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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Die Frau namens Nona hält sich neben der Tür zu der Kammer auf, in die wir uns zurückgezogen haben. Fackelschein erhellt den Raum. In einer Ecke liegen Decken und Teppiche am Boden, als hätte jemand hier geschlafen.
    Cuyo schaut unschlüssig. Sein Mund zuckt.
    »Was ist?« dränge ich. »Lügt er, oder stimmt es, was er sagt?«
    »Ich . weiß es nicht«, ringt der Bleiche mit den edlen Zügen und dem perfekt modellierten Körper sich eine Antwort ab. Noch immer weiß ich nicht, warum er mir so ergeben ist. Aber ich bediene mich seiner Demut ohne jeden Skrupel.
    »Was heißt das?«
    »Ich wurde vom Kelch getauft - aber von deiner Herkunft weiß ich nichts.«
    »Wo ist dieser Kelch?« wende ich mich an Landru.
    »Er existiert nicht mehr.«
    »Das soll ich glauben?«
    »Es ist so.«
    »Er muß von einem besonderen Wesen erschaffen worden sein, wenn ihm solche Macht innewohnte . Wem gehörte er?«
    Sein Zögern ist kaum merklich, und sehr unterschiedlich interpretierbar. »Uns.«
    »Uns?« frage ich.
    »Uns beiden.«
    Ich schüttele den Kopf. »Dir und mir? Das glaube ich nicht!«
    »Aber es ist wahr. Du und ich, wir waren die Hüter jenes Kelchs. Seine Bewahrer. Und wir wechselten uns darin ab, von Ort zu Ort zu reisen, um Geschöpfe zu schaffen, die unsere Macht mehren, unsere Herrschaft festigen sollten .«
    Wieder wende ich mich an Cuyo.
    »Er war allein, als er damals zu uns kam und zu Vampiren machte«, berichtet er. »Du warst nicht bei ihm.«
    Weder bestätigt, noch widerlegt das Landrus Behauptungen.
    »Wenn du die Wahrheit sagst, warum dann dieses erbärmliche Spiel?« frage ich ihn. »Nein, ich glaube dir nicht! Du bist ein Intrigant, ein Betrüger, dessen Absicht ich nicht kenne. Und sie ...«, ich wende mich Nona zu, »sie redet dir nach dem Mund! Von Cuyo weiß ich, daß Sie deine Anweisungen an die Kelchkinder überbrachte. Wer ist sie? Deine hörige Geliebte?«
    »Sie ist«, antwortet er mit fester Stimme, »unser Mündel.«
    Nona blickt bei diesen Worten zu Boden. Aus Scheu - oder weil sie seine Worte nicht als neuerliche Lüge entlarven will?
    »Mündel?«
    »Unser Findelkind. Wir nahmen sie vor langer Zeit an Kindes statt bei uns auf, weil wir keine eigenen Kinder bekommen können.«
    »Aber sie ist nicht wie wir.«
    »Nein. Sie trinkt kein Blut, und den Fluch konnten wir nie von ihr nehmen.«
    »Welcher Fluch?«
    Er erklärt es mir. Nona ist Mensch und Wolf in einem. Eine Wer-wölfin.
    Ich höre mir alles an, bis die Ungeduld ein Ende setzt. Längst habe ich begriffen, daß Cuyo mir keine Hilfe ist - weil sich alles, was Landru mir auftischt, seinem Wissen entziehen muß. Er kann nur beurteilen, was das ureigene Geschick Mayabs betrifft.
    »Wenn all dies wahr wäre, warum dann diese Farce? Warum hast du mir nicht einfach die Wahrheit gesagt?«
    Die Verzweiflung, die er mir weismachen will, wirkt beinahe komisch. Aber ich halte meine Gefühle im Zaum.
    »Weil«, antwortet er, »es nichts genützt hätte, dir einfach zu sagen, wer du bist. Du solltest selbst zu dir finden. Selbst wieder ein Gefühl für deine Persönlichkeit entwickeln! Du kannst jemandem, der seine Erinnerung verloren hat, lange Vorträge darüber halten, wer er einmal war - aber er wird dadurch nicht wieder dieselbe Person. Sein früheres Lebens wird für ihn wie das eines anderen klingen, das er danach zwar kennt, aber doch niemals als das eigene annehmen wird . Stimmst du mir wenigstens darin zu?«
    Das muß ich wohl, denn es klingt plausibel.
    »Wie sollte es hier in Mayab weitergehen?« frage ich. »Mit mir?«
    »Du solltest das Herrschen wiedererlernen. Ich wollte dich zu Taten zwingen, die deine verschütteten Erinnerungen schließlich freigelegt hätten! Dafür übernahm ich die Rolle dessen, der kein Erbarmen, kein Mitleid kennt, auch nicht gegen die eigene Brut. Stets hoffte ich, daß du dich wieder aus eigener Kraft entsinnst, welch große Vergangenheit hinter uns liegt - und welche große Zukunft vor uns liegen könnte. Vereint gehört uns die Welt! Aber ohne dich an meiner Seite ist alle Macht nichts wert! Auch Nona vermißt dich - die, die du einmal warst . .. «
    Ich sehe ihn an. Waren die Schocks, denen er mich unterzog, wirklich nur dazu da gewesen, die Mauern um meine Erinnerung niederzureißen?
    Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.
    »Was hat uns überhaupt die Erinnerung geraubt?« stelle ich die nächste Frage. »Was geschah in jenem Kloster, dessen Untergang wir nur knapp entgingen?«
    »Du wirst alles

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