Ganz Malmö feierte. Alle warteten auf Zlatan, und ich bin in vielen Stadien aufgelaufen, die brodelten und dröhnten. Aber dies hier war etwas Besonderes; es war sowohl das Damals als auch das Heute.
Mein Leben kehrte zurück, und das ganze Stadion sang und rief meinen Namen. In jenem alten Dokumentarfilm Blådårar sitze ich in einem Zug und rede einfach drauflos:
»Ich habe etwas beschlossen«, sage ich. »Dass ich einen lila Diablo haben will, einen Lamborghini. Und auf dem Nummernschild soll stehen: Toys , Spielzeug … auf English.«
Es ist ein wenig kindisch. Ich war jung. Ich war achtzehn, und ein heftiges Auto war das Geilste, was es für einen Jungen wie mich gab, und die Welt lag offen vor mir. Aber diese Worte machten überall die Runde: » Hast du gehört, was dieser Zlatan da sagt, dieses Jüngelchen? Einen lila Diablo! « Das war lange her. Es war weit entfernt und dennoch auf eine Weise nah, und an diesem Abend im Malmö Stadion entrollten die Fans ein riesiges Tuch, das die ganze Tribüne ausfüllte, und ich starrte es an, und es dauerte eine Sekunde. Dann begriff ich. Es war eine Zeichnung von mir, und daneben ein Auto mit dem Nummernschild Toys .
»Zlatan, komm nach Hause. Wir besorgen das Traumauto«, stand da.
Das ging mir ans Herz, oder wie einer meiner Freunde einmal gesagt hat: Es ist alles ein Märchen. Es ist die Reise aus dem Vorort zu einem Traum. Kürzlich wurde mir ein Bild zugeschickt, ein Foto der Annelundsbron. Diese Brücke liegt am Rand von Rosengård, und jemand hatte ein Schild daran angebracht: » Man kann einen Typen aus Rosengård herausholen, aber man kann Rosengård nicht aus einem Typen herausholen « , stand da, und darunter: » Zlatan « .
Ich hatte keine Ahnung davon gehabt, es war mir völlig neu. Zu der Zeit war ich verletzt, ich hatte den Fuß verstaucht und fuhr für ein paar Tage nach Malmö und machte meine Reha. Ich hatte einen Physiotherapeuten aus Mailand dabei, und einen Nachmittag fuhren wir hinaus zu der Brücke, um uns das Zitat anzusehen. Es war ein sonderbares Gefühl. Es war Sommer und warm, ich stieg aus dem Wagen und sah auf das Schild und spürte, wie wirklich etwas mit mir geschah. Dieser Ort war ein besonderer.
Unter dieser Brücke war mein Vater überfallen worden und bekam seine Lunge punktiert. Nicht weit davon liegt der Tunnel, durch den ich zu Mutter am Cronmans väg gelaufen war, zwischen den Richtmarken der Straßenlaternen, und um mein Leben fürchtete. Es war das Viertel meiner Kindheit, es waren die Straßen, in denen alles angefangen hatte, und ich fühlte mich, wie soll ich es sagen? Groß und klein zur
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