Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
grimassenhaft verzerrten, als streife sie nicht nur ein Blick, sondern ein Feuerodem, wie jener, der den Palast in Schutt und Asche gelegt hatte. »Und wie ihr sehen könnt ...«
    Orientes Mund klaffte auf. »Mutter .« Dann schnappten ihre Kiefer wieder zusammen, als hätten stählerne Federn sie bewegt und die Vampirin sich etwas erinnert, was jedes Weiterreden sinnlos machte.
    Und gefährlich.
    »Wo warst du?« Landru blieb ganz nah vor Lilith stehen. Dadurch hatte er nicht nur räumlich Distanz zwischen sich und die Vampi-rinnen gebracht.
    Der Ausdruck in Liliths Gesicht war völlig verändert. Und als sie seine Frage mit den Worten »In der Hölle!« beantwortete, war Land-ru wegen ihrer eigenartigen Betonung tatsächlich kurz überzeugt, sie würde sich ebenso an ihre wahre Identität erinnern wie er selbst. Als wüßte sie wieder, was sich hinter dem Tor im Monte Cargano ereignet hatte, in Luzifers Alptraumreich .. . 4
    Doch dann streckte sie den Arm aus und zeigte hinüber, wo die geschwärzte Ruine stand, und er begriff, welche Hölle sie meinte.
    Er nickte, wieder gefaßt, und sagte: »Du hast überlebt, nur das zählt! Komm, laß dich umarmen - und dann erzähl mir in Ruhe, wie das passieren konnte!«
    Er breitete seine Arme aus, und Lilith lachte. Verächtlich. Vibrierend vor Zorn!
    »Was ist?« Landrus Augen fanden Nona, die wenige Schritte hinter Lilith stand, neben ihr Cuyo, den Landru ebenfalls für tot gehalten hatte. Der gläserne Blick des Vampirs und Nonas unübersehbare Verunsicherung machten ihm endgültig bewußt, daß die Erleichterung über das Wiedersehen mit Lilith nicht ungetrübt bleiben würde. »Was ist?«
    Sein scharfer Ton schnitt das Gelächter der Halbvampirin ab. Die Wut und Verachtung in ihren Zügen wurden abgelöst von . Ekel. Als sie neuerlich an Landru vorbei zu den drei Blutsschwestern blickte.
    »Wollt ihr es ihm selbst sagen?«
    »Wovon sprichst du, Mutter?« Atitlas verkrampfte Muskulatur löste sich. Sie formte eine Unschuldsmaske.
    Lilith nickte. »Ich wußte, daß ihr dazu zu feige seid. Aber was habt ihr wohl zu fürchten von einem, der mich selbst belogen und betrogen hat ...?«
    »Mutter, du ...« Atitla trat einen Schritt vor und meinte, an Landru gewandt: »Die Hitze und was immer sie noch erdulden mußte, hat ihrem Verstand Schaden zugefügt. Hoher Vater, laß mich um sie kümmern. Ich werde ihr -«
    »- ein Gift servieren, das besser wirkt als jenes, das ihr mit einem heimtückischen Pfeil auf mich geschossen habt? Das eure ruchlose Absicht vollendet?«
    »Wovon redest du?« Landrus Augen waren mit dem Fortgang des Wortwechsels zwischen Atitla und Lilith immer schmäler geworden. »Von welchem Gift ist die Rede? Atitla!«
    »Sie redet irre, Vater. Die Ärmste muß -«
    »Sie sagt die Wahrheit, Hoher Vater! Wir alle haben dein Vertrauen auf das Schmählichste mißbraucht! Denn als du fortgegangen bist, sahen wir eine Gelegenheit, uns ihrer zu entledigen!« Cuyos Stimme war voller Bitterkeit, als reute ihn die Tat, der auch er sich schuldig gemacht hatte, wahrhaftig.
    Landru stand sekundenlang wie vom Donner gerührt da.
    Atitlas kreischender Widerspruch, die boshaften Beleidigungen, mit denen sie nun auch ihren Bruder belegte, schien gar nicht in sein Bewußtsein zu dringen. Wie eine jener steinernen Stelen, die den Tempel schmückten, ragte er aus dem Boden der Plattform heraus.
    Lilith schwieg, als wollte sie geduldig seine Reaktion abwarten. Die erfolgen mußte. Und kam.
    »Ihr Wahnsinnigen!« Landrus Stimme schien nicht nur ihn selbst, sondern auch die überall nistenden Schatten zu beleben. »Wie konntet ihr das tun? Gerade habe ich euch verziehen, da ...«
    Er sprach nicht weiter, verwandelte sich in ein Bildnis der Rache. Da erreichte ihn Liliths Häme.
    »Gehört das immer noch zum Spiel?« fragte sie.
    Er ruckte herum.
    »Spiel?« brodelte es aus seinem Rachen. Er war jetzt nur noch Vampir, kein Quentchen Mensch mehr, hatte die Fassade aus bemühter Güte und väterlicher Vergebung fallenlassen.
    »Sie weiß, was du uns aufgetragen hast, Hoher Vater«, antwortete Cuyo an ihrer Stelle. »Ich habe ihr von dem Plan, den Nona überbrachte, erzählt. Ich habe ihr von dem Kelch erzählt, der uns wirklich in dieses unsterbliche Leben geboren hat - und nicht ihr Schoß.«
    * 
    Ist mein Name überhaupt Lilith? Stimmt wenigstens das?
    Ich fühle mich umgeben von Feinden. Umgeben von Niedertracht und Heimtücke.
    »Ich kann dir alles erklären«, sagt der Mann, dem

Weitere Kostenlose Bücher