Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire
Die Geschichte mit der Katze hatte ein Nachspiel, aber es sollte eine Weile dauern. Der Siegeszug des Hexers hielt unaufhaltsam an (dachten wir) und die begeisterten Leserbriefe stapelten sich immer höher auf Michaels Schreibtisch. Damals waren Verlage noch viel eher bereit, ein gewisses (Hüstel) Risiko einzugehen, und so stand schon bald die Frage im Raum (und in roten Leuchtbuchstaben auf meiner Stirn), warum dem Hexer eigentlich keine eigene Serie geben?
Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte. Unglückseliger Weise war da die Geschichte mit dem Manuskript, das ich pünktlich einen Tag nach dem unwiderruflich allerletzten Termin abgeliefert hatte (den drei M’s die Geschichte von der Katze und der Computertastatur zu erzählen, habe ich mir gespart – sie hätten sie sowieso nicht geglaubt). Redakteure glauben niemals einer Ausrede, und wenn sie wahr ist, schon gar nicht, und in der Diskussion, die der endgültigen Entscheidung, dem Hexer eine eigene Serie zu geben, vorausging, fielen so hässliche Worte wie »Pünktlichkeit«, »Zuverlässigkeit« und »Drucktermine.«
Spaß beiseite: Natürlich muss ein Verlag dafür sorgen, dass eine regelmäßig erscheinende Serie auch regelmäßig erscheint (fragen Sie den Redakteur dieser Sammler-Edition, er weiß, was ich meine …), und ich hatte damals schon das eine oder andere Angebot, Bücher zu schreiben oder in anderen Serien mitzuarbeiten, so dass allen (außer mir) klar war, dass eine regelmäßig erscheinende 14-tägige Serie vielleicht ein bisschen viel für mich allein war. Langer Rede, kurzer Sinn: Rolf Schmitz, der damalige Cheflektor, bestand darauf, mindestens einen, besser aber mehrere Co-Autoren in die Serie einzuarbeiten und vielleicht auch ein paar Bände »auf Vorrat« schreiben zu lassen, nur für den Fall, dass ich krank werden, mir eine neue, noch dürrere Katze zulegen für die Konkurrenz arbeiten oder sonst wie ausfallen könnte, und letzten Endes musste ich zähneknirschend zustimmen.
Als allererster stand Frank Rehfeld zur Debatte (der auch recht bald dazu stieß), aber der erste Roman eines »Fremdautors« kam dann doch von anderer Seite – und vollkommen überraschend. Ich war damals mit Elmar Wohlrath und seiner Frau Iny Klocke befreundet, zwei »Fandom«-Autoren, die schon die eine oder andere Story in Fanmagazinen und kleineren Publikationen veröffentlicht hatten. Ich weiß selbst nicht mehr warum, aber irgendwie erzählte ich ihnen von der Entscheidung des Verlages, Co-Autoren zu suchen – und Elmar legte mir ungefragt ein fertiges Hexer-Manuskript vor, das er »nur so zum Spaß« geschrieben hatte …
Ich las es, war platt vor Staunen – und bequatschte Michael, es sofort einzuplanen.
Leider blieb es (aus persönlichen Gründen) der einzige »Gastauftritt« der beiden. Aber keiner, für den sie sich schämen müssten.
Ganz im Gegenteil.
Sie finden es in diesem Band.
Viel Spaß!
Dieser Band enthält die Hefte:
Der Hexer 4: Bote vom Ende der Nacht
Der Hexer 5: Die Chrono-Vampire
Der Hexer 6: Labyrinth der weinenden Schatten (Wolfgang Hohlbein zusammen mit Elmar Wohlrath)
Langsam kehrte sein Bewusstsein ins Leben zurück. Er war tot gewesen. Sein Körper war zerstört worden, nicht zum ersten Mal, aber so gründlich und brutal wie nie zuvor in seinem Jahrhunderte alten Leben. Er erinnerte sich vage an den Schmerz; einen Schmerz, wie er ihn niemals zuvor verspürt hatte, grausam und alles übertreffend, was er bisher empfunden hatte.
Und er erinnerte sich an den Mann, der ihn getötet, der seinen Körper in einer tosenden Flammensäule vernichtet hatte.
Robert Craven, der Hexer …
Dann verging die Erinnerung an den Schmerz und gleichzeitig, wie um sie zu ersetzen, erwachte ein anderer, neuer Gedanke in ihm. Der Gedanke an Rache.
Trotz allem, was man sich über ihn erzählte und über ihn dachte, war ihm dieses Gefühl neu. Er war niemals in seinem von Finsternis erfüllten Leben in eine Situation gekommen, in der er Vergeltung nötig gehabt hatte, weil er jeden Schmerz und jede Beleidigung sofort und grausam bestraft hatte.
Jetzt, Bruchteile von Sekunden, ehe sein Geist die Fesseln der Bewusstlosigkeit endgültig abstreifte, verspürte er dieses Gefühl zum ersten Mal in seinem Leben, einen Wunsch, der wie ein unstillbares Feuer in ihm brannte, ihn verzehrte und einen schwer zu beschreibenden, körperlosen Schmerz in seiner Seele zurückließ.
Dann öffnete er die
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