Ich brauche dein Lachen
Timothy überzeugt hatten, dass er seinen Schlaf brauchte.
„Meine Eltern werden bald zurück sein“, sagte Holly zu Rio, als sie auf dem obersten Treppenabsatz standen.
„Nein. Sie verbringen die Nacht im Stadthotel.“
Holly blinzelte verwirrt. „Wie bitte?“
„Ich war gestern Nachmittag schon einmal hier, als du mit Timothy einkaufen warst“, sagte Rio. „Deine Eltern baten mich herein und nahmen mich in die Mangel. Sie schlugen vor, ich sollte heute Abend wiederkommen, wenn sie weg wären. Sie fürchteten jedoch, das würde uns nicht genug Zeit lassen, unsere Differenzen auszudiskutieren.“
„Ich fasse es nicht. Mum und Dad haben mir kein Sterbenswörtchen davon gesagt!“
„Man machte mir klar, dass es ein Kampf werden würde, dich so weit zu bringen, zu mir zurückzukehren. Deshalb kam ich auf die Idee mit dem Hotel.“
„Du hast sie aus ihrem eigenen Haus geschickt?“, rief Holly entsetzt aus. „Sie haben in ihrem ganzen Leben noch nie in einem Hotel übernachtet!“
„Ich weiß … sie haben es mir gesagt.“ Rio lächelte amüsiert. „Und deine Mutter war vor Freude ganz aus dem Häuschen bei dieser Aussicht.“
„Du bist so raffiniert. Du hast sie auf deine Seite gebracht …“
„Wir sind quitt. Du hast meine Mutter auf deine Seite gebracht“, sagte Rio.
„Den Teufel habe ich …“
„Ist das dein Schlafzimmer? Oh, ich liebe die vielen Blumen und Rüschen“, neckte Rio sie, nahm ihre Hand, zog Holly ganz langsam über die Schwelle und schloss leise die Tür.
Achtzehn Monate später warf Holly einen Blick in das Kinderzimmer im Stadthaus und sah Alice Lombardi buchstäblich umzingelt von kleinen Kindern. Ihre Schwiegermutter saß zwischen den Bettchen der Zwillinge, hatte Timothy auf dem Schoß und las laut eine Geschichte vor.
Timothy war fast zweieinhalb Jahre alt, und erst am Tag zuvor hatte sich Hollys und Rios sehnlichster Wunsch erfüllt. Jeff hatte ihr Gesuch nicht angefochten, und das Gericht hatte ihren Adoptionsantrag bewilligt. Alice war eigens von Florenz herübergeflogen, um der Verhandlung beizuwohnen. Rio war jetzt offiziell Timothys Adoptivvater, und Timothy hatte dasselbe Recht auf den Namen Lombardi wie seine kleinen Geschwister Amalia und Battista. Dieses Ereignis hatten sie am Vorabend alle zusammen mit einem besonderen Essen gefeiert.
Holly verließ das Kinderzimmer und ging ins Schlafzimmer zu Rio. Er hatte gesagt, er müsse vor dem Abendessen noch duschen.
„Es ist immer dieselbe alte Geschichte. Ich weiß gar nicht, weshalb ich mir die Mühe mache, mich für dich anzuziehen, wenn du nach Hause kommst“, neckte Holly ihn.
Lachend warf Rio den Kopf zurück, dann küsste er sie, bis sie ganz außer Atem war.
Holly blickte auf und sah ihm in die Augen, aus denen Liebe, Achtung und Zärtlichkeit sprachen. Er bewunderte sie, und sie wusste es.
„Ich muss eine Glückssträhne haben, tesoro mio .“ Rio presste sie mit seinen kräftigen Händen an seinen schlanken, muskulösen Körper.
„Nicht heute Abend, leider“, erwiderte Holly bedauernd, bemüht, vor Verlangen nicht zu erschauern, um ihn nicht noch mehr zu ermuntern. Doch es fiel ihr sehr, sehr schwer, da ihr Widerstand gleich null war. „Hast du vergessen, dass Alice bis morgen bleibt?“
„Und heute auswärts mit Freunden zu Abend isst“, erinnerte Rio sie mit einem amüsierten Lächeln.
Holly sah ihn verliebt an, legte die Hände um ihn, besitzergreifend, stolz und ganz schwindlig vor Glück. Es verging eine sehr lange Zeit, bevor einer von ihnen ans Essen dachte.
– ENDE –
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